Die Gartenkunst (27.1914)

Empfinden für das
Angemessene walten.
Dann wird mandlmal die
Geradlinigkeit, an anderer
Stelle die freie, natürliche
Schwingung bildmäßiger
erscheinen. DieLösung muß
in allen Fällen tektonisch
empfunden sein. Die nach-
folgenden Bilder zeigen
diese Grundsätze künst-
lerischen Gestaltens, ver-
bunden mit praktischer
Reife. Erfreulich ist beson-
ders, daß die Ausfüh-
rungen in jedem Falle
besser und überzeugender
wirken als die Entwurfs-
zeichnungen. Darin liegt
der Beweis, daß der Künst-
ler über die Wirkung
seiner Absichten so klar

—■-* ^ war, daß schon gleich nach

Lageplan A. Rosengarten auf der Besitzung des Geh. Kommerzienrats !*elL Anpflanzung die er-
Adolphus Busch. Gartenarchitekt F. Wirtz. (Hoßst ca. l =500.) hoffte Bildmaßigkeit er-

zielt wurde.

gilt, darf an dieser Stelle von denen betont wer- Wenn solcher Geist am Werke ist, denkt man
den, die sich nicht aus starren, toten Baumate- nicht mehr an die Frage: Architektur oder Land-
rialienzusammensetzen, sondern aus organischen, schaft — sondern man fühlt die Freude der
lebendigen Gebilden der Natur. Auchbeim Garten kunstvoll gefügten Natur, am Garten,
gilt es, Bilder zu schaffen, die ein höheres, die Prof. Dr. Vetterlein-Darmstadt.

Alltäglichkeit überwindendes Empfinden verraten -

oder auslösen. Auch beim Garten prüft das

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Auge die Wirkung, und die Grundgesetze des Beispiele neuzeitlicher

Gartengestaltung.

Gestaltens bleiben die gleichen, wie bei allen
anderen architektonischen Werken. Störende
Farbenflecke, ungünstige Überschneidungen, un- Von F. Wirtz, Frankfurt a. M.-Rödelheim.
zweckmäßige Verbindungen beeinträchtigen die Die Firma W. Coßmann Nachfolger hat in
künstlerische Wirkung, die erst dann gesichert den 10 Jahren ihres Bestehens eine Reihe von
ist, wenn alle Einzelarbeit in den Dienst einer neuzeitlichen Gärten geschaffen, von denen sie
höheren Idee getreten ist. Was die Straße für in diesen Blättern zum ersten Male einige aus-
die Stadt, das ist der Weg für den Garten, was gewählte Beispiele veröffentlicht. Es handelt
dort die Hauswand, das ist hier die Hecke, sich bei ihnen, abgesehen von einigen kleineren
Baum- oder Strauchgruppe. Immer brauchen Hausgärten, hauptsächlich um die Umgestaltung
wir räumliche Klarstellung, überzeugende An- bestehender Anlagen, die im Charakter der land-
ordnung, erbauliche Mannigfaltigkeit, bildmäßige schaftlichen Gartengestaltung der letzten Jahr-
Einrahmung, verlockende Tiefe und phantasie- zehnte des vorigen Jahrhunderts gehalten waren
vollen Ausblick. Die künstlerischen Ziele sind und um die Einfügung von kleineren Sonder-
immer die gleichen, nur die Mittel sind ver- gärten in solche,
schieden. •

Dieses bildmäßige Gestalten lag natürlich Das erste Beispiel betrifft einen Rosengarten

vielen wissenschaftlich hochgebildeten Menschen auf der Besitzung des vor kurzem verstorbenen

fern. Hieraus ergaben sich Mißverständnisse, Geh. Kommerzienrates Adolfus Busch in Lind-

bis — der Planverfasser auch Fachmann oder schied bei Langensdiwalbach. Der Besitzer, ein

der Fachmann auch bildender Künstler wurde. Deutsch-Amerikaner, welcher regelmäßig all-

Die Berücksichtigung der Bedingungen für das jährlich einige Wochen zu seiner Erholung sich

Wachstum der Pflanzen erfordert bei der Garten- im Rheingau, seiner engeren Heimat, aufhielt

planung ganz besonders die Mitarbeit eines er- und in der Nähe von Langensdiwalbach einen

fahrenen Fachmannes; aber in der Zusammen- Ruhesitz mit ausgedehnten Parkanlagen besaß,

Stellung der Einzelheiten muß ein feinsinniges hatte uns die Aufgabe gestellt, in engster Ver-

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