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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Holey, Karl R.: Österreichisches Referat
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0088

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7G

Leiche eines Weibes in einem ganz dürftigen Hause,
das, abgesehen von Silber- und Perlenschmuck,
zehn Schmuckgegenstände aus reichem Golde trug.
Von überaus glücklichem Erfolge war auch die letzte
Grabung Sellins im Frühjahre 1907 in Jericho be-
gleitet; über die höchst bedeutsamen Ergebnisse
dieserletzlen Fahrt gab Professor E. Sellin einen vor-
läufigen Bericht in einem Vortrag im Verein Eranos
Vindobonense an der k. k. Universität in Wien.

Die Arbeiten der österreichischen Regierung
in Ephesos erhielten eine monumentale Darstellung
in den «Forschungen in Ephesos», veröffentlicht
vom Österreichischen Archäologischen Institut.
Der 1906 erschienene erste Band enthält von dem
kürzlich verstorbenen 0. Benndorf eine einleitende
Studie: «Zur Ortskunde und Stadtgeschichte» und
behandelt in den weiteren sieben Abschnitten
die seldschukischen Bauwerke in Ajasoluk (George
Niemann, mit epigraphischen Beiträgen von Josef
von Karabacek), den Viersäulenbau auf der Ar-
kadiane-Straße (von Wilhelm Wilberg und Rudolf
Heberdey), die Erzstatue eines griechischen Ath-
leten (Otto Benndorf), Studien am Artemision
(Otto Benndorf), den alten Tempel (Wilhelm
Wilberg) und schließt mit Bemerkungen zur
Karte (von A. Schindler) und einer Zusammen-
stellung der literarischen Zeugnisse über den Arte-
misiatempel von Ephesos (von R. K. Kukuk).

Außer diesen kleinasiatischen Ausgrabungen
verdienen auch die vom Österreichischen Archäo-
logischen Institut geförderten «Archäologischen
Untersuchungen in Nord-Dalmatien» (A. Colnago
und J. Keil, veröffentlicht in den Jahresheften des
Österreichischen Archäologischen Institutes 1905,
Beiblatt S. 31) und die von A. Gnirs seit einer
langen Reihe von Jahren betriebenen «Forschun-
gen im südlichen Istrien» (Beiblatt der Jahres-
hefte des Österreichischen Archäologischen Insti-
tutes 1906, S. 26) Beachtung. Die Forschungen
A. Gnirs' erstrecken sich auf Ausgrabungen im
Val Catena auf Brione grande (Untersuchungen
einer Tempelanlage und eines Terrassenbaues am
Südgestade) und auf Untersuchungen auf dem
istrischen Festlande (Freilegung einer bei Pola
gelegenen istrischen Villa rustica). Weiteres be-
richtet Gnirs über «Vorrömische und römische
Funde nächst der Porta gemina in Pola» (Mitteil.
der k. k. Zentral-Kommission für Kunst und histor.
Denkmale, III. Folge, 5. Band, 197).

Uber römische Funde in Baden bei Wien
erschienen Berichte: W. Kubitschek, «Neue Funde
aus Badens römischer Zeit» (Mitteil, der k. k. Zen-
tral-Kommission, III. Folge, 5. Bd., 225) und Rainer
von Reinöhl, «Römische Funde in den Badener
Thermen» (Mitteil, der k. k. Zentral-Kommission,
III. Folge, 5. Band, 221).

H. Swoboda und W. Wilberg gelang es in
Grado Werke der frühchristlichen Epoche in den
beträchtlichen Resten zweier übereinandergele-
genen Basiliken der hl. Agatha bloßzulegen und
eingehend zu untersuchen (Bericht in den Jahres-
heften des Österreichischen Archäologischen Insti-
tutes 1906, Beiblatt S. 1). In Grado fanden sich
außer Resten römischer Mauern, die sich nicht in
Zusammenhang bringen ließen, die Mauern einer
aus der Blütezeit Grados nach Attila herrührenden
einschiffigen Basilika, 1 darüber eine größere
dreischiffige Basilika mit Mosaikresten und Ar-
chitekturfragmenten , die jedenfalls identisch ist
mit der im Ghronikon Gradense erwähnten Kirche
der hl. Agatha aus der Zeit um 800.

Anläßlich der Restaurierung des Wawel-
schlosses in Krakau ergaben Grabungen die Fun-
damente und auch Architekturüberreste eines
mittelalterlichen Schloßbaues; man fand Mauern
und Gewölbe eines umfangreichen Kellerraumes,
sowie die Basen zweier mächtiger Quaderstein-
pfeiler mit gut erhaltenen gotischen Profilen (Mit-
teilungen der k.k. Zentral-Kommission, Amtliche
Beilage, 1906, S. 246*).

Restaurierun gen.

Der Wiener Dombauverein, der vor kurzem
sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feierte, führt
unter der Leitung des Dombaumeisters J. Her-
mann die Restaurierungsarbeiten bei St. Stefan
in ruhigem Flusse weiter. Der Bericht über diese
Restaurierungsarbeiten, den Professor W. A. Neü-
mann in den Monatsblättern des Wiener Alter-
tumsvereins (1906 Juli-August) erstattete, erwähnt
die mit einem Kostenaufwand von K 37 796.12 h
durchgeführten -Arbeiten des Jahres 1905, die
sich auf die Restaurierung eines Votivbildwerkes,
eines Epitaphs und auf die Beendigung der Re-
staurierung der Tyrnakapelle, sowie Arbeiten an
der Nordwand des Langhauses erstreckten; für das
Jahr 1906 ist als wichtigste Arbeit die Inangriff-
nahme der Restaurierung der Ziergiebel der nörd^
liehen Langhauswand in Aussicht genommen.
 
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