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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Holey, Karl R.: Österreichisches Referat
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0089

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Österreichisches Referat. 77

Die umfassenden Restaurierungsarbeiten an ständig neu hergestellt werden. Soweit es mög-
der mittelalterlichen Minoritenkirche in Wien lieh ist, beschränkt man sich bei den Steinteilen
sind teilweise zum Abschluß gekommen («Die auf ein Reinigen derselben von dem anhaftenden
Restaurierung der Minoritenkirche», Vortrag ge- Wasserglasanstrich, der von den Restaurierungs-
halten von Architekt Louis Ritter von Giacomelli, arbeiten 1865—67 stammt; die Reinigung erfolgt
berichtet von E. Faßbender in der Zeitschrift des durch Waschen mit verdünnter Natronlauge mit
Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Ver- Zuhülfenahme von Bürsten und Vermeidung eines
eins 1906, No. 22). Luntz begann die Restau- Überarbeiten des Steines mit scharfen Werk-
rierung nach seinen eigenen Plänen im Jahre zeugen. Nur dort, wo die Beschaffenheit des
1903, nach dessen Tode erhielt L. Ritter von Gia- Steines auch schon aus Sicherheitsgründen gefahr-
comelli die alleinige Bauleitung unter der künst- drohend ist, schreitet man auf Grund von Gips-
. krischen Kontrolle des Dombaumeislers von St. abgüssen der älteren Teile an Neuherstellungen.
Stefan, Jul. Hermann. Die zum Abschluß gelang- Um dem ärgsten Feind des Bestandes, dem schä-
ten Arbeiten erstreckten sich im wesentlichen digenden Einfluß der Witterung, zu begegnen, trifft
auf die Neuherstellung eines Arkadenbaues an man alle technisch möglichen Vorkehrungen. Die
der Südseite des Langhauses, der in seinem Ober- Arbeiten sind so w7eit gediehen, daß die rechte
geschoß WTohnungen für die Geistlichen enthält, Hälfte der Vorderfront bereits wiederhergestellt
an der Ostseite entstand ein kapellenartiger Vor- erscheint, während an der linken Riesensäule und
bau mit der Sakristei im Parterre, einem Sitzungs- an dem linken Glockenturme noch gearbeitet wird,
saal im ersten Stock und Dienerwohnungen im Die Kuppel und die übrigen Fassaden sind noch
zweiten und dritten Stock. Viele Epitaphien, nicht in Angriff genommen, so daß bis zur völligen
Grabsteine und Architekturfragmente wurden ver- Wiederherstellung noch eine geraume Zeit ver-
mauert vorgefunden und an der Wand unter den streichen dürfte. Für die Durchführung einer
Arkaden wieder aufgestellt. Auch zwei gotische derart verantwortungsvollen Arbeit ist es von
Portale, die einem an die Kirche angebauten, großer Wichtigkeit, daß die bauleitende Behörde
nunmehr demolierten Hause angehörten, gelangten unterstützt wird von einem seitens des k. k.
zur Wiederaufstellung. Die Restaurierungsar- Ministeriums für Kultus und Unterricht als künst-
beiten der Westfront und der nördlichen Lang- lerischer Beirat bestellten Komitee, dem Vertreter der
hausseite werden fortgesetzt. Für die gesamten k. k. niederösterreiebischen Statthalterei, der Ge-
Arbeiten ist ein Betrag von K 400000 veranschlagt, meindeWien, desfürsterzbischöflichen Ordinariates,
Das bedeutendste Baudenkmal des Wiener der k. k. Zentral-Kommission und außerdem her-
Barocks, die Kirche St. Karl Borromäus, ist seit vorragende Künstler und Kunstgelehrte angehören,
dem Jahre 1903 Gegenstand einer gründlichen Die Kosten der Bestaurierungsarbeiten am Äußeren
Wiederherstellung (Holey: «Die Baugeschichte sind mit K 305000, jedenfalls zu gering, veran-
der Kirche St. Karl Borromäus in Wien im XIX. schlagt. Das erforderliche Kapital wird zum über-
Jahrhundert», Zeitschrift des Österr. Ingenieur- wiegenden Teil aus Staatsmitteln (K 205000), der
und Architekten-Vereins 1907, No. 29 und 30). Best zu gleichen Teilen aus Beiträgen des Stadt-
Trotz der vorangegangenen Restaurierungsar- erweiterungsfonds, der Gemeinde Wien und des
beiten der Jahre 1814—17, 1836—37 und Kreuzherrenordens gedeckt.
1865—67 waren die Schäden am ganzen Bau so Von Restaurierungen in der Provinz ist Er-
tiefgreifend, daß eine ernste Restaurierung eine freuliches über die Wiedcrherstellungsarbeiten an
dringende Notwendigkeit war. Die Arbeiten der Dekanalkirche in Aussig in Böhmen zu be-
werden unter der Leitung des Hochbaudeparte- richten, die von dem Architekten A. Weber mit
ments (Chef: Oberbaurat M. Fellner) der k. k. feinsinniger Gewissenhaftigkeit und einem großen
niederösterreichischen Statthalterei durchgeführt Aufwand von künstlerischer Arbeit wiederher-
und erstrecken sich auf das gesamte Äußere gestellt wurde. Ein ausführlicher Bericht Webers:
der Kirche. Sämtlicher Verputz wird erneuert,' «Über die Restaurierung und Wiederherstellung
aber auch von den Steinteilen ornamentaler und der Dekanalkirche von Aussig in Böhmen» (Allgem.
figuraler Art muß ein großer Prozentsatz voll- Bauzeitung 1906, Heft 3 und 4) gewährt in zahl-
 
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