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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Meier, Paul J.: Die ottonischen Bauten in Quedlinburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0257

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Die ottonischen Bauten in Quedlinburg. 243

Während Kugler (Kl. Schriften, 1853, I, 550) in diesen westlichen Teilen, deren Säulen
zu seiner Zeit freilich noch pfeilerartig ummörtelt waren, das Zeugnis eines späteren
Umbaus sah, vermuteten doch schon Schnaase (Geschichte der bild. Künste im Mittel-
alter II2, 344) und von Quast das höhere Alter derselben. Seit die Säulen wieder frei-
gelegt sind, erkennt man auch, daß sie genau dieselben Formen zeigen, wie die größeren
Säulen der Quedlinburger Wipertikrypta, die, wie unten gezeigt werden soll, der Zeit
um 93G angehören, und einige Säulen
des 943 geweihten Petersbaus der
Stiftskirche in Werden a.R.1, aber auch
die Säulen des zweiten Turmgeschosses
der Stiftskirche in Essen2 aus dem
Ende des X. Jahrhunderts.

Wie die Westjoche, gehören aber
auch die Gräber im Osten der Krypta,
die die Gebeine Heinrichs I. (f 936),
seiner Gemahlin Mathilde (f 968) und
der ersten gleichnamigen Äbtissin
(f 999) bergen oder bargen, dem
10. Jahrhundert an, während die merk-
würdige halbkreisförmige Vertiefung
in der Apsis, die uns gleichfalls noch
beschäftigen wird, jedenfalls auch noch
der Zeit vor dem Brande von 1070
und vor dem dadurch nötig gewor-
denen Neubau zuzuschreiben ist; denn
die Vertiefung mußte, wie der Augen-
schein lehrt, bei diesem Umbau ver-
schwinden, um erst bei der Ausgra-
bung von 1869 wieder frei gelegt zu
werden.

Wollen wir uns über die Bedeu-
tung aller dieser auffälligen und viel-
fach rätselhaften Bauteile der Krypta Abbildung 4. Krypta der Stiftskirche,
aus älterer Zeit klar werden, so bedarf Blick auf m n o des Grundrisses,
zunächst das rein Geschichtliche3,

auf das Brinkmann nicht näher eingegangen ist, eines völlig neuen Aufbaus.

II.

Als König Heinrich I. 936 in Memleben gestorben war, brachte man ihn, wie
Widukind (res gestae Saxon. I c. 41) berichtet, in civitatem (d. h. auf die Burg), quae äicitur
Quidiüngabhrg und begrub ihn in basilica4, s. Fetri ante altarc, die er denn auch — nach

1 Vergl. Effmann, Die karol. otton. Bauten zu Werden (Straßburg 1899), I, Fig. 191 ff.

2 Vergl. Humann, Westbau des Münsters zu Essen (Essen 1890), S. 15, Fig. 11.

3 Die Quellen sind von E. F. Ranke in Kuglers Kl. Schriften T, 562 ff. fast vollständig zusammengestellt,
aber nicht genügend ausgebeutet.

4 Mit dem Ausdruck basilica bezeichnen die Quellen jener Zeit keineswegs nur ein Kirchengebäude

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. II. 31
 
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