Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

DOI Artikel:
Haupt, Albrecht: Die äussere Gestalt des Grabmals Theoderichs zu Ravenna und die germanische Kunst, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0028

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16 Albrecht Haupt-Hannover.

Es findet sich dort, ziemlich versteckt, ein Teil eines Bogens, daran eine Basis
mit einem Stückchen einer kleinen gewundenen Säule, — oben darüber ein kurzer Teil
eines horizontalen Gesimses. Der Bogen ergänzt hat eine lichte Weite von 0,80 m.
Am Monument ist jede Seite des oberen Zehnecks bekanntlich durch eine flache recht-
winklige Blende gegliedert, die ziemlich genau 0,80 m breit ist.

Das Nähere ergibt die Zeichnung; kurz — dieser Bogen, über die Blende ge-
paßt, füllt den Raum über der Blende bis zu dem Bandgesims völlig gut und genau
aus; zwischen dem Bogenfuß und den Konsolen ergibt sich eine Lücke, in die jenes
(heute fehlende) horizontale balkenartige Stück passen würde, das von den genannten

Eisenhaken getragen
wurde, nachdem die
Konsolen versagten.

Der architekto-
nische Charakter der
Bogendekoration und
des Ornaments ent-
spricht genau dem der
fraglichen Epoche. In
den Zwickeln liegen
durchbrochene Wein-
blätter mit Trauben
ganz derselben Art,
wie sie an dem Ambo
in S. Teodoro erschei-
nen; und für diese
durchbrochene Deko-
ration war ein tiefer
rauher Grund, wie er
am Denkmal existiert,
sehr passend.

Abbildung 5. Ostgotische Architekturslücke im Museum zu Ravenna. Nach den Ecken

des Zehnecks zu ver-
tieft sich dieser Grund stark, ganz von selbst. Daher mußte er auch über den Kon-
solen entsprechend besonders zurückgearbeitet werden. Da finden sich denn auch rauhe
tiefe Rinnen eingehauen, die man früher als den Beweis dafür ansah, daß da kleine
Säulchen eingebunden hätten. Aber just das Gegenteil ist hier notwendig: diese tiefen
Rinnen gebrauchte man, um an den flachsten Stellen das gleiche Relief zu erzielen,
wie an den höchsten, den Ecken.

Das einzige, was nicht ganz paßt: der Umstand, daß die Dekorationsbögen nicht
völlig konzentrisch mit den eingehauenen Bögen sind, ist ohne Belang. Denn die unteren
(vertieften) wurden von den aufgelegten Bögen so bedeckt, daß ihre Form ganz gleich-
gültig war; sie wurden vorher eingehauen und die bedeckende Dekoration selbständig
hergestellt. So brauchten die unteren Bögen nur ungefähr anzudeuten, wohin die
oberen zu setzen waren.1

1 Es braucht aber nicht einmal behauptet zu werden, daß jenes Bogenstück direkt vom Monu-
 
Annotationen