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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 9/10
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Witte, Fritz: Von unserer Paramentik einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0176

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1913. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9/10.

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das Paramentengeschäft oder die Berufs-
stickerin für die Ausführung der kirchlichen
Gewänder in Frage kommt und nicht mehr
die Dilettantin, die immerhin doch aus Lieb-
haberei und Liebe zur Kirche ihre Kunst-
fertigkeit in den Dienst der guten Sache
stellt. Leider! Die Paramentik verliert da-
durch vieles von ihrer Poesie und, was noch
bedeutsamer ist, von ihrem künstlerischen
Charakter. Es ist aber nicht zu leugnen, daß
von Seiten der Paramentenstickereien viel-
fache Anstrengungen in der letzten Zeit ge-
macht worden sind, für gutes Geld auch gute
Arbeit zu leisten; und wenn die Besteller so
einsichtig wie willig werden, so werden wir
über einige Jahre auch von einer neuzeit-
lichen und zugleich wirklich kirchlichen Stick-
kunst und Bekleidungskunst sprechen kön-
nen. Wo der gute Wille vorhanden ist, und
das technische Können wie künstlerisches
Verständnis die Grundlage abgeben, da er-
reicht die Arbeit immer ein bemerkenswertes
Ziel. Und das Weben- und das Stickenkönnen
ist heute erreicht, das erweisen die bereits

entstandenen Arbeiten, die in nichts den
Leistungen früherer Zeiten nachstehen (S.
Abb. 22ff.).

Beides nutze man im Dienste und im
Sinne unserer Zeit, nach wie vor unter der
Führung und Kontrolle dessen, was unserer
Väter Kunstsinn und Glaubenseifer ge-
schaffen haben. Was erreicht werden kann
ohne zu kopieren, das zeigen genugsam die
von Künstlerhand in den letzten Jahren ge-
fertigten Paramente, von denen wir hier
einige in Abbildungen vorführen. Auch hier
erweist sich die junge Zeitkunst als lebens-
fähig und lebenswürdig, als eine willige und
fromme Dienerin der Kirche und ihrer wun-
dersamen Liturgie. Darum wird ihr auch die
Zukunft gehören und ein ehrenvoller Platz
in der Geschichte der kirchlichen Kunst.*)

Köln. Fritz Witte.

*) Nach Drucklegung kommt mir ein Hirtenschreiben
Sr. Exzellenz des Bischofs Antonius von Henle, Regens-
burg, zu Gesicht. Wir können dem Oberhirten nicht
dankbar genug sein für seine warme Befürwortung der
neuzeitlichen christlichen Kunst. Wir werden an
dieser Stelle auf das Hirtenschreiben zurückkommen.
 
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