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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Meyer, Kurt: Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H.
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0186

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Iii Kurt Meyer-Berlin.

aufgemauerte riesige Pfeiler mit Granitfundament und darunter als Stützen in den guten
Baugrund eingerammten Pfählen; der gute Baugrund wieder war an einzelnen Stellen,
an denen Untersuchungen angestellt waren, erst in einer Tiefe von 20 Fuß vorgefunden
worden. Oben waren die Pfeiler, an der Front des südlichen Kreuzflügels drei an der
Zahl, durch Erdbögen verbunden, deren Seheitel sich bis etwa 1,30 m über Erdgleiche
erhob. Das Ungewöhnliche dieser Fundierung wie die enorme Größe hatten jedenfalls
den besonderen Vermerk in der Leitzkauer Chronik veranlaßt.

Nach meiner Ansicht haben wir nun bei diesem ersten Bau von 1165 unbedingt
an die uns heute noch in ihren Resten erhaltene romanische Backsteinkirche zu denken.
In seinem Werk über den Backsteinbau sagt Stiehl, nachdem er nachgewiesen hat, daß
die Ziegeltechnik aus Oberitalien in Norddeutschland eingeführt sein muß, es könne dies
nur zu einer Zeit geschehen sein, nachdem die Ausbildung des Stiles in der Lombardei
zu festen Ergebnissen gelangt war, d. h. nicht vor dem letzten Drittel des 12. Jahr-
hunderts und wahrscheinlich eher gegen Schluß als im Anfang dieses Zeitraumes.
Anscheinend, um mit dieser Hypothese nicht in Widerspruch zu geraten, nimmt er an,
die im Jahre 1165 begonuene Kirche wäre ein Granitbau in bescheidenen Maßen ge-
wesen, der am Ende des 12. Jahrhunderts abgebrochen und durch einen Backsteinbau
ersetzt sei. Er stützt diese Annahme dadurch, daß er sagt, am Unterbau der jetzigen
Kirche seien stellenweise ältere Granitquader wieder verwendet worden. Die Angabe
muß wohl auf einem Versehen beruhen, denn es hat mir bei der genauesten Unter-
suchung des Baues nicht gelingen wollen, auch nur ein einziges Granitstück zu finden,
außer unter den gotischen Strebepfeilern, die ja mit dem romanischen Kernbau nichts
zu tun haben. Man hätte sicherlich, wenn die Kirche ursprünglich aus 'Granit be-
standen hätte, die Steine bei dem Neubau wieder mit verwendet; es sind aber, wie ich
oben mitgeteilt habe, nicht einmal die Fundamentpfeiler aus Granit, sondern nur in den
untersten Teilen, wo sie selbst wieder fundiert sind, hat man verhältnismäßig geringe
Mengen Feldsteine verwendet. Außerdem spricht gegen eine Kirche in bescheidenen
Maßen der besondere Vermerk über die enorme Größe der Fundamente in der Leitz-
kauer Chronik, sowie der Umstand, daß die Prämonstratenser von der stattlichen, da-
mals zweitürmigen Godehardskirche nach der Burg versetzt wurden, doch wahrscheinlich
nicht, um sich hier zu verschlechtern und wieder eine kleinere Granitkirche aufzubauen,
sondern um den inzwischen eingeführten Ziegelbau in einer größeren Kathedrale zum
ersten Male zur Anwendung zu bringen. Im Jahre 1173 ist alsdann die Markgräfin
Juditha, die Gemahlin Ottos I. von Brandenburg, im Dom beigesetzt worden. Ihr Grab-
stein ist noch im 16. Jahrhundert vorhanden gewesen und wurde von dem Geschicht-
schreiber Sabinus entziffert. Nun hat aber der Markgraf seine eigene Burgkapelle,
die dreißig Schritt entfernt liegende Peterskapelle, gehabt, wo er seine Gemahlin hätte
beisetzen lassen können. Er tat dies nicht, weil er wollte, daß sie in dem großen neu-
erstehenden Dome, ihre Gruft bekommen sollte, aber wohl nicht in einem kleinen, in
bescheidenen Maßen errichteten Interimsbau. Ferner möchte ich noch auf die Uber-
einstimmung der Maße unseres Domes mit denen der Kathedrale in Havelberg hin-
weisen. Beide Kirchen haben absolut gleiche Breite des Mittelschiffes von 9,42 m
(30 Fuß) und ursprünglich anscheinend auch genau gleiche Länge. Adler gibt heute nach
den' beiderseitig angebauten polygonen Chören für den Brandenburger Dom 213 und
für den Havelberger 214 Fuß, d. h. ungefähr 67 m Länge an. Der Havelberger Dom,
 
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