Die Gartenkunst (27.1914)

wieder soll man aber auch hierbei sich in den denn zu seiner höchst unangenehmen Farbe und
Sorten und Farben beschränken. Die dunkel der Eigenschaft als toter StofF mit glatter Ober-
blutrote Orion, die rosa Gertrude, die hellilla fläche das Ansetzen pflanzlicher Kleinorganismen
Queen of the Blues, die porzellanblauen Grand fast unmöglich zu machen, kommen allerlei nach-
maitre und Schotel, die dunkelblaue Marie und teilige Vorgänge beim Abbinden und völligen
endlich die weißen Baron von Thuyll und L'In- Erhärten, wie das Treiben, Schwindrisse usw.,
nocence bieten eine genügend große Auswahl, besonders aber die sehr häßlichen Ausschwitzun-
Um auch ein Beispiel von anderen, streng ge- gen, die sich an den Bausteinen zeigen. Portland-
nommen nicht zu den Zwiebelgewächsen ge- zement verbindet sich auch nur sehr mangelhaft
hörigen Pflanzen in ähnlicher Verwendung zu mit Kalkmörtel, wenn nicht außerordentlich sorg-
zeigen, ist auf Seite 103 ein Bild gebracht, welches fältig verfahren wird; deshalb hat das Fugen
den hell-lilla Lerchensporn (Corydalis bulbosa) mit Zement meistens keinen Wert. In fast allen
unter lichtem Gehölz in einem alten Park zeigt. Fällen, die im Garten vorkommen, genügt der
Er hat den Vorzug, einmal eingebürgert, ohne gewöhnliche Luftkalkmörtel; nur muß er sorg-
jede Pflege jahrelang auszudauern und immer fältig nach den bekannten Vorschriften und mit
schöner zu werden. Die Pflanzung, welche das Bild bestem scharf körnigemSand zubereitet und frisch
zeigt, ist vor mehr als 20 Jahren ausgeführt verwendet werden. Wo erhöhtes Anhaften nötig
worden. Die zarte Farbe der Blume, das duftige ist, wie bei schmalen Fugen, überhaupt zu besse-
weiche Grün des Laubes und die Zierlichkeit des rer Bindung, werden dem Mörtel zweckmäßig
ganzen Habitus ist von ausgezeichneter Wirkung. Rinderhaare, am besten Kälberhaare zugesetzt.

Wenn man den Arten- und Sortenreichtum Glaubt man wirklich in einzelnen Fällen nicht
dieser Pflanzengattungen in Betracht zieht, von ohne Portlandzement auszukommen, dann nehme
denen ja nur eine beschränkte Anzahl angeführt man den sogenannten verlängerten Zementmör-
werden konnte, so ist ohne weiteres verständlich, tel, der aus Kalkmörtel mit einem Zusatz von
daß hier noch manche Wirkungsmöglichkeiten Zement besteht. Besser ist es aber, z.B. für Erd-
ungenutzt sind und daß dem Garten- und Pflan- mauerwerk, Mörtel aus Wasser- oder Schwarz-
zenfreund, mehr noch aber dem zielbewußten kalk, der durch Wasseraufnahme — wie der
Gartengestalter nicht angelegentlich genug emp- Zement — erhärtet, zu verwenden. Es möge auch
fohlen werden kann, Umschau zu halten, seine darauf hingewiesen sein, daß manche natür-
Kenntnisse zu bereichern und sich nicht an den liehe Zemente, wie etwa der gelbliche Neckar-
wenigen landesüblichen Sorten und ihrer alltäg- elzer Romanzement, wegen ihrer größeren Zu-
lichen Verwendungsart genüge sein zu lassen, verlässigkeit und viel besseren Farbe häufigere
Dieses Gebiet ist noch viel zu wenig bearbeitet; Verwendung, wenigstens anstelle des Portland-
ich möchte gerade deswegen die Aufmerksam- zementes, wohl verdienten. Im übrigen mag auch
keit darauf lenken, weil die Mehrzahl hierherge- einmal ein Stückchen Mörtel herausfallen und
höriger Pflanzenarten als ausgesprochene Früh- an dem Platz organisches Leben sich ansiedeln,
lingskinder schon im zeitigen Herbst an ihren deshalb wird die Mauer, wenn sonst die Stoffe
Bestimmungsort gebracht werden müssen, um im mit Sorgfalt verwendet sind, nicht umfallen, und
Frühjahr zu wirken. Man hat also in der ohne- der Gärtner wird nicht darüber trauern,
hin überlasteten Frühjahrszeit keine besondere Leider ist es nun heute aber nicht selbstver-
Mühe damit, ihr Erblühen, das ohne unser Zu- ständlich, daß in dieser Beziehung einwandfreie
tun erfolgt, bildet den farbenfrohen Schmuck des Maurerarbeit geleistet wird; es geschehen im
Sieges des Frühlings über den Winter. H. Gegenteil die unglaublichsten Dinge. Deshalb

sind gerade hier zuverlässige Handwerker, die
meist nicht die billigsten sein können, wenn ir-
gend möglich zu wählen. Aber man tut überdies
in jedem Falle, auch bei den kleinsten Arbeiten,
gut, sich inbezug auf die Mörtelbeschaffenheit
vertraglich mit scharfen Bestimmungen zu sichern,
Da zuerst das durch Mörtel verbundene indem man genaue Vorschriften über Zusammen-
Mauerwerk behandelt werden soll, so mögen Setzung und Verwendung des Mörtels, auch über
über diesen wichtigen Bindestoff einige Worte das Verhalten bei eintretendem Frost während
vorangestellt werden. Der Portlandzement-Mör- der Arbeit gibt, indem man mehrjährige Haftung
tel ist heute sozusagen das Evangelium des für die Güte der Arbeit und besonders auch Er-
Maurers ; er wird, schon der Bequemlichkeit hal- satz des Schadens verlangt, der durch Nachar-
ber, überall mit ihm bei der Hand sein, ihn emp- beiten oder Neuaufbau entsteht,
fehlen und sogar als unumgänglich notwendig Für Bruchsteinmauerwerk ist im allge-
hinstellen. Aber reiner Zement-Mörtel sollte im meinen jedes am Ort gebrochene Gestein zu
Garten bei freiliegendemMauerwerk, sehr seltene brauchen; diese Mauerwerksart wird gewöhnlich
Fälle ausgenommen, ganz vermieden werden; gegenüber der Verwendung von künstlichen Stei-

Baustoffe im Garten.

IV.

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