Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

DOI Artikel:
Haupt, Albrecht: Die äußere Gestalt des Grabmals Theoderichs zu Ravenna und die germanische Kunst, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0053

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die äußere Gestalt des Grabmals Theoderichs zu Ravenna und die germanische Kunst. 41

Flachornarnent im Friese des Theoderich-Grabmales. Von dem unten eingekehlten
echten Balkenprofile (Abb. 14a) spricht freilich niemand; vielmehr ist bis heute — leider
gerade von Deutschen und Nordgermanen — unsäglich viel Mühe und Tinte darauf ver-
wandt, um zu beweisen, daß

dieser Schmuckfries alles an-
dere sei, nur nicht germanisch.
Er soll römisch, griechisch, sy-
risch — Gott weiß was alles
sein — natürlich «korrum-
piert» —, während auch der
Vollblut - Italiener Corrado
Ricci völlig der Ansicht ist,
daß man es hier mit einer ori-
ginalen Zierform der Ostgoten
zu tun habe, und die unver-
kennbare Ähnlichkeit ihrer
Linienführung mit der in Abbildung 19. Fries am Theoderich-Grabmal,

dem wundervollen ostgotischen

Schmuckteil (Abb. 20) — der von Theoderichs Rüstung stammen soll — als völlig
überzeugend bezeichnet.

Merkwürdigerweise folgert auch ß. Salin1 aus dem Umstände, daß der weiter
unten in den Blenden sitzende Zierstab (Abb. 22) tatsächlich ein erstarrtes Herzlaub zu

seiu scheint, wenigstens nicht gut anders erklärt
werden kann, daß das obere «Zangenorna-
ment» etwas ähnliches sein dürfte; er zieht
wenigstens diese Erklärung vor, obwohl er
selber eine große Zahl ganz charakteristischer
Belege dafür beibringt, daß die eigentümliche
Form eines stehenden spitzwinkligen Dreiecks
mit einem Rund an der Spitze in den altnor-
disch germanischen Ziergegenständen eine
äußerst verbreitete Zierform ist; und zwar in
Skandinavien, Ostpreußen, Rheinland, Eng-
land, aber auch Südrußland. Und auch jenen
Goldharnisch aus Ravenna rechnet er dazu.

Trotzdem schreibt er, das Gebiet seiner
örtlichen Verbreitung sei ein ganz anderes
als das, wo die Goten seßhaft gewesen seien.

Ich bin außerstande, diese Schlußfolgerung als
Abbildung -20. ' 00

Harnisch des Tbeoderich. Museum Ravenna. richtig anerkennen zu können, — denn gerade

Südrußland und Ravenna sind doch die Ört-
lichkeit der Gotenansiedlung gewesen. Und wie unendlich klein ist heute immer noch
unsere Kenntnis des einst von germanischer Kunst vorhanden Gewesenen! Was birgt
der Boden noch alles! Daher genügt vorläufig das auch von Salin zugegebene ein- oder

i Bernh. Salin, Die altgermanische Tierornamentik, S. 159.
Zeitschrift für Geschichte der Architektur. I.
 
Annotationen