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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0281

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Literatur. 269

der Palmette können diese Kämme also nicht ent- der Irideen gemacht. Er unterscheidet danach
standen sein; sie wurden allerdings später deren «bärtige» und «unbärtige» Irideen. Zu den ersteren
Blättchen angenähert und angeglichen, aber erst gehören die auf seinen Tafeln CCCXXVII—-CCCXL
als ihre eigentliche Bedeutung nicht mehr ver- dargestellten Arten (besonders deutlich bei Iris
standen wurde. Welches diese war, helfen uns lurida [Abbildung 10] und 1. florentina), zu den
vielleicht Blütendarstellungen verstehen, wie auf letzteren die dann folgenden. In Zmblüten dieser
der mykenischen Vase aus Ialysos, Furtwängler- Gattungen also vermute ich das vegetabilische Vor-
Loeschcke, Myk. Vas., Taf. V, 28. Hier sind es bild aller jener Kapitelle. Vergl. übrigens auch

die durch Abbildung 8 vertretene Serie.

Schwerer ist zu sagen, welches botanische
Element den offenbar stark ornamental verar-
beiteten Blumen der schönen Vase aus der knossi-
schenNekropole, Archäologia 1905, pl.GI, zugrunde
• liegt. Es kann jedenfalls weder die einfache Lilie
noch irgend eine Iris sein. Am ehesten scheint
mir eine Art Türkenbund (Lilium chalceclonicum)
möglich. Keine andere Blüte hat in der Natur
schon eine so starke Einrollung der Kronenblätter
wie diese.1 Der Maler hat das noch übertrieben. Die
dünnen mit Kügelchen an den oberen Enden ver-

Abbildung 12. Friesteile von Fensterumrahmungen
eines Grabes in Tamassos (Blüten von Iris).

sehenen Staubfäden zu beiden Seiten des im un-
Abb. 11. Blütenmotiv (Iris) von einer cyprischen Vase. teren Teil dickeren Stempels hat er dann deko-
rativ vervielfacht und fächerartig egalisiert. Blüten-
gefiederte Stengelchen, welche an der fraglichen knospen könnten sehr wohl die länglichen Ge-
Stelle zwischen Volutenblättern und Palmette bilde beiderseits vom Schaftstengel vorstellen,
hervorkommen, genau der Krümmung der Voluten- Vergl. die Ähnlichkeit all dieser Gebilde an der
blätter folgend. Nun gibt es unter den Irideen Pflanze selbst bei Beichenbach, Deutschlands
eine ganze Gruppe, welche das, was die Künstler Flora I, Bd. V, Taf. GGGGLIII.
mit diesem merkwürdigen Zwischenglied, diesem Zweifellos — und das ist ein Moment von
Kämmchen oben auf den Kelchblättern offenbar ge- entscheidender Bedeutung — galten die schönen
meint haben, wirklich besitzen. Es ist die feine Be- Blumen, Lilien wie Irideen, als den Göttern hei-
haarung oder «Bebartung» der ansteigenden Mittel- lig und fanden auch im Kult Verwendung. Eine
linie der sich nach unten umschlagenden Kelch- besondere Untersuchung über die blumenhalten-
blätter. Nicht alle Irisarten haben diesen raupen- den Gottheiten und Figuren in der griechischen
artigen, weichen, rundlich endigenden Kamm. Sein Kunst könnte das deutlicher machen. Hier sei
Fehlen oder Vorhandensein aber hat z. B. Reichen- nur beispielsweise als an Nachwirkungen der
bach gerade zum Hauptkriterium seiner Einteilung blumenfreudigen mykenischen Zeit erinnert, an

1 Es ist ohne Zweifel was Homer 6<£xtvfto; nennt, mit dessen starken Einrollungen die krausen
Ringellocken des üdysseus (Od. VI, 231) verglichen werden, keineswegs wegen schwarzer Farbe, wie irrig
gesagt wird; denn schon die Bezeichnung des goldgelben Edelsteins, des Hyazinth, weist auf eine intensiv
farbig leuchtende, ins Rote gehende Blüte. Vergl. iroptfupav8'Yjs bei Dioskurides IV, (13. Die griechische Sage ließ
ja die Blume aus Blut entstanden sein. Das jjiXr/.v bei Theokrit X, 28 bedeutet nur dunkle Tiefe der Farbe.
 
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