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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Schulz, Bruno: Die Ergänzung des Theodorich-Grabmals und die Herkunft seiner Formen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0218

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206 Bruno Schulz-Hannover.

Zustand immer für vollständig angesehen worden zu dein, und man hat mit den beiden
rechteckigen Einbindungslöchern neben ihrem Sturz noch weniger anzufangen gewußt
als mit den übrigen Ausarbeitungen. Nach Lage und Form sind aber diese beiden
Einbindungslöcher zweifellos einmal dazu bestimmt gewesen, die typischen Türkonsolen
aufzunehmen, wie sie seit dem Erechtheion zu jeder vornehmen antiken Tür gehören.
Wohl das prächtigste gut erhaltene Muster einer solchen Konsolenverdachung haben
wir in Baalbek in der gewaltigen Tür des Bacchustempels, und auch an den späteren
syrischen Denkmälern kommen diese Konsolen öfter vor. Sie werden später ihrem
Beruf, die Hängeplatte der Verdachung zu stützen, untreu und sitzen als bloße Zier-
stücke neben dem Türsturz, häufig dann in um-
gekehrter Form, das oberste zu unterst. Also

+auch die Tür ist ganz nach spätrömischer Tra-
---- dition entworfen; und damit ist auch klar, daß
die feine gezahnte Hängeplatte, die mit einer
I — I Beihe kleiner Konsolen darunter an den Tür-
stürz angearbeitet ist, und die für die kräftig
umrahmte Tür sehr schwächlich wirkt, nicht
¥ wlllll c'as vollständige Bekrönungsgesims der Tür dar-

!-1-^äl| stellt, daß vielmehr darüber als eigentlich be-

W|U krönendes Glied die ornamentierte Sima zu er-

—i-'-^ll gänzen ist. Sie muß auf der Hängeplatte der

J Ii Türbekrönung vor dem unteren Teil des Ent-
__A_III lastungsbogens ohne besondere Befestigung ge-
ll legen haben (Dübellöcher sind nicht vorhanden),
; ijjf und konnte daher leicht verschwinden. Dann
; sitzt auch das Schmuckstück, das wir an Stelle
III der jetzt davon erhaltenen am Schlußstein des
| | lintlastungsbogens vorspringenden Bosse ergän-
„ s zen müssen, nicht so isoliert, sondern dicht über

Jetziqef^ Zustand Reconstf^uctioinj ' '

-)~ dem Bekrönungsgesims. Gewöhnlich ist in den

Abbildung 8 gleichzeitigen syrischen Bauten ein solcher

Die äußere Ansicht der Grabnisehe Theodorichs. Schmuck auf der Sima selbst angebracht, eine

runde Form wie eine Kokarde, die eine Art
Bosette trägt, an kirchlichen Bauten gewöhnlich das Monogramm Christi oder das Kreuz.
Danach könnten wir auch hier, wie in Abbildung 6 und 10 dargestellt, das Monogramm
des großen Theodorich, wie es an einer der Säulen, die von der Herkulesbasilika in
Bavenna stammen sollen, erhalten ist, oder etwa seine Porträtbüste, wie Dürrn will, in
einer kranzartigen Umrahmung uns denken, vielleicht überragt von einem Kreuze, da
das Auseinanderziehen der beiden kleinen darüber im Tambour befindlichen Fenster-
paare darauf hinzudeuten scheint, daß der Schmuck noch bis in ihre Höhe emporragte.
Bei nachträglicher genauer Untersuchung ist mir aber klar geworden, daß der vorsprin-
gende Stein Trapezform (25 cm untere Breite und 26 cm Höhe) hatte und oben und unten
horizontal endigte, also wahrscheinlich eine Konsole war, die etwa die Porträtbüste des
Königs oder ein Kreuz trug.

Die an der Ostseite befindliche Nische gehört sicher in ihrer jetzigen inneren
 
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