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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 8
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Pniower, Otto: Berliner Gartenkunst im 17. und 18. Jahrhundert
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Pniower, Otto: Berliner Plätze und ihre gärtnerische Anlagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0135

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gärtnerischen Anlagen

sind erst eine moderne Errungenschaft und eine brücke gestanden hatten. Das Ganze wurde mit
Folge der Industrialisierung der Residenz. Und einem geschmackvollen eisernen Gitter umschlos-
schon haben auch sie eine Geschichte, da sich auch sen, doch so, daß zwei Lindenbäume außerhalb
auf diesem Gebiete ein lebhafter Wechsel des seiner blieben. Darnach präsentierte sich der
Geschmacks geltend gemacht hat. Der gegen- Platz vom Westen, d. h. vom Potsdamer Tor aus
wärtig herrschende erscheint mir besonders er- gesehen, wie die Abbildung 1 (Seite 126) zeigt,
treulich, weil er sich des Wesens der Straßen- Mit der Zeit wuchsen die einstigen Sträucher
architektur in hohem Maße bewußt ist. Der zu stattlichen Baumgruppen heran, und so ge-
Anblick unserer Plätze ergötzt Auge und Sinn währten die Anlagen etwa im Jahre 1880 den
jedes Freundes der freien und der durch Kunst Anblick, wie ihn Bild 2 (Seite 128) wiedergibt,
gehobenen und veredelten Natur. Durch die Ausdehnung der Untergrundbahn

- ins Innere der Stadt, deren Bau im Jahre 1906

1« T»t <• 1 • 1 begann, wurde nicht nur die schöne Form der

Berliner Platze Und ihre alten Umfriedigung und die Geschlossenheit der

Anlagen beeinträchtigt, sondern während der
Ausführung der Arbeiten wurde der gärtnerische

von Prof. Dr. 0. Pniower. Schmuck gänzlich zerstört. Das Bild auf dieser

Aus einem in der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst Gruppe Seite, das vor der Vernichtung aufgenommen

Brandenburg am 11. Februar d. Js. gehaltenen Vortrag. WUrde, zeigt die Nordseite des Platzes. Gegen-

Abgesehen vom Lustgarten, der in bezug auf über dem damaligen Zustand zeigen die jetzigen
seine Schmuckanlagen seine besondere, höchst nach Vollendung der unterirdischen Bahn herge-
wediselvolle Geschichte hat, war die erste größere stellten Anlagen jene Vereinfachung, die dem
öffentliche Freifläche in Berlin, die Anpflanzungen Stile der gegenwärtigen Gartenkunst gemäß ist.
erhielt, der Leipziger Platz. Diese Bevor- Die herrlich herangewachsenen Bäume blieben
zugung erklärt sich durch seine Lage. Ist er doch natürlich erhalten, wenn auch einige mit Rück-
nichts anderes als die Ausmündung der Leip- sieht auf den Tunnel ihren Standort wechseln
ziger Straße, in deren Achse ein Tor lag, durch mußten, was übrigens ihrem Gedeihen keinen
das man sogleich ins Freie trat und nach wenigen Abbruch tat. Aber das Buschwerk ist sehr einge-
schritten in einen Park, den Tiergarten, gelangte, schränkt. Dafür schmücken die ausgedehnten
1824 geschah das Novum. Und noch zehn Jahre Rasenflächen im Sommer herrliche Blumenbeete,
später waren er und der Lustgarten, der kurz Die nächste Station der Untergrundbahn vom
nach 1830, nachdem Schinkel das heutige Alte Leipziger Platz ostwärts ist der Wilhelms-
Museum vollendet hatte, bepflanzt worden war, platz, dessen Physiognomie gleich derjenigen
die einzigen mit gärtnerischen Anlagen ver- seines Nachbarn, ja in noch höherem Grade durch
sehenen Plätze in Berlin, während es mit Reihen die Anlage einer Haltestelle und vom Stand-
von Bäumen bestandene schon von jeher mehr- punkt der Platzarchitektur aus ebenfalls nicht zu
fach gab. Die Anpflanzungen waren sehr be- seinem Vorteil verändert wurde. Im achtzehnten
scheidener Natur. Zu beiden Seiten der Straße Jahrhundert und tief ins neunzehnte hinein diente
entstanden mit Sträuchern besetzte Rasenflächen, er den in dieser Gegend einquartierten Infante-

Dazu kamen .__rie-Regimentern

einige wenige zum Exerzier-

Bäume. An den undParadeplatz.

achtEcken — von Dieser Bestim-

dieser Form hieß mung entsprach

der Platz bis zum es so recht, daß

Jahre 1814 Acht- Friedrich der

eck oder Okto- ^ _ ^ ^ ^M>" hier^den

maligen Opern- Abb. 3. Die Nordseite des Leipziger Platzes im Jahre 1906. Lustgarten hier-

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