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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Dehio, Georg: Zwei romanische Zentralbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0263

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251

drei Polygonseiten, teilweise bis zu einer Höhe von 5 m. Mauerwerk in Buckelquadern
mit Schlagrand. Bei Buckelquaderwerk dieser Art spricht die allgemeine Präsumption
für die Zeit zwischen 1150 und 1250, doch können auch diese Zeitgrenzen noch weiter
gezogen werden. Die äußere Geschichte der Burg bietet wenig Aufschlüsse. Von den
alten Egisheimer Grafen war sie an die jüngere Linie, die Dagsburger, gekommen, die
aber, wie es scheint, hier nicht mehr gewohnt haben. Nach dem Tode der letzten Dags-
burgerin (Gräfin Gertrud, f 1225) war um ihre Erbschaft langer Streit. 1228 können
staufische Ministerialen nachgewiesen werden. Vielleicht um diese Zeit, jedenfalls nicht
später, ist die Burg, deren Reste wir
vor uns haben, erbaut worden.

Die Planform ist für die in
Frage kommende Epoche ohne Zwei-
fel ein Unikum. Weder in Deutsch-
land noch in Frankreich ist die An-
lage eines regulären Polygons mit
zentralem Turm je wieder zu finden.
Es entsteht dadurch die dringende
Vermutung, daß ein fremder Einfluß
gewaltet hat. Er kann entweder in
zeitlicher oder in räumlicher Ferne
gesucht werden. Die bisherigen Er-
klärungsversuche haben allein die
erste Richtung eingeschlagen. Krieg
von Hochfelden hielt die Burg für
römisch, Essenwein sah in ihr eine
«monumentale Mota», Piper verwirft
beides, mit Recht, doch ohne eine
neue Erklärung zu versuchen. Will
man nicht darauf überhaupt ver-
zichten, so muß die zweite oben ge-
nannte Möglichkeit, die einer zeit-
genössischen aber räumlich entfern- Abbildung 2.
ten Einwirkung, ins Auge gefaßt

werden. Ich gehe dabei von der zwar nicht unbedingt gesicherten, aber doch am
meisten wahrscheinlichen Annahme aus, daß der Bau dem staufischen Jahrhundert
gehört. Der Adel dieser Zeit, insbesondere die kaiserlichen Ministerialen, waren nicht
Leute von Kirchturmshorizont. Es liegt durchaus im Bereiche der Möglichkeit, daß
gelegentlich einmal eine Erinnerung aus dem Orient oder aus dem staufischen Reich
in Süditalien nach Deutschland verpflanzt worden wäre. Daß der Typus der Deutsch-
ordensburgen in Preußen diesen Ursprung hat (vergl. u. a. meinen Aufsatz in der
Historischen Zeitschrift 1905), ist kaum zweifelhaft. Hier nun in der Tat, hier allein,
gibt es im 13. Jahrhundert Burgen im Grundplan des regulären Achtecks; die bekann-
testen Scandelion in Syrien und die Kaiserburg Castel del Monte in Apulien.

Ich will mit diesem Hinweis nichts mehr gegeben haben als eine Hypothese.
Aber unter allen, die möglich sind, darf sie immerhin als die wahrscheinlichste gelten.
 
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