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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Meyer, Kurt: Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H.
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0197

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Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H. 185

mit der es ursprünglich anscheinend in die Wand eingelassen war. Auch weist seine
ganze Gestaltung und Ornamentierung, die hier im Gegensatz zu den'anderen Kapitalen
nur wenig erhaben ist, auf ein höheres Alter hin. Es sind dies alles vielleicht Stücke,
die ursprünglich als Kämpfer für die erwähnten Gurtbögen gedient haben. Für die
spätere Wiederbenutzung der Konsole, von denen ich eins (Abbildung 8) freigelegt habe,
spricht noch ein anderer Umstand. Das Konsol, dem ein ganz ähnliches auf der Süd-
seite entspricht, ist für den aus Backsteinen aufgemauerten Pfeiler zu klein gewesen.
Man hat also, um die nötige Breite heraus-
zubekommen, noch ein Stück von einem an-
deren Konsol angesetzt. Dieses angesetzte Stück
ist auf der Südseite noch vorhanden. Auf der
Nordseite ist es wahrscheinlich beim Einbau
der Querwand verschwunden. Übrigens haben
die sämtlichen erwähnten Pfeiler II, IV, VI,
XII kleinere Steine als die anderen und sind
anscheinend etwas älter, doch glaube ich, daß
es sich hier nur um ein paar Jahre Zeitunter-
schied handeln kann, da bei Pfeiler II auch die
großen 10 cm dicken Steine mit unter den
kleineren vorhanden sind.

Entgegen allen bisherigen Anschauun-
gen glaube ich nun auch, daß die durchbrochene
Querwand an der Apsis mit ihren drei Spitz-
bögen (siehe Grundriß von XIII bis XVI) nicht
von dem ersten Kryptenumbau, sondern erst
von dem zweiten am Anfang des 14. Jahrhun-
derts stammt. Sie hat nämlich erstens kleinere
gotische Steine, die dieselbe Dicke haben wie
die Formsteine der Gewölberippen, und zwei-
tens paßt sie nicht auf die Wandpfeiler XIII
und XVI, über die sie auf beiden Seiten um
4 cm herüberragt. Ein Blick auf den Grundriß
der Krypta lehrt ferner, daß sowohl an der
Apsis wie bei den beiden östlichsten Jochen der Abbildung 9.

Langschiffe durch den Einbau der dreigeteilten

durchbrochenen Querwand eine ganz verworrene Gewölbekonstruktion herausgekommen
ist, die sicherlich ursprünglich nicht vorhanden war. Nun fand ich, daß den 52 cm
breiten Deckplatten der Pfeiler XIII und XVI auf Millimeter genau das Kapital der
achteckigen Säule in der Querwand entspricht. Ferner entspricht diese polygonale Säule
selbst der polygonal gestalteten Apsis. Was liegt also näher, als anzunehmen, daß diese
Säule einmal an der Scheide zwischen Apsis und Langschiff gestanden hat, und daß
die Konstruktion hier mit zwei großen Rundbögen und einer Mittelsäule dieselbe gewesen
ist, wie sie heute noch in Jerichow existiert? Bei dem Umbau vom Anfang des 14. Jahr-
hunderts sind dann sämtliche Säulen umgestellt worden, so daß die heute vorhandenen
teils nicht zueinander passen, teils in ihren einzelnen Stücken nicht zusammengehören.
 
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