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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 7
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Zobel, Victor: Baustoffe im Garten, [4]
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Gellhorn, Alfred: Alte schlesische Parkanlagen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0116

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Soll der Mauerkopf nicht mit einem besonders
geformten Material gegen eindringendes Wasser
geschützt werden, was freilich meist anzuraten
sein wird, dann gibt man der obersten Stein-
schicht eine Form, die solche schädigenden Ein-
flüsse möglichst fernhält. Wenn man tafelförmige,
von vornherein auszuwählende Steine zur Ver-
fügung hat, so benutzt man sie als Abdeckung
am besten mit leichter einseitiger Neigung und
mit kleinem Überstand. Bei leichter zu bearbei-
tendem Gestein gibt man dem Mauerkopf ohne
Überstand stumpfer oder spitzer gewölbte Form.
Diese Abschlußarten sind für das Auge recht er-
freulich und in manchen Gegenden von altersher
im Gebrauch. Das einfach rechtwinklige Aufhören-
lassen des Mauerwerks ist, wie auf die Dauer
nicht haltbar, auch als Anblick unbefriedigend.
Angängig ist es höchstens bei Stützmauern, bei
denen der Mauerkopf mit Erde zur Aufnahme
von Pflanzen bedeckt wird.

Es ist oft nicht möglich, für Mauerkanten ge-
eignete Steine mit leidlich geraden, rechtwinklig
zusammenstoßenden Flächen auszusuchen. Wo
durchaus ebene Endigungen gebraucht werden,
wie bei Türen, die gut schließen sollen, bei zwi-
schengelegten, behauenen Treppenstufen, hilft
man sich mit zwanglos eingefügten Werksteinen,
die auch aus anderem Material wie die Bruch-
steinmauer bestehen können; oder man kann
selbst, wie es der Engländer sehr geschickt macht,
Ziegelsteine von guter Färbung und in genügend
breiter Masse wie eine Verzahnung und nicht
allzu regelmäßig in die Bruchsteine hineingreifen
lassen. Einen Zement-Glattstrich sollte man hier,
wie beim Mauerkopf, als höchst unschön und
ebenso unzweckmäßig unbedingt vermeiden.

Victor Zobel.

Alte sdilesisdieParkanlagen.

Alt-Schlesien'0), das neue, bei J. Hoffmann
in Stuttgart erschienene Werk, wird für viele
eine große Überraschung bedeutet haben. Zeigt
doch diese weit nach Osten vorgeschobene Pro-
vinz einen Reichtum an wertvollen Denkmälern
der Baukunst und des Kunstgewerbes, der
Schlesien mit bekannteren Gebieten West- und
Süddeutschlands sehr wohl gleichwertig erschei-
nen läßt.

Trotz der kriegerischen Geschichte dieser
Ostmark entwickelte sich die angewandte Kunst
zu hoher Blüte, besonders in der Reformations-
zeit und im Jahrhundert Friedrichs des Großen.
Hierbei erzeugte die Besonderheit der Landes- und
Kultur entwickelung die Verschmelzung der heimi-

*) Alt = Sdilesien, Architektur, Raumkunst,
Kunstgewerbe. Herausgegeben und eingeleitet von
Richard Konwiarz. Liditbilderaufhahmen von
Heinrich G o etz. Mit 478 Abbildungen und Plänen.
Verlag von Julius Hoffmann in Stuttgart.

sehen Art, welche die Kolonisten von verschiede-
nen Stämmen Westdeutschlands mitbrachten
mit der primitiveren slavischen Bauweise in
mancher Hinsicht ganz eigenartige Werke. Be-
sonders die in großer Zahl erhaltenen Holz-
kirchen mit dem für sie charakteristischen Schmuck
uralter Bäume geben Bilder von schöner und
traulicher Wirkung.

Naturgemäß findet in dem Buche die reichste
Blüte desProfanbaus, der Schloßbau, weitgehende
Berücksichtigung. Es ist dem Verfasser als be-
sonderes Verdienst anzurechnen, daß er viele
ganz unbekannte, entlegene Anlagen entdeckt
und in vortrefflichen Abbildungen veröffentlicht
hat, vor allem aber, daß in seinen vielen Plänen
und Aufnahmen, wie auch im Texte, der innige
Zusammenhang zur Geltung kommt, der gerade
hier zwischen Architektur und Pflanzung besteht.

Das Beispiel Wiens, der Residenz, bewirkte
in dem bis zu den sdilesischen Kriegen öster-
reichischen Lande großangelegte Parkschöp-
fungen, in denen jener Zusammenhang in ab-
wechslungsreichster und wirkungsvoller Weise
genutzt wird. Ebenso wurde späterhin der
schlichtere Friderizianische Barock zur Quelle
einer Gartenkunst, die noch an vielen Orten
erhalten ist und selbst dem Schaffen der Gegen-
wart wertvolle Anregungen gewährt. Die ört-
lichen Verhältnisse erzeugten hierbei eine An-
passung, die mancherorts zu ganz besonderen,
originellen Lösungen führte.

Es erscheint bei der Fülle des Materials
angezeigt, etwas mehr davon zu veröffentlichen,
als im Rahmen einer kurzen Besprechung mög-
lich ist. Es soll daher, dank des Entgegen-
kommens des Verlages, in der Folge etwas aus-
führlicher, erläutert durch einige Abbildungen,
auf die historischen Park- und Gartenanlagen
Schlesiens eingegangen werden.

Der österreichische Einschlag und zugleich die
aus den besonderen landschaftlichen Verhält-
nissen sich ergebenden Besonderheiten prägen
sich besonders deutlich aus in verschiedenen
Schloß- und Parkanlagen der Grafschaft Glatz.

Von imponierender Großzügigkeit ist der
Terrassengarten in Eckersdorf (Fig. 1 und 2,
Seite 105). Die sanfte Steigung, schon in den Fach-
schriften der italienischen und französischen Gar-
tenkunst als das geeignetste Gelände bezeichnet,
gestattete die freie Entwicklung wechselnder
Treppen in einer Breite von 120 cm. Das Schloß
steht auf der unteren Plattform, den Blick nach
oben schließt zunächst eine stark geschwungene
Ballustrade ab, dahinter dehnt sich das Parterre,
das von Kavalierhäusern und auf der Rückseite
von Gewächshäusern gefaßt wird. Die Formen
der gut erhaltenen Architekturen gehören dem
süddeutschen Barock an, der in Österreich, Bayern
(Würzburg) und Schwaben seine berühmtesten
Denkmäler aufweist. Auch in Rückers bildet nicht

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