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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Strzygowski, Josef: Der Kiosk von Konia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0017

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Der Kiosk von Konia.

Professor Georg Jacob schreibt mir dazu, das Wort bedeute etymologisch vielleicht
Vorsprung, d. h. vorspringende Ecke, und werde angewendet auf Aussichtspavillons, die
sich palastartig entwickeln können.1 Für den Kunsthistoriker entsteht nun die Frage:
Läßt sich die Anwendung
solcher Kioske nicht über das
12. Jahrhundert, die Zeit,
welcher der Kiosk von Konia
angehörte, zurückverfolgen?

Das älteste mir be-
kannte Beispiel dürfte der be-
rühmte Kiosk von Philae sein,
der allerdings freisteht und
nicht auf einen turmhohen
Unterbau,gesetzt ist. Er liegt
am Rande einer Terrasse und
gewährt den Blick auf den
breitströmenden Nil. An der
Vorderseite öffnen sich drei,
seitlich vier Interkoliunnien.
Das Baumotiv dürfte der alt-
ägyptischen Kunst ebenso fremd
sein, wie dem Lande dessen, der
damals Herr von Ägypten war,
dem Kaiser Trajan und Rom.
Vielmehr wird schon der Kiosk
von Philae einenpersischen Bau-
gedanken in ägyptischer Ein-
kleidung darstellen.

Persischen Ursprunges
war jedenfalls eine ähnliche
Anlage, die sich der Sohn des
türkischen Statthalters Ahmed
ihn Tulun auf der Höhe des

1 Professor Jacob bemerkt
dazu: Die Türken unterscheiden am
Bosporus zwischen kösk und jaly. Der
kösk liegt auf der Höhe landeinwärts,
der jaly unmittelbar am Strande.
Haben beide denselben Besitzer, so Abbildung 2. Der Kiosk von Konia. (Nahsicht nach einer von
stehen sie bisweilen durch einen M. van Berchem freundlich zur Verfügung gestellten Aufnahme.)
großen Park in Verbindung. Der Palast

des regierenden Sultans heißt jedenfalls deshalb Kjosk, weil er auf der Höhe liegt. Daß der Begriff der freien Aus-
sicht bei dem Worte wesentlich ist, zeigt die Benennung der Feuerwarten: jan-(yn (Feuersbrunst) köslcü, die z. B.
auch auf den Galataturm Anwendung findet. Eine bestimmte Bauform wird durch das Wort kaum ausgedrückt.
So bezeichnet es z. B. auch einen erkerartigen Aussichtsbalkon. Nach den Wörterbüchern heißen kösk auch die
für den Sultan in öffentlichen Gebäuden reservierten Räume, von denen mir jede Anschauung fehlt. Türken
habe ich augenblicklich nicht hier (Erlangen); aus denen würde ich vermutlich noch mehr herausbringen.
 
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