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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

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Heft 8 (2. Januarheft 1899)
DOI Artikel:
Das Konzertwesen der Gegenwart: eine sozial-musikalische Studie
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Volkskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0278

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einen geschichtlichen Rückblick auf die Vergangenheit errnöglichen. Gleichzeitig
ist sie zu eincr wichtigen pädagogischen Aufgabe berufen. Jn jedem Fall soll
sie die Vorzüge des ausübenden Künstlers ins rechte Licht setzen, und seine
Mängel beleuchten- Dazu freilich ist nur der fachlich gebildete Beurteiler ge-
eignet- Solange sich unsere musikalische Presse nicht grade darin vor den
andern musikreferierenden Organen auszeichnet, daß sie durch auf jedem Einzel-
gebiet vertraute Männer vertreten ist, solange kann sie diese pädagogische Seite
ihrer Aufgabe nicht lösen. Welche Ratschläge kann ein instrumental gebildeter
Musiker dem Sänger in technischer Hinsicht geben? Und iviederum, bcsitzt der
fürs Klavier erzogene Kritiker genügende Spezialkenntnisse, den Geiger zurecht-
zurveisen ? So sehr ich das Spezialitätcntum in der Kunst verdamme, so drin-
gend verlange ich für die Ausübung der sachgcmäßen, zur Förderung des
Kunstjüngers bcstimmten Kritik Spezial-Kenntnisse. Mit einem in seiner Tota-
lität zutreffenden Urtcil ist das Einzelne nicht erschöpft, und darauf kommt es
bei einer so gedachten Kritik an.

Meine Aufgabe ist erfüllt, wenn es mir gelungen ist, die Uebelstände
nachzuweisen, die unser heutiges Konzertleben gezeitigt hat. Sollte auch die
Anregung zur Beseitigung der erkannten Mißstände Beachtung find.ai, so sind
meine höchsten Erwartungen übertroffen.

volkskunst.

Eine „Erinnerung" an den Hamburger Verein „Volkskunst" veröffent-
licht Heinrich Harz in der „Deutschen Kunst und Dekoration". Ruhig und be-
scheiden und von beteiligter Seite, nämlich vom früheren Schriftführer des
Vereins, geschrieben, gibt sie in der Hauptsache nur ciniges Thatsächliche.
Deshalb erlaube man uns, die wir diesen Verein sozusagen aus der Nähe be-
obachtet haben, noch einige Worte zur Belcuchtung dcs Mitgeteilten. Wir
nämlich glauben, datz man die Seite in dcr Geschichte des deutschcn Kunst-
handwerks, auf der von diesem Vereine die Rede ist, einst als eine der lehr-
reichsten betrachten wird.

Vor elf Jahren ungefähr thatcn sich in Hamburg sechszehn junge Leute
zusammen, Musterzeichner, Angestellte in kunstgewerblichen Anstalten u. s. w-,
von denen jetzt der bekannteste der sehr begabte Christiansen ist, deren eigent-
liche „Seele" abcr Oskar Schwindrazheim war, cin Maim, wie Harz sich aus-
drückt, „von eminenter Vielseitigkeit und erstaunlicher Arbeitskrast", von großer
Jdeenfülle und ausgczcichneter Befähigung zum Lehren. Voll idcaler Freudig-
keit und Arbeitslust gründete er „Beiträge zu einer Volkskunst", schlicht aus-
gestattete Hefte mit Text und Bildern. Aber abgesehen vom „Kunstwart" und
seinem damaligen Beiblatt „Das Kunstgewerbe", das auch ein zu früh gebornes
Kind war, fanden die Hamburger Volkskünstler fast nur bei Brinckmann Unter-
stützung, in wcit überwiegender Mehrheit gingen die Herrcn vom Fach mit oer-
ächtlichem Spott über diese von keinem Kapital und von keiner akadcmischcn
Würde getragenen jugendlichen Bestrcbungen hinweg. Sag ich zuviel? Man
prüfe daraufhin die Jnnerlichkeit der Gründe in einem Satz wie dem fol-
genden: „Es sind so jämmerliche, dünne, mit clenden Farbendrucken ausge-
stattete Heftchen, daß unsere Leser wohl zu der Frage berechtigt wären, aus
welchem Grunde hier in einem Referat über die neuesten kunstgewerblichen
Kunstwart
 
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