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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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54

Baugeschichte der Kirche St. Karl Bor-
romäus in Wien im XIX. Jahrhundert. Ein

Beitrag zur praktischen Denkmalpflege von Dr.
Karl R. Holey. Sonderabdruck aus der Ztschr.
d. öst. Ing.- u. Archit.-Vereins, Jahrg. 1907, No. 29
u. 30, mit 3 Tafeln u. 19 Abbildungen. Der gut
geschriebene, hübsch illustrierte Aufsatz besitzt in
dem geschichtlichen, auf Aktenstudium beruhen-
den Überblick über in den Jahren 1814—17,
1836/37 und 1865/67 stattgehabte Restaurierungen
für uns ein geschichtliches Interesse, das spätere
Generationen auch auf die Mitteilungen über die
seit 1903 im Gang befindlichen Restaurierungs-
arbeiten ausdehnen werden. Holey überzeugt uns
von der peinlichen Gewissenhaftigkeit, mit welcher
die einschlägigen Behörden und ihre Organe an
den Bau Fischer von Erlachs Hand anlegen. H.

Chronik.

Prälat Dr. Friedrich Schneider, Mainz f.

In der Morgenstunde des 21. September ver-
schied Monsignore Dr. Friedrich Schneider, päpst-
licher Hausprälat, Apostolischer Protonotar und
Senior des Mainzer Domkapitels, in seinem 72.
Lebensjahre. Schmerzliche Überraschung brachte
diese unerwartete Kunde nicht nur für seine Vater-
stadt Mainz und seine engere Heimat; weit über
die Grenzen Deutschlands hinaus betrauert die

wissenschaftliche Forschung in dem Verstorbenen
den Verlust einer ganz hervorragenden genialen
Kraft, die auf den verschiedenen Gebieten kunst-
und kulturgeschichtlicher Forschung mehr als ein
Menschenalter hindurch sich lebhaft betätigt hat.
Friedr. Schneider war geboren am 7. Aug. 1836
zu Mainz. Er entstammte einer alten Mainzer
Kaufmannsfamilie nnd widmete sich anfänglich
dem väterlichen Berufe. Bald aber wandte er
sich, seiner idealen Beanlagung folgend, dem Stu-
dium der Theologie und Philosophie zu; am 12. Aug.
1859 wurde er zum Priester geweiht. Neben seiner
geistlichen Berufstätigkeit als Mitglied des Mainzer
Domkapitels widmete er sich schon frühzeitig mit
dem unermüdlichen Eifer und der feurigen Be-
geisterung, die er sich bis an sein Lebensende
gewahrt hatte, in erster Linie der kunstgeschicht-
lichen und archäologischen Forschung. Auf diesem
Gebiete war Schneider ein Selfmademan, der
bald zu einer allgemein anerkannten Autorität
wurde.

Die Festschrift, die ihm im verflossenen Jahre
zum 70. Geburtstage von seinen Freunden und
Verehrern gewidmet wurde, gibt ein deutliches
Bild von Schneiders vielseitigen Interessen und
den weitreichenden geistigen und freundschaft-
lichen Beziehungen, die er zu der Gelehrtenwelt
des In- und Auslandes unterhielt. Unter der statt-
lichen Zahl der Mitarbeiter — die Festschrift setzt
sich aus 52 Beiträgen zusammen — finden sich die
hervorragendsten Namen vertreten. Die in diese
Festschrift eingereihte Bibliographie Fr. Schneiders,
die bis zum Jahre 1859 zurückreicht, zählt, ohne
erschöpfend sein zu wollen, 338 seiner Schriften
auf. Insbesondere ist es unter den bildenden
Künsten das Gebiet der Architektur, zu dem
ihn schon frühzeitig eine ganz besondere Neigung
hinzog, und hier zeugen seine Darstellungen nicht
nur von einem ausgedehnten Wissen, sondern auch
von praktischer Erfahrung. Seine Verdienste um
die Wiederherstellung des Mainzer Domes
und die Klarlegung seiner Baugeschichte sind
allgemein bekannt. Die Resultate jahrelanger
Untersuchungen, die er anläßlich des nötig ge-
wordenen Umbaues der Ostpartie des Baudenk-
mals in den Jahren 1871—78 dort selbst anstellte,
womit er zugleich umfängliche archivalische For-
schungen verband, hat er niedergelegt in dem
Werke: «Der Dom zu Mainz, Geschichte und Be-
 
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