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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 6
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Heicke, C.: Gärten von Paul Schädlich, Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0087

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Sitzplatz unter einer Budie. Paul Schädlich.

Gärten von Paul Schädlich, Zürich.

In Zürich scheint sich die Auffassung von
Gärtengestaltung, welche manche gern mit einem
gewissen Stich ins Ironische die „moderne" zu
bezeichnen pflegen, eine Stätte zu schaffen, von
der aus sie in den Landen der Schweiz und den
angrenzenden süddeutschen Bezirken Geltung zu
erlangen beginnt. Bemerkenswert dabei ist, daß
diese erfreuliche Entwicklung nicht unwesentlich
von Gartenarchitekten beeinflußt wird, die gute
Beziehungen zu Nordwestdeutschland halten und
in Düsseldorf, Hamburg und anderen Orten einen
Teil ihrer Ausbildung erhalten haben.

Paul Schädlich in Zürich, von dem wir in den
folgenden Blättern einige Arbeiten bringen, ge-
hört zu ihnen. Wir möchten außer einer knappen
sachlichen Beschreibung der beiden Anlagen, die
durch die nachfolg enden Bilder und Lag epläne dar-
g estellt sind, keine weiteren kritischen Bemerkun-
gen machen, sondern sie lediglich alsBeispiele der
Schaffensweise eines vorwärtsstrebenden Garten-
künstlers von g esunder Auffassung dessen, worauf
es ankommt, den Lesern unserer Zeitschrift vor-
legen. Man wolle dabei nicht übersehen, welcher
Unterschied sich im Vergleich mit noch nicht weit
zurückliegender Zeit in der Darstellungsweise
eines Gartenprojektes ergibt.

Bei den meisten Arbeiten, die aus den Händen
jener Züricher Fachleute hervorgehen, handelt es
sich um Objekte, die infolge der starken Höhen-
unterschiede des Geländes und den sich daraus
ergebenden Gestaltungsschwierigkeiten beson-
ders interessant sind. Der Garten in Küßnacht
am Zürichsee0), ein geräumiger Hausgarten von

*) Hierzu Lageplan Seite 82 und Ansichten
Seite 80 bis 85.

annähernd '/t Hektar Größe, liegt im höchsten
Punkt, wo das Wohnhaus steht, bereits 8 Meter
über dem Nullpunkt am Straßeneingang, mit
freier Aussicht über den See und die Alpenwelt.
Stützmauern, Treppen und Brüstungen müssen
in solchen Situationen reichlich verwendet werden,
will man das Gelände für Gartenzwecke nutzbar
machen, ohne dem Besitzer das ängstliche Gefühl
zu bereiten, auf einer schiefen Ebene zu sitzen
und fortgesetzt der Gefahr des Abrutschens aus-
gesetzt zu sein. Man braucht keine Worte darüber
zu verlieren, daß solches Stützmauerwerk und
alles, was damit zusammenhängt, kostspielig sind.
Das ist bekannt. Aber wenn man die Bildwir-
kungen vergleicht, die sich nach dem Entwurf von
Schädlich in diesem Hausgarten ergeben, mit
denen, die man sich leicht vorzustellen vermag,
wenn unter Verzicht auf diese Mauerarchitektur
das Gelände behandelt worden wäre, so muß
man ohne weiteres zugeben, daß die Aufwen-
dungen nicht vergebens gewesen sind. Wer mit
der Kamera umzugehen weiß, ist sich darüber
ohne weiteres klar. Ein Blick in die Bilder genügt,
um zu zeigen, wie sich ungezählte, an jeder Ecke
wechselnde malerische Blicke ergeben von teil-
weis ganz hervorragender Schönheit.

Eine Ansicht des Hauses in Verbindung mit dem
in Terrassen aufgebauten Garten vermittelt Bild 1
(Seite 80). D er Garten hat zwei Zug äng e,von denen
der eine an der Südwestecke zunächst in den
6^2 Meter tiefer als das Haus liegenden Garten-
teil führt, während der Zugang an der Nordwest-
ecke mittels Treppen den direkten Zugang zum
Hause bildet. Das Bild zeigt sehr gut, wie durch
die Terrassengliederung, insbesondere auch durch

Gartenkunst Nr. 6, 1914.

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