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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

DOI Heft:
Heft 6 [März 1908]
DOI Artikel:
Rott, Hans: Bauspäne von einer anatolischen Reise
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0177

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Bauspäne von einer anatolischen Reise. 165

geschützt inmitten eines kleinen Ruinenfeldes eine zweischiffige Kuppelkirche, wegen
der rötlichen Leuchtfarbe ihrer Quadermauern Kizilkilisse genannt. Sie ist mit ihrer
Vieruagskuppel in Anbetracht des sonstigen Denkmälerzustandes noch gut erhalten, nur
die Tonnenwölbung des Lang- und südlichen Querhauses ist eingestürzt. In der Weise
von Tomarza und Kodscha Kalesi oder der verwandten altchristlichen Kirchen der
Schenuteklöster in Oberägypten, Anba Schenute und Anba Bischoi1, steigen über den
Tragbogen der Durchschneidung von Längs- und Quertonne die Schildmauern empor
und werden vermittels Trompen in den Ecken allmählich ins Achteck und in den Kreis
des Kuppelauflagers übergeführt. Außen vermitteln sphärische Widerlager vom Viereck
zum Achteck des Mantels hin, den oben ein Konsolengesims und Zeltdach abschließt.
Diese Kuppellösung durch Trompen deutet auf neupersische Technik; ich brauche nur
an das bereits erwähnte Firuz-Abad und das Schloß von Sarvistau zu erinnern, das an-
geblich von Sapor II. (309 bis
380) erbaut wurde. Überhaupt
weisen auch hier die unver-
jüngten Säulen der Arkaden
wie auch sonstige Ziermotive
bei den kappadokischen Kir-
chenbauten auf Mesopota-
mien oder Syrien hin, so der
Zickzack an den Kapitalen,
die Weinranken und der Tier-
fries au den Türen, der hoch-
stengelige Akanthus und struk-
tiv die Anwendung der um-
brechenden Gesimsbänder.2

Die aus einem Guß
erbaute Kizilkilisse hat eine Abbildung 13 b. Plan der Kizilkilisse.

basilikale Parallele zu Till,

einen Tagesritt nordöstlich von Siwri Hissar, und in den vielen zweischiffigen Höhlenkirchen
des Landes, von denen ich eine einfache reproduziere (Abbildung 14). Hier wie in der Doppel-
kirche zu Till liegen die Gräber im Nebenschiff reihenweis nebeneinander. Der vollendete
Typus dieser einfachem Grabeskirche ist nach meiner Kenntnis die bedeutende, bei
Kirschehr in Nordkappadokien in Ruinen liegende Doppelkirche von Ütsch Ajak, ein für
dieses Land ungewöhnlicher Backsteinbau, der schon seit den 40er Jahren durch
Ainsworth bekannt gemacht wurde und leider immer noch ungenügend publiziert ist.3 Die

1 De Bock, Materiaux pour servir ä rareheologie de rBgypte chretienne. 1901, p. 49 f.; Strzygowski
1. c, p. 109. 113 f., und Wulff in der Byz. Zeitschr. XII, 500.

2 Die Weinranke auch an der Tür zu Daghö'ren südwestlich vom Hassandagh bei Ramsay, Studies
in the hist. and art., p. 174 und 266, wo er auf Syrien hinweist. — Byz. Zeitschr. XIV (1905), p. 42,
Abb. 7, Kasr el Andarin, datiert 559. — Vogue, p. 09 f., PL 116, 117, 119, 140, 150 und Jahrb. der pr.
Kunstsamml. 1904, p. 251.

3 W. F. Ainsworth, Travels and researches in Asia Minor. London 1842. I, 162 mit Zeichnung. —
Neuerdings öfters behandelt von Strzygowski in seinem Kleinasien, in den Untersuchungen über die Rocellata,
wo das Auge des Architekten wohl das Richtigere gesehen hat. Gute Abbildungen jetzt auch bei v. d.
Schweinitz, Ein Ritt durch Kleinasien. 1906.

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. I. 22
 
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