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Die Gartenkunst — 27.1914

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Nr. 9
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Verschiedenes
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Verschiedenes.

Frühlingsschau der Schule für Blumen-
schmucK FranzisKa BrucK im Hohenzollern-Kunst-
gewerbehaus Friedmann u. Weber in Berlin.

Im Februor sah man in den Vereinigten Werk-
stätten in der Bellevuestraße Frauen Blumen binden.
Rein als Künstlerinnen von Gottes Gnaden schmückten
sie Tisch und Zimmer, unter Ausschaltung des Berufs-
künstlers so zu sagen. Und man sollte meinen, daß
der Feinsinn für Formen und Farben eines schönen
Blumenarrangements der Frau ohne weiteres ge-
geben sei.

Nun sah man in der Ausstellung der Schule für
Blumenschmuck Franziska Brudt im Hohenzollern-
Kunstg ewerbehaus Berufsblumenbinderinnen an der
Arbeit, sieht, welch' weites Feld der Betätigung die
Blumenschmuckkunst der Frau bietet. In einem
durchschnittlich zehn Monate (!) umfassenden Kurse
befassen sich die Schülerinnen der Lehranstalt mit
der Kunst, die vielerlei Zweige, Gräser, Blumen und
Blüten, wie sie die jeweiligejahreszeit mit sich bringt,
vorzubereiten, zu ordnen und ihrer Individualität ent-
sprechend in Schalen, Vasen und Körben geschmack-
voll unterzubringen, als Kränze zu binden oder ge-
trocknet als Wanddekoration zu verwenden, weiter
Stilleben zu stellen, also weitergehende Dekoration
zu pflegen bis zur Sdiaufenstcrausstattung. Diese
Kunst soll den Schülerinnen zugleich eine neue Lebens-
und Arbeitsquelle erschließen.

Ein nettes Bild vom Eifer der Lehrmeisterin und
ihrer Schülerinnen bot die Ausstellung. Durch sin-
niges, malerisches Arrangement zeichneten sich be-
sonders aus diverse Stilleben von Blumen in Ver-
bindung mit Körben, Vasen, bunten Decken und Bän-
dern. Gerade durch die Verwendung solcher kunst-
fertig zu Schleifen gewundenen farbigen Bänder
weiß die Lehrerin den Reiz des Blumenarrangements
zu erhöhen. Ein Stilleben z. B. war da: ein Korb
mit gelber Calendula, neben welchem auf antiker,
farbig-prächtigen Decke eine Vase aus Bergkristall
stand. Weiter fiel auf ein Osterstilleben: gelbe
Tulpen füllten einen Korb, neben dem ein kleinerer
mit aufgehäuften russischen rotladrierten Ostereiern
einen weichen farbigen Kontrast abgab. Ein spani-
sches Stilleben war besonders reizvoll. Es setzte
sich zusammen aus einem spanischen Einkaufs-
Henkelkorb mit roten Nelken — der spanischen
Nationalblume —, der mit keck-gebundenen kar-
moisinroten Schleifen garniert war; ein maurischer
Fayencekrug vervollständigte die feine Komposition.
Am rassigsten war wohl ein japanisches Stilleben.
Eine Vase aus braunrotem Korbgeflecht mit blüten-
reichen Glycinenstengeln war neben einen weißen
Porzellanbuddha auf einem japanischen Lackkäst-
chen gestellt, und davor lagen wie zum Studium
japanische mit Holzschnitten illustrierte Lehrbücher
der Blumenbindekunst.

Ja, von Japan kommt auch auf diesem Gebiet
unendlich viel Anregung. Wer kennt nicht den eigen-
artigen Reiz dekorativer japanischer Blumenmalerei
von den duftig zarten Farbenholzschnitten her?!
Oder die Wassertiere aus Bronze mit der tiefen
Aushöhlung zur Aufnahme der Blumen, die so sinn-
reich im Wasser stehen?! Derartige Motive be-
herrschen die Blumenbindekunst der Schule der Fran-
ziska Bruck. Mit Fleiß sucht letztere Blumen und
Blütenzweige aus, die in ihrer Verknotung und bizarren
Verästelung japanische Silhouette haben: Apfel-,
Kirsch-, Mandelblütenzweige etc., riesige Espenzweige
mit Frühlingskätzdien, Magnolienzweige mit knotigen
Blütenknospen, rotblühende Esdieverien und Brome-
lien mit den schönen blauumränderten weißen Blüten
und den rosigen Hüllblättern der Stengel. — Uber-
aus malerisch wirkte ein Busch aus zartgelben blätt-

rigen Cymbidium-Orchideen, die gemischt waren mit
getrodtneten schwarzbraunen knollenartigen Bra-
chythiton-Früchten australischer Herkunft. — Die
gleichfalls im Hohenzollern-Kunstgewerbehaus aus-
gestellten reichfarbigen modisch-steifen Bilder des
Pariser Malers Xavier Gose gaben übrigens eine
schöne Folie für die Arrangements ab.

Im Eintrittsraum bot dann noch ein in hoher
blauer krugförmiger Vase steckender mächtiger Busch
aus blühenden gelben Forsytienstengeln und grünen
Weidenzweigen einen imponierenden Anblick.

Das Schaufenster lockte durch die geschmackvolle
Dekoration. Man kennt ja diese vornehme Art der
Dekorierung vom Blumenladen der Franziska Bruck
in der Potsdamerstraße her. Ein einziger Korb gab
dem Schaufenster charakteristische Physiognomie —
ein Bauernkorb gefüllt mit goldgelben Karneval-
tulpen, Annemonen, Hyazinthen, Marguerithen etc.,
aus dem eine große Blütenranke auf Schlangenmoos
sich herauswand. Raffiniert simpel erschien das in
seiner bäuerlichen Farbenbuntheit. Und auf dem
Tisch aus blaßgrünem Korbgefledit zur Rechten gab
eine einzige Schale mit Vergißmeinnicht einen köst-
lichen Gegenakzent dazu ab. Kurt Pallmann.

Zum Kölner Friedhofwettbewerb.*) An den

veröffentlichten Arbeiten des Kölner Friedhofwett-
bewerbes ist mir unter anderem aufgefallen, daß
teilweise mit Raumverhältnissen gearbeitet wird,
die m. E. eine gute und geschlossene Wirkung bei
Übertragung in die Wirklichkeit kaum erwarten
lassen.

Ich glaube, daß die fast stets angewandte Manier,
die Gebäudeanlagen und Platzgestaltung am Haupt-
eingang durch Vogelschaubilder darzustellen, über
die tatsächlichen Raumverhältnisse täuscht. Meiner
Ansicht nach sind die für einen solchen Friedhof
erforderlichen Bauten immerhin noch so geringfügig,
daß sie nicht genügen werden, Plätze von so be-
deutender Ausdehnung zusammenzuhalten und zu
beherrschen. Betrachtet man z. B. die Wiedergabe
des Lageplanes des Entwurfes „Amen" — die aller-
dings kein einwandfreies Bild ergibt — so glaubt
man einen verhältnismäßig kleinen Friedhof vor sich
zu haben, nicht aber einen von solcher Ausdehnung,
wie er es tatsächlich ist. Eine gleiche übertriebene
Großzügigkeit empfinde ich im allgemeinen bei der
Architektur. Es wird häufig ein Aufwand von Bau-
masse getrieben, der in keinem Verhältnis zum Zweck
und zur Nutzbarkeit steht. Auch künstlerisch liegt
er nicht im Sinne des Friedhofes. Die Gebäude-
anlagen lassen oft noch mehr als die Geländeauf-
teilungen ein Gestalten von Innen heraus, also nach
ihrer Zwedibestimmung, vermissen. Es ist doch
schließlich nicht Endzweck des Wettbewerbes, eigen-
artige und interessante, sondern für die Ausführung
brauchbare gemäßigte Entwürfe zu erhalten.

Diese ganze Entwicklung ist wohl in erster Linie
durch die großen Wettbewerbe der letzten Jahre
herbeigeführt worden. Die Befürchtung der Teil-
nehmer, daß ihre Arbeiten, weil sie ja nur zeich-
nerisch dargestellt werden können, gegen andere
zu einfach und nüchtern erscheinen möchten, mag
viel dazu beitragen, über eine maßvolle Beschrän-
kung hinauszugehen. Man kann deshalb geradezu
von einem Wettbewerbstil sprechen. Einen Beweis
ersehe ich darin, daß bei der späteren Ausführung
in den seltensten Fällen ein Entwurf auch nur in
seinen grundlegenden Anordnungen und Verhält-

*) Wie bekannt geworden ist, hat die Kölner Stadtverwal-
tung die Träger des zweiten Preises im Wettbewerb (Architekt
F. Koeckle, Mitarbeiter Gartenarchitekt Knell, Frankfurt a. M.)
und den eines dritten Preises (Architekt Diplom-Ingenieur Wach,
Düsseldorf) beauftragt, gegen ein vereinbartes Honorar Ent-
würfe für die endgültige Gestaltung des neuen Kölner Friedhofs
auszuarbeiten. H.

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