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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 8
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Pniower, Otto: Berliner Gartenkunst im 17. und 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.20974#0119

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Berliner Gartenkunst im 17. und 18. Jahrhundert.

Vortrag, gehalten in der Gruppe Brandenburg der „D. G. f. G." im Festsaal des Märkischen Museums am 12. Februar 1913

von Prof. Dr. Otto Pniower, Berlin.

Die Gartenkunst ist in Deutschlands Haupt- wurden, wenn der Hof in dem nahen Forst pirschen

Stadt im Vergleich zu den anderen Künsten jungen wollte.

Datums. Im Mittelalter hat sie hier kaum be- Diese Gegend erhielt nun auch die erste öffent-

standen. Überliefert ist uns jedenfalls nichts dar- liehe gartenmäßige Anpflanzung, von der wir

über. Selbst von reinen Nutzgärten wissen wir hören. Sie geschahimjahre 1647. Damalsreichte

nichts. Auch mittelbar können wir nichts er- der Tiergarten ostwärts noch bis etwa dahin, wo

schließen, da die ältesten Karten und Pläne Ber- jetzt dasRauchscheDenkmal Friedrichs des Großen

lins nicht über das Jahr 1650 hinausreichen. Von steht und südöstlich bis zum heutigenReichsbank-

Gärten hören wir zuerst im 16. Jahrhundert. Da gebäude in der Jägerstraße. Von der Stelle des

gab es inmitten der Stadt einen umfänglichen Denkmals nun bis zur Hundebrücke wurde auf

mit einem großen Teiche. Er befand sich am Ende Befehl des Kurfürsten Friedrich Wilhelm durch

derheutigenAltenLeipzigerStraßebeiderNieder- die Gärtner Michael HanfF, Hans Drechsler und

wallstraße. Andere lagen außerhalb der Stadt. Jonas Grünberg eine Allee von tausend Nuß- und

So beispielsweise einer vor dem Spandauer Tor, ebensovielenLindenbäumenangelegt. Dieälteste

aus dem später der Park des Schlosses Monbijou Abbildung Berlins, die wir besitzen, zeigt einen

wurde. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts lagen Teil dieser Anpflanzung. An ihrem Ende nahm,

die Gärten gewöhnlich vor den Toren und waren wie gesagt, damals der Tiergarten seinenAnfang.

bescheidener Natur. Erst als die Burgen gebro- (Abb. 1, Seite 111.)

dien waren und die Bewohner sich sorgloser aus DieseAllee bestand aber nur wenig über dreis-
denengenStadtmauernhervorwagten,entwickelte sig Jahre. Sie fiel der neuen Befestigung Berlins,
sich eine wirkliche Pflege dieser außerhalb ge- die man 1654 anzulegen begann, zum Opfer. Noch
legenen anspruchslosen Gärten. während des Baues der Festung, der unter dem
Wie es damals mit der Forstkultur in der an Großen Kurfürsten beinahe dreißig Jahre dauerte
Waldung so reichen Umgegend Berlins stand, ver- und doch nicht eigentlich beendet wurde, nahm
mag ich nicht zu sagen. Vom Tiergarten hören die Hauptstadt einen unerwarteten Aufschwung,
wir zuerst im Anfange des 16. Jahrhunderts. Da- Die Zahl der Bewohner vermehrte sich so stark,
mals wurde er aus einem natürlichen, mit Brüchen, daß ein neuer Stadtteil angelegt werden mußte:
Wiesen und Gräben durchschnittenen Wald in die Dorotheenstadt. Von Osten nach Westen er-
einen Wildpark umgewandelt. Er reichte zu der streckte sie sich etwa von der heutigen Bibliothek
Zeit fast bis zum linken Spreearm des heutigen und Akademie bis zur Schadowstraße. Und hier
Stadtteils Friedrich-Werder. Eine kleine Brücke, wurde im Zuge der Hauptstraße um das Jahr 1680
die beim kurfürstlichen Schloß über das Wasser eine Allee angelegt. Das ist der Anfang vonBer-
zu ihm führte und aus der die jetzige Schloßbrücke lins erster und heute noch nicht übertroffener
wurde, hieß die Hundebrücke. Wie man sagt, Prachtstraße, der Straße „Unter den Linden",
weil an ihr die Jagdhunde zusammengetrieben Die Kurfürstin Dorothea pflanzte selbst den ersten

Abb. 1. Zugang zu der Straße Unter den Linden im Jahre 1650.

Gartenkunst Nr. 8, 1914.

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