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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Meyer, Kurt: Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H.
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0193

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Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H. 181

wahrscheinlich durch provisorische Treppen von den Kreuzflügeln aus. Jedenfalls
bestärkt mich der Umstand, daß die Krypta mit der Vierung abgeschlossen hat, in der
Annahme, daß jener ganze erste Bauteil gleich vollständig fertiggestellt und noch vor
Anbau des Mittelschiffs und der Seiten-
schiffe zu gottesdienstlichen Zwecken be-
nutzt worden ist.

Man hat nun bisher allgemein
angenommen, daß von den sechs Bogen-
öffnungen der Krypta nur eine, und zwar
die nordöstliche mit einer Treppe versehen
war und den Zugang gebildet hat. Ge-
führt hat zu der Annahme wohl die Tat-
sache, daß dieser Bogen der einzige ist, der
heute noch nach der Ausmauerung eine
bis auf den Erdboden heruntergehende
Nische bildet und ferner, daß der Schild-
bogen des Gewölbes über der Nische mit
traubenartigen Verzierungen versehen ist.
Wie sich nun aber herausgestellt hat, stam-
men die Gewölbe, die Adler in das Jahr
1235 versetzt hat, aus viel späterer go-
tischer Zeit. Die scharfkantigen Gurte
und Grate, für die Adler sogar eine Zeich-
nung gibt, sind in Wirklichkeit nur im
Putz vorhanden. Beim Abklopfen dieses
Putzes fanden sich die schönsten gotischen
Profile vor (Abbildung 5), die höchstwahr-
scheinlich von dem großen gotischen Um- Abbildung- 4.
bau am Anfang des 14. Jahrhunderts her-
rühren. Aus noch späterer Zeit stammt allem Anscheine nach, wie ich später zeigen
werde, der verzierte Schildbogen, der also nur beweist, daß hier einmal ein Eingang
geschaffen worden ist. Es erscheint mir nun sehr unwahrscheinlich, daß die beiden
westlichen Bögen mit ihren 2,4 m breiten Laibungen nur der versammelten Gemeinde
als Einblick in die Krypta gedient haben. Der Absatz, der in diesen Off-
nungen heute sich befindet, ist sicherlich später eingemauert, da die Steine
dieses Teiles modernes Format haben und ohne Verband mit dem übrigen
Mauerwerk einfach eingesetzt sind. Die Öffnungen hätten also Nischen von
Abbildung 5. 2,40 m Tiefe bilden müssen, so daß Leute, die am Ende dieser Nischen
gestanden hätten, die mächtigen Laibungen zur Rechten und Linken und
vor sich einen kärglichen Durchblick nach der Krypta gehabt hätten. Nun ist aber die
einzig zweckmäßige Anlage von Krypteneingängen die vom Mittelschiff aus, und so
glaube ich auch, daß die Verstärkung der westlichen Kryptenwand gleichzeitig den
Zweck mitverfolgt hat, hier Treppen zu schaffen. Zur Gewißheit wird diese Vermutung,
wenn wir nachweisen können, daß die nordöstliche Treppe ursprünglich gar nicht vor-
handen war, und hierfür einen wichtigen Anhaltspunkt zu finden, ist mir nach den

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