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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Heft 6 [März 1908]
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Rott, Hans: Bauspäne von einer anatolischen Reise
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0178

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166 Hans Rott-Heidelberg.

Technik'mag von außen, höchstwahrscheinlich aus dem Euphrattal (Samosata?) entlehnt
sein, der doppelschiffige Typus scheint mir eine einheimische, mit dem Uberreichtum
an Heiligen und Märtyrern daselbst in Verbindung stehende Gepflogenheit zu sein, die
durch das Mönchtum aufkam. Vielleicht hängt der kreuzförmige Kirchenstil des Landes
überhaupt mit den altchristlichen Memorien und Martyrien gerade hier nahe zusammen.
Doch einstweilen müssen wir das Bekanntwerden weiterer Denkmäler, namentlich auch
im Norden des Halys abwarten.

Es ist nicht verwunderlich, wenn wir bei den Bauten dieser Provinz bemerken,
wie so manches nach Syrien, Mesopotamien und selbst Ägypten hinüberweist. Der
innige Verkehr der Mönche innerhalb dieser Landstriche und der reiche Klosteraustausch

und Klosterbesuch erklärt dies hinlänglich. Ba-
silius, der große Regenerator des morgenländischen
Mönchtums, hatte Syrien und Ägypten bereist,
richtete nach den daselbst gemachten Beobach-
tungen und Erfahrungen das Mönchs- und Zö-
nobitenleben zu Hause ein und gab ihm die be-
rühmte Verfassung. Sein Bruder, Gregor von
Nyssa, zog in Arabien und Palästina umher, um
daselbst die kirchlichen Verhältnisse zu ordnen,
und auch der große Kirchenvater Gregor von
Nazianz unternahm Wanderungen nach Palästina
und Ägypten. Die regen Beziehungen des Kle-
mens Alexandrmus zu den Kappadokiern sind
bekannt. Große Mönchswesen wie dasjenige bei
Edessa oder wie die Lauren am Berg Sigoron
bei Nisibis waren zweifellos vorbildlich für die
Monasterien am Halys, am Iris und am Hassan-
dagh. Zu den Einsiedlern und Zönobiten gesellten
sich dann die blutig verfolgten Paulizianer, die
Abbildung 13 c nachweislich in den Höhlen und Schluchten Kap-

Kuppelkonstruktion der Kizilkilisse. padokiens ihre Wohnungen aufschlugen. Wie

weit schließlich antike Anlagen auf die frühmittel-
alterlichen Felsbauten einwirkten, entzieht sich heute unserer Beobachtung, da die
christlichen Kappadokier bereits auf die roheste Weise die überkommenen Denkmäler
zerstörten. Gegen hundert Epigramme schleuderte schon Gregor von Nazianz gegen
seine grabschäuderischen Landsleute und gebot ihnen in heiligem Zorn Schonung der
heidnischen Rubestätten und Grabtempel.

Lassen wir zum Schluß den Blick vom kappadokischen Hochland herab in die
Ferne schweifen. Zu Banos im Lande der Hidalgos liegt eine Kirche des Johannes
Baptista, die im Grund- und Aufriß uns den Hufeisenbogen weist und ursprünglich höchst-
wahrscheinlich wie S. Maria de Naranco zu Oviedo durch eine Halbtonne eingedeckt war.1
Im obern Ebrotal steht bei Logrono die Klosterkirche San Millan de la Cogulla von Suso mit
Hufeisenbogenarkaden auf schwerfälligen, leider verputzten Säulenkapitälen. Der spanische

1 Junghändel-Gurlitt, Die Baukunst Spaniens, p. 35, Bl. 153, 158.
 
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