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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1898)
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Teibler, Hermann: Neue Kammermusik
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Schumann, Paul: "Die Verwirrung der Kunstbegriffe"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0062

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Werken gereicht es vor der weiteren Oeffentlichkeit zum Vorteil, daß sie ihren
nationalen Charakter leicht andcuten, aber nicht zum hervorstechenden Zug der
Komposition machen wie Anton Dvolak in seinem Klaviertrio „Dumki"
op. 90 (Simrock, vierhändig, Mk. 8.—) thut. Der nicht besonders an den Genuß
slavischer Volksmusik gewöhnte Hörer wird sich bei diesem abwechselnd von
Langcweile und wildem Hussitismus beherrschten Werke kaum wohl ftihlen.

lsermann u. e i b l e r.

„Die Verwirrung der IknnstbegrMe."

Unter diesem Titel hat der bckannte Frankfurter Maler Wilhelm
Trübner im Derlag der Literarischen Anstalt Rütten und Löning zu Frank-
furt a. M. »Betrachtungen" erscheinen lafsen, die schon ihres Verfassers wegcn
beachtet sein wollen. Jhr Gedankengang unterscheidet sich allerdings nicht
wesentlich von Trübners erster Schrift „Das Kunstverständnis von heute", die
er ^892 ohne NamenSnennung bei Fritsch in München erscheinen ließ. Damals
stellte er namcntlich die rein künstlerischen und die populären Nichtungen in
der Kunst in Gcgensatz, während er die moderne Anschauung in der Malerei,
die für die rein künstlerische Richtung in Betracht komme, dahin erklärte, es
komme darauf an, „so gut wie nur möglich zu malen, d. h. das Kolorit auf
die höchstc Stuse zu erhcben und alles Uebrige, bisher als HaupterforderniL
Geltende dagegen sv weit zu vernachlässigen, als es ein Hindernis wird, das
der Erreichnng des höchsten Ziels der Malerei, der höchsten koloristischen Qualität
im Wege steht."

Jn der ncuen Schrift will Trübner zunüchst zweierlei Arten von so-
gcnanntcm Guten in dcr Malerei scharf unterschieden wissen, und dicse Trennung
kommt inncrhalb seiner «Betrachtungen" immer wieder: das »reinkiinstle-
rische" Gute als das Gute von dauerndem und das „populärkünstle-
rische" als das von vergänglichem Werte. Das populärkünstlerische ist für
Trübner dasjenige, das nur auf akademischem Könnon beruht, auf dem
Könncn also, das sich lehren läßt: es ist in der großen Menge stets daS bc-
liebtcste, es hat die breiten Erfolge, während das reinkünstlerische vom
Publikum zunächst gar nicht verstanden wcrden kann, dafür aber dio tiefen und
die dauernden Erfolge hat. Die Untecscheidung ist nicht immer ganz einfach,
weil auch das Stoffliche mit hineinspielt. Denn scit man weiß, daß die rein-
künstlerischen Maler mit Vorliebe ganz einfache Stoffe malen, verfüllt man häufig
in das böse Versehen, alle Darstellungen einfacher Stofse als reinkünsi-
lerische Leistungen zu betrachten.

Von diesem Standpunkte aus entwickelt Trübner seine Gedanken über eine
ganze Reihe von Erscheinungcn und Fragen, z. B. übcr Strebertum, Kunstkenner-
schaft, öffentliche Kunstsammlungen, Kunstunterricht, photographische Darstellung,
Kunstgewerbe u. s. w. Jn dcn meisten Fällen können wir den verstündigcn und
klaren Auseinandersetzungen dcs Verfassers, die natürlich nicht allenthalben ncu
sind, zustimmen. Aber wir können hier unmöglich auf alles eingehen, wovon
Trübner spricht. Wir können nur einzelne Punktc beleuchten und mllchten dcs-
halb unseren Lesern umsomehr empfehlen, das Buch als Ganzes selbft zu lesen.

Jnteressant ist Trübners Begriffsbestimmung deS Monumentalen:
nach ihm enisteht es durch die Vereinigung des reinkünstlerischen Könnens mit
Kunstwart 2. Vktobcrheft ^898
 
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