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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 7
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Gellhorn, Alfred: Alte schlesische Parkanlagen, [1]
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Verschiedenes
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0117

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das Schloß, sondern ein Gartenhaus den Ziel-
punkt der steigenden Anlage.

Dagegen ist in Pischko witz das Herrenhaus
selbst der bestimmende Mittelpunkt. Dieser Gar-
ten ist bezeichnend für das Streben jener Zeit, die
Pflanzung in den Rahmen des architektonischen
Ganzen fest einzufügen und als Kunstschöpfung
in der Natur nicht aufgehen zu lassen, sondern
zu betonen und herauszuheben. Der schmale Berg-
rücken wird durch den ummauerten Kirchhof stark
eingeengt. Ein Menschenalter später hätte man
hier ein romantisches Landschaftsbild entwickelt,
für welches die besten Voraussetzungen gegeben
schienen. Die strenge Auffassung der 1. Hälfte
des 18. Jahrhunderts begriff jedoch in jener Ein-
engung nur ein Motiv zu anderer, gleichwohl
aber geometrischer Grundrißbildung (Fig. 3, Seite
106). Man wiederholte den Viertelkreis sym-
metrisch, nutzte die Restfläche fürBaumpflanzung,
die so zu gleich einen starken Rahmen bildete,
und entwickelte im übrigen unter Beziehung auf
die Mitte des Schlosses eine regelmäßige Auf-
teilung.

Sehr wirkungsvolle Verhältnisse sind der
Vorzug des Parterres und der Schloßterrasse, die,
zu dem Gebäude und zueinander gut abgestimmt,
eine überzeugende Raumwirkung besitzen. Den
äußersten Teil des Plateaus nimmt ein später
entstandener Irrgarten ein, dessen Zielpunkt ein
Pavillon mit schönem Ausblick in die Landschaft
bildet. Die Terrasse ist rings um das Schloß ge-
führt und an allen Seiten unter Beziehung auf
dessen Mittelachse angelegt, wobei besonders die
lange, in gerader Linie zur Landstraße hinab-
führende Nordtreppe hervorzuheben ist.

Im Gegensatz zu der konsequent durchge-
führten Regelmäßigkeit der Barockschöpfung ist
das Rennaissanceschloß in Domanze malerisch
in das Steilufer der Weißtritz eingefügt; auch
der Garten folgt dieser Anordnung und ist be-
sonders durch den in der Blütezeit überwältigend
schönen Flieder berühmt geworden, der den
ganzen Abhang bedeckt. Ergibt sich hier aus den
besonderen Verhältnissen ein Verzicht auf archi-
tektonische Gliederung, so ist mit umsomehr Eifer
der durch eine lange Zufahrtallee erreichbare
Vorplatz mit Marstall und Nebengebäuden in
strengen Linien gehalten (Fig. 4, Seite 107).

Auch in Schlanz ist der Garten nicht orga-
nisch mit dem Schlosse verbunden, für sich aber
durch geschnittene Hainbuchenhecken von be-
trächtlicher Höhe in einzelne Räume geteilt. Die
gute Wirkung bezeugt die edle und große Stim-
mung eines Grabmals in kreisrunder Nische.
Das große Mittelparterre wird durch niederen
Buchs und immergrüne Pyramiden gegliedert.
(Fig. 5, Seite 10).

Die Reaktion auf die strenge Planbildung
der Barockgärten bildeten die von England aus-
gehenden, durch Rosseaus Schriften unterstütz-

ten Bestrebungen, auch den Garten als Land-
schaft zu gestalten. In Schlesien war Graf
Pückler auf Muskau ihr eifriger Förderer
in Tat und Wort. Leider fielen diesem Geschmack,
hier wie überall, zahlreiche köstliche Anlagen
zum Opfer, und nur schwer läßt sich aus der ver-
wilderten Pflanzung, den absichtlich (doch ohne
größere Absicht) geschwungenen Wegen die
Klarheit des ursprünglichen Planes, die Wirkung
seiner geschlossenen Raumbildungen erraten.

Oft sind nur noch die kolossalen Zufahrt-
alleen ein Zeugnis jenes selbstbewußten Geistes,
der sogar bis in die freie Landschaft hinein das
Vorhandensein und die Bedeutung des Schlosses
und seiner Bewohner kündete. (Schluß folgt).

Schellhorn.

Verschiedenes.

Ausstellung für FriedhofsKunst Erfurt 1914.

In Erfurt, wo man mit derDurdiführung eines großen
Friedhofsprojektes beschäftigt ist, das ja durch den
vorjährigen Wettbewerb das Interesse weiterer
Kreise erweckt hat, sucht man jetzt durch eine für
Juni und Juli dieses Jahres geplante Ausstellung
für Friedhofskunst auch die Anteilnahme derjenigen
Kreise der zunächst beteiligten Bürgerschaft anzu-
regen, denen es im allgemeinen fernliegt, sich um
einen Ideenwettkampf zu bekümmern, wie er in
einem Wettbewerb zum Austrag kommt, die aber
nachher an der Ausgestaltung des Friedhofes selbst
als Grabstättenbesitzer u. dgl. großes Interesse
nehmen. Der Regierungspräsident und der Ober-
bürgermeister in Erfurt haben das Ehrenpräsidium
der Ausstellung übernommen. Die Leitung der Ge-
schäfte liegt in den Händen von Gartendirektor
Braband und Architekt Sölemann. Die Aus-
stellung findet statt auf dem alten Brühler Friedhof
in Erfurt, der durch seine Lage und seinen schönen
Baumbestand für diesen Zweck sich besonders
eignet.

Die Ausstellung erstreckt sich auf Denksteine
und Denkmäler aller Art für Erdbestattung und
Feuerbestattung ; Friedhofseinrichtungen, wie Brun-
nen, Bänke, Wegweiser und dergl.; Grabschmuck,
Kränzebindereien; zeichnerische Darstellungen und
Ansichten von Friedhofsanlagen und Teilen von
solchen.

Auch soll der erzieherische Einfluß, den die
Vorführung guter Erzeugnisse aus früheren Zeit-
abschnitten stets ausübt, zum Verständnis für die
neuzeitlichen Friedhofskunstbestrebungen ausge-
nutzt und deshalb eine besondere Abteilung wert-
volle alte Grabmale in verschiedenartigen Materi-
alen und Ausführungsweisen zeigen, wie man das
auch anderwärts bei ähnlichen Gelegenheiten ge-
macht hat.

Bücherschau.

D. Steilen, Historische GrabmalKunst. Unter
diesem Titel erscheint in der Hof buchdruckerei H.
M. Hauschild in Bremen ein Buch, welches der He-
bung der Friedhofskunst gewidmet ist und sich auf
die im Unterwesergebiet und in den Landen Wursten
und Hadeln befindlichen alten Beispiele guter Grab-
malkunst früherer Zeiten stützt. Man könnte
nach dem Erscheinen verschiedener, ähnliche The-
mata behandelnden Schriften der Ansicht sein, daß
neue Veröffentlichungen darüber, wenn sie nicht
ganz neue Gesichtspunkte hervorkehren, entbehrt

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