Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

DOI Heft:
Heft 11 (1. Märzheft 1899)
DOI Artikel:
Batka, Richard: Ungekürzte Aufführungen u.s.w.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0369

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Angekürzte Nuttübrmrgen u. s.vv.

Es gibt unter den Kunstpflegern bekanntlich eine Partei, die da
meint: die Kunst sei im Grunde doch nur für ein par Auserwählte,
für ein par, sagen wir „Fachleute" da, der übrige „Pöbel^ aber, der unsere
Theater, Konzertsäle und Galerien süllt, sei eben gut genug, um durch
sein Erschcincn, d. h. durch sein Eintrittsgeld künstlerische Veranstaltungen
überhaupt zu ermöglichen. Diese Partei geht von der nicht unrichtigen
Beobachtung aus, daß es Werke gibt, die ihrem Gedankengehalt und der
Gestaltung nach über das Fassungsvermögen einer so großen Zahl von
Menschen weit hinausgehen, als erforderlich sind, um solche Veran-
staltungen zu gewährleisten. Bleiben wir bei meinem musikalischen
„Ressort": an Werken wie dem „Tristan" oder dem ^ moll-Quartett
op>. sZ2 würden alle Popularisierungsvcrsuche, sofern sie auf ein wirk-
liches Verständnis, nicht auf ein Gefallen an Aeußerlichkeiten abzielcn,
unbedingt scheitern.

Jndessen wär's arg übertrieben, behauptete man: alle oder auch
nur die meisten echten Kunstwerke seien dieser Art. Wir glauben viel-
mehr, es dürften sich, selbst wenn man von den auf volkstümliche Wir-
kung ausgehenden Werken absieht, wohl die meisten dem Verständnis
weiterer Kreise erschließen lassen, wenn die Sache nur geschickt und that-
kräftig angefaßt wird. Man braucht dem „Q'art pour I'art" gegenüber
nicht in den Gcgensatz zu vcrfallen und die intimsten und schwierigsten
Schöpsungen feinstorganisierter Künstlernaturen gleich zum täglichen
Geistesbrot für Hinz und Kunz verbacken zu wollen. Aber man mutz
als rechtschaffener Kunstpionier auf die Weckung und Belebung des künst-
lerischen Bedürsnisses, auf dic Erziehung zum Kunstgenuß im Volke hin-
arbeiten, man muß, indem man den Zugang zum Kunstwerk erleichtert
und ebnet, die Masse der „Besucher" zum urtcilsfähigen „Publikum"
heranbilden helfen.

Jn dieser Hinsicht hat man sich — wer möchte das leugnen —-
in den letzten Jahren nicht wenig bemüht. Wir haben nicht bloß zahl-

Kunstwart !. Märzheft t8yy
 
Annotationen