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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Schulz, Bruno: Die Ergänzung des Theodorich-Grabmals und die Herkunft seiner Formen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0217

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Die Ergänzung des Tlieodorich-Grabmals und die Herkunft seiner Formen. 205

Bedürfnis gehabt, die ganz isoliert stehenden FJankierungssäulen der Tür etwas mit der
übrigen Architektur zu verbinden, und hat dazu hier ausnahmsweise das Geisongesims
an der Wand um die Ecke geführt. Die Höhe dieses Gesimses ergibt sich rechts und
links gleich mit etwa 20 cm; links reicht die Ausarbeitung auf dem größten Teil ihrer
Länge noch etwas tiefer herab, an dem Gesimsstein saß also auf dieser Strecke noch
ein schmales Streifchen glatter Mauerfläche unter dem Profil.

Die Höhe der rechteckigen Ausarbeitungen unter der Kämpferlinie des Bogens
wird entweder vom Gebälk (Architrav und Fries)
allein eingenommen, oder vom Gebälk mit einer
Konsole darunter. Ob die von Haupt für echt
gehaltene Konsole es wirklich ist, läßt sich kaum
sicher entscheiden. Sie kann es sein, und so habe
ich sie, um die vorhandene Höhe auf Konsole und
Architrav irgendwie verteilen zu können, in den
beigedruckten Abbildungen als ursprünglich vor-
handen angenommen, wobei sich für den Architrav
12 cm Höhe ergibt, was bei Marmor wohl an-
nehmbar ist. Die einfache Form der Konsole würde
durch die nicht weit davor stehende und sie ver-
deckende Säule erklärt. Es kann aber auch die
ganze Höhe der rechteckigen Einarbeitungen durch
das Gebälk (Architrav und Fries) eingenommen
sein, ohne daß eine Konsole darunter saß. Über
dem Geisongesims haben wir an den Kröpfen
dann noch den üblichen Akroterienschmuck zu
denken, und zwischen ihnen vielleicht noch eine
die Sima bekrönende freie Endigung (Abbildung 2),
wie sie schon früh vorkommt (Baalbek)1 und ge-
rade im 6. Jahrhundert und den folgenden sehr

beliebt ist. Für die Gebälkkröpfe über den Säu- Abbildung

len neben der Tür (Abbildung 6) ergibt sich die Schniu durch die Schnitl durch eine

... tt.. i T-, -r, , Tür im oberen Zehn- der acht gleichen

spitz in die Hohe gezogene b orm, wie sie in Baal- , , „. , . , w.. , , ,

r toöi ecjj jgg Theodorich- Wände des oberen

bek über solchen Einzelsäulen auftritt, und wie Grabmals. Zehnecks vom Theo-

sie an verkröpften Adikulagiebeln der späteren dorich-Grabmal.
Jahrhunderte sich öfter zeigt.

Die bei der Rekonstruktion verwandten Einzelformen beanspruchen natürlich
im übrigen in keiner Weise verbindlich zu sein, sie sollen nur in irgendeiner möglich
erscheinenden Form den Gedanken wiedergeben. Insbesondere erscheint die Lösung;
nach der die Unterkante des Architravs ohne Konsole auf der unteren Kante der Aus-
arbeitungen aufsetzen würde, ebenso berechtigt wie die gezeichnete. Auch kann an
den Ecken das oben erwähnte niedrige Bekrönungsgesims der Zehneckwand eingefügt
gedacht werden, soweit ausgearbeitet, wie es nicht durch die aufsteigenden Bögen
verdeckt wird.

Die Ausbildung der Tür (Abbildung 6) selbst scheint bisher in ihrem jetzigen

1 Vergl. Puchstein und v. Lüpke, Baalbek, 30 Ansichten. Berlin 1905, XII.
Zeltschrift für Geschichte der Architektur. L 27
 
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