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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 9/10
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Witte, Fritz: Von unserer Paramentik einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0167

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1913. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9/10.

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ebenso dankbares Feld, wie die Rückseite
einer Kasel. Die Vertikalstäbe, meistens
breiter genommen wie der Kaselstab, er-
fahren eine ähnliche oder gleiche Behandlung
wie letzterer. Auch beim Chormantel sehe
man auf möglichste Elastizität und verzichte
auf das jede Form vernichtende Steifleinen
als Unterlage. Und der schweren, dicken
Lämmchen mit gekräuselter, hoch aufliegen-
der Wolle, vielleicht sogar mit silbernem

den Mantelschild in prächtiger Raumfüllung
allerlei symbolischer und ornamentaler
Schmuck angebracht ist, Seraphinen,Glocken,
Lilien usw. Siegehenzumeistunterdem Namen
„englische Arbeiten" in den kunsthistorischen
Werken und Musterbüchern um, sind in
Wirklichkeit aber sicherlich auch in Flandern
hergestellt worden*). Für die Anlage der Be-
stickung bieten sie uns die allerbesten An-
haltspunkte und Anregungen (Abb. 15).

Abb. 24. Neue Kasein. Stickerei auf Samt. M. Peters, Neuß. (Nach Modellen). Abb. 25.

Köpfchen, haben wir nachgerade auch ge-
nug, man darf hier allmählich in den reichen
Schatz der Gestaltungsmöglichkeiten tief
hineingreifen, um dem Schema aus dem Wege
zu gehen. Der Chormantel mit seinen großen
Flächen ist recht sehr' geeignet, den bereits
der Kasel erbetenen Schmuck zu übernehmen,
eine rhythmisch angeordnete Bestickung
durch Ornamente, Figuren usw. Auch hier
hat uns das Mittelalter und auch die Barock-
zeit eine Reihe klassischer Vorbilder über-
liefert. Vornehmlich eine stattliche Gruppe
von Mänteln ist uns erhalten, auf denen um

Welche Reize und welch pomphafte Wir-
kung erzielt der neue Chormantel der Chor-
herren von Klosterneuburg bei Wien (S. Abb.
Taf. VII u. VIII). Hier sind die richtigen Konse-
quenzen aus der Kenntnis des Alten gezogen,
praktische Brauchbarkeit vereinigt sich mit
der Pracht der Wirkung, das Reichste und

*) Verfasser nahm die Umtaufe erstmals vor in
dieser Zeitschrift, Jahrgang XXIII, Sp. 213 ff. In der
„Christlichen Kunst" (München) 1913, S. 44, sucht
P. Braun S. J. neuerdings denselben Nachweis zu er-
bringen, ohne auf die angeführte früher erfolgte Fest-
stellung an dieser Stelle hinzuweisen.


 
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