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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0094

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auf höherer Kulturstufe als sein Vorgänger, das be-
weist nicht nur die entwickeltere Grundrißform, die
mit seinem Auftreten einsetzt, sondern auch der
Charakter seiner Keramik. Die Entwicklung muß
also anderswo stattgefunden haben, von wo die
verschiedenen Schichten der Bevölkerung von
Orchomenos nacheinander zuwanderten; nur aus
der eigenen Tradition der Heimat, nicht von den
verdrängten, auf niedrigerer Kulturstufe stehen
gebliebenen früheren Bewohnern von Orchomenos
können die späteren die alten Bauformen für
gewisse heilige Zwecke beibehalten haben. Daß
die Entwicklung in der angedeuteten Art vor sich
ging, ist nach den Entdeckungen von Orchomenos
unzweifelhaft, aber wo sie sich vollzog, bleibt
noch unbekannt.

Nicht weniger wichtig sind für den Architek-
turhistoriker die Schlüsse, zu denen Bulle durch
die in Orchomenos gefundenen Beste «myke-
nischer» Wandmalereien im Vergleich mit den
umfangreicheren gleichartigen Bruchstücken von
Knossos geführt worden ist, hinsichtlich des äuße-
ren Aufbaues der jüngeren «mykenischen» Pracht-
bauten, von denen im Original nur die unteren
Schichten an verschiedenen Orten Kretas und
Griechenlands, aber nicht in Orchomenos selbst
erhalten sind. Aber hierfür muß der kurze Hin-
weis genügen, da nur eine sehr ausführliche, von
reichlichen Abbildungen begleitete Wiedergabe
von Bulles Untersuchungen Metbode und Ergebnis
dem mit den Einzelheiten der Entdeckungen auf
Kreta nicht Vertrauten verständlich machen
könnte. Winnefeld.

Das Bürgerhaus in der Schweiz. Ein
Aufruf, herausgegeben im Auftrag des Schweize-
rischen Ingenieur- und Architekten-Vereins. Zürich
1907, Schultheß & Co. 48 S. geh.

In der vorliegenden Propagandaschrift erläutert
die vom Schweizerischen Ingenieur- u. Architekten-
Verein eingesetzte Kommission in kurzen Worten
deutsch und französisch Vorgeschichte, Organi-
sation und Ziele eines die Übersicht ermöglichen-
den Archivs und im weiteren Verlauf einer
großzügigen Publikation des Schweizer Bürger-
hauses.

Im Verein mit dem warmgeschriebenen, be-
herzigenswerten Appell an das Schweizervolk lassen
über 70 trefflich ausgewählte Abbildungen die
große Fülle wertvoller Schweizer Bürgerhausbau-

ten und den glücklichen Griff erkennen, mit wel-
chem der Schweizer Ingenieur- und Architekten-
Verein die der bedeutungsvollen Aufgabe gewach-
senen Kräfte ausgewählt hat. Die guten Pboto-
graphieen und die klaren, sachlich behandelten
Zeichnungen lassen ein Werk erwarten, das neben
dem praktischen Ziel, die moderne Kunstbetäti-
gung fördernd und bildend zu beeinflussen, auch
die Anforderungen strenger Wissenschaftlichkeit
gebührend- berücksichtigt. H.

Über Georg Ridinger, den Erbauer des
Aschaffenburger Schlosses, teiltDr. Erw. Hensler
in der Allgemeinen deutschen Biographie, Bd. 53
(1907), S. 353—356 eine Lebensbeschreibung und
in den Aschaffenburger Geschichtsblättern 1907,
No. 2, S. 12—14 seine Aschaffenburger Baumei-
sterbestallung v. 11. März 1607 mit. Die im Wort-
laut wiedergegebene Bestallungsurkunde gibt ein
klares Bild von dem Arbeitsgebiet des Baumei-
sterdienstes jener Zeit. Von demselben Verfasser
ist im vorigen Jahre erschienen: Georg Ridinger,
ein Beitrag zur Künstlergeschichte Strasburgs
im Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen VI. Heft
10 und 11, S. 157 ff. Auch separat: Ludolf Beust,
Verlag, Straßburg i. E. H,

Über „Amra und seine Malereien" berichtet
Josef Strzygowski in Heft 9 (Juni 1907) der
Zeitschrift für bildende Kunst (Leipzig, E. A. See-
mann). Dem Aufsatz sind sechs nach den präch-
tigen Farbendrucken der Wiener Hof- und Staats-
druckerei in schwarz-weiß hergestellte Abbildungen
beigegeben. H.

In einem gut illustrierten Aufsatze «Über
den Urbau der Benediktiner-Abteikirche
Sankt Maria und Nikolaus zu Laach» (Zeit-
schrift «Die christliche Kunst 1907/08», Heft 1)
sucht Architekt Franz Jakob Schmitt den Nachweis
zu führen, daß der Bau ursprünglich eine im Lang-
hause dreischiffige Säulenbasilika mit zweimal neun
freistellenden Säulen und horizontaler Holzbalken-
decke gewesen und erst in den letzten Jahrzehnten
des 12. Jahrhunderts in eine dreischiffige Pfeiler-
basilika mit zweimal vier freistehenden Pfeilern
(ohne die den Querschiffen gemeinsamen Pfeiler)
und mit Steingewölben umgewandelt worden sei.
Der Verfasser unterläßt es, im Anschlüsse die
schwebende Frage zu erörtern, warum bei der
Einwölbung vom gebundenen romanischen System
abgewichen wurde. Eine Kritik des Aufsatzes, die
 
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