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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 2
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Heicke, C.: Wettbewerb Rheinuferanlagen Andernach
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Holland-Cunz, Otto: Die Rheinpromenade des Bades Godesberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0038

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Dingen darauf ankommt, an Hand des Wett-
bewerbsergebnisses eine Grundlage zu gewin-
nen, die, die Hauptzüge festlegend, der Zukunft
für die weitere Ausstattung und Ausbildung in
den Einzelheiten freie Hand läßt. Wie uns mit-
geteilt wird, ist beabsichtigt, zur Ausführung die
Verfasser eines der an erster Stelle prämiierten
Entwürfe heranzuziehen. Man darf also erwar-
ten, daß der Wettbewerb eine fruchtbringende
und für ähnliche, sich an anderen Orten ergebende
Aufgaben vorbildliche Lösung zur Folge haben
wird. H.

Die Rheinpromenade des
Bades Godesberg.

Von Otto Holland-Cunz, Godesberg.

Bad Godesberg, welches sich im letzten Jahr-
zehnt infolge der zeitgemäßen Führung seiner
rührigen Verwaltung ganz besonders entwickelt
hat, beschloß im Jahre 1909 die Ausschmückung
des Rheinwerfles mit gärtnerischen Anlagen. Zur
Erlangung zweckdienlicher Ideen wurde ein enge-
rer Wettbewerb ausgeschrieben; die eingegan-
genen Pläne wurden einer Prüfungskommission
unterbreitet, zu der auch der leider in diesen
Tagen verstorbene Prof. Lichtwark, Hamburg,
gehörte. In den Leitsätzen für den Wettbewerb
hieß es unter anderem: die Ausschmückung des
Rheinwerfles soll in ihren Grundzügen im Stil
der italienischen Renaissance ausgeführt wer-
den, und die gärtnerische Anlage soll sich dem
anpassen. Erfreulicherweise wurde jedoch später
an dieser Bedingung nicht festgehalten. Zur
Annahme gelangte der Entwurf der Firma Carl
Rohde & Sohn, Godesberg; er wurde im Früh-
jahr 1911 ausgeführt.

Man muß vorurteilsfrei bei der Durchwan-
derung dieser Promenade anerkennen, daß da
eine zweckdienliche, gut durchdachte und tech-
nisch einwandfreie Arbeit geleistet worden und
daß es gelungen ist, eine Anlage zu schaffen, die
durch ihre breiten Wege, zahlreiche Sitzgelegen-
heiten, einheitlich bepflanzte Blüten- und Gehölz-
gruppen wohltuend berührt. Den Spaziergängern
sowohl, als auch den anwohnenden Hausbesitzern
wird der Ausblick auf den Rhein in keiner Weise
beeinträchtigt. Jedes Kleinliche ist vermieden,
alles geht gut mit dem schönen, großen Land-
schaftsbild zusammen, das von der Promenade
aus betrachtet werden kann, und die Aufteilung
selbst berücksichtigt die Großzügigkeit der Um-
gebung, die diesem Erdenflecken seinen eigen-
artigen Reiz und das Gepräge gibt. Die große,
weite Perspektive des Rheinstromes, die in der
Ferne verschwindenden Gebirgszüge, von deren

HöhenZeugen vergangener Jahrhunderte winken,
gleichsam erzählend von einer versunkenen Zeit,
wo aber der Mensch auch schon winkelrechte
Arbeit kannte und leistete, kommen gut zur Gel-
tung ; freundlich grüßen die Dörfer, Landhäuser
und Schlösser vom gegenüberliegenden Ufer, und
ruhig singt der Rheinstrom sein altes Lied, die
Wellen durchwoben von den Strahlen unserer
urewigen Sonne!

Der Zeitraum, welcher zur Ausführung zur
Verfügung stand, war ziemlich kurz, so daß die
Arbeiten von Mitte März bis Ende April 1911
beendet sein mußten. Es galt in dieser Zeit
12000 cbm Boden zu bewegen. Auch dieSchwie-
rigkeiten, die das trockene Frühjahr und der
darauf folgende sehr trockene Sommer bereite-
ten, waren nicht gering; aber in absehbarer Zeit
wird die junge Anlage in ihrem freudigen Wachs-
tum sich dem Bilde nähern, welches den Schöp-
fern vorschwebte. Mit den Jahren soll dann auch
ein gutes Bankmaterial angeschafft werden; auch
soll der Blumenschmuck noch vermehrt werden;
Nischen, mit Bänken versehen, werden in die
Gartenmauern eingebaut werden und auch der
Teil, der noch in der Nähe der Dampfschiff-Halte-
stelle liegt, wird in den kommenden Jahren fer-
tiggestellt werden, so daß dann ein zusammen-
hängendes Ganze entsteht.

Die Bilder auf Seite 31 bis 33 vermitteln eine
gute Vorstellung der Anlage. Den Blick aufs
Siebengebirge hat man zum Teil auf Abb. 1. Man
sieht ferner, wie gut die Anlage ihren Abschluß
und ihre Ergänzung in den anliegenden Gärten
findet.

Eine stille Ecke zeigt Bild Nr. 2. Leise rinnt
die Quelle, Rosenranken fallen über die Mauer
und die Büsten zweier unsterblicher Weisheits-
lehrer, Homer und Sokrates, stehen an den Ein-
gängen. Dunkle Taxushecken schließen den Platz
ab, und wenn der noch junge Vitis erst mit seinem
grünen Schmuck der Blätter die Mauer bedeckt,
wird das Bild auch einen ruhigen Schluß haben.

Einen Anblick vollendeter Harmonie bietet
Bild 3. Man sieht hier denjenigenTeil der Rhein-
anlage, der an die Besitzung des Hauptmanns
von Meyer grenzt. Die Dauerpflanzung zeigt hier
fast den größten Teil des Jahres hindurch vom
zeitigen Frühjahr bis späten Herbst Blüten. Rho-
dodendron, Mahonien, Flieder, Spiräen und aller-
lei Stauden wetteifern miteinander in fröhlicher
Blütenpracht. Wilder Wein und Rankrosen zieren
die Mauer, und zwischen all dem lustigen Grün
thront ein schlichtes Gartenhaus, das mit seinen
Blumenkästen und grünen Fensterläden und mit
seiner ganzen Einfachheit den Blick des Kenners
befriedigt. Eins läßt dem andern Platz, kein
Überladen, prachtvolle sonnige Ruhe auf dem
ganzen Bild. Am Ende der Besitzung ein grü-
nender, einfacher Baumrand, der durch eine Pap-
pel wirkungsvoll unterbrochen wird.

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