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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1898)
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Den alten Lesern zum Dank, den neuen zum Willkommen
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Avenarius, Ferdinand: Volks- und Gipfelkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0014

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einziger ehrenhafter Mann irgend einer politischen, literarischen oder
künstlerischen Partei unsrer Arbeit öffentlich anders als mit Anerkennung
gedacht, wir dürfen auf unsre Freunde und dürfen auf unsre Feinde
weisen, sragt man uns, wer wir sind. Leidlich beglaubigt also, wollen
wir nun uns der Arbeit widmen: was wir für richtig erkannt nach
aller Kraft umzusetzen in Wirklichkeit, eindringen zu lassen ins Leben.

Wir haben die ersten Schritte dazu schon mit der Umgestaltung
vor einem Jahre versucht. „Der Kunstwart ist allgemeiner verständlich
geworden", hat man vielfach gesagt. Ob er dadurch seichter geworden
ist, mögen die Leser entscheiden. Unsre nächste Aufgabe jedenfalls ist so:
noch sür viel weitere Kreise verständlich zu werden, ohne an sachlicher
Gediegenheit das Mindeste zu verlieren. Da gilt es vor allem: nicht
nur zu rcden über Kunst, sondern nach jeder Möglichkeit Kunst zu
zeigen, damit nicht nur der nüchterne Begriff zum Verstande spreche,
sondern das Leben selber, das in des echten Kunstwerks Adern fließt,
zu Anschauung und Phantasie, Denkkraft und Empfinden zugleich, kurz:
wieder zum Leben dringe. Deshalb die „Losen Blätter" in ihrer jetzigen
Form, deshalb von jetzt an unsre Bilder und unsre Noten.

Aber was wir damit geben, ist auch wieder nur ein Anfang, ist
nur eine Abschlagszahlung — und bedeutet doch schon ein großes Wagnis,
wenn wir bei unserm oft „lächerlich niedrig" genannten Bestellgelde
bleiben wollen. Und das möchten wir doch, wenn's irgend geht, um
neben den besser gestellten Lesern den minder bemittelten und der lernen-
dcn Jugend zu ermöglichen, den Kunstwart gerade jetzt, wo er Beilagen
bringt, bei sich im Hause zu bchalten. Aus all diesen Gründen bitten
wir unsre Freunde: wirkt kräftig für unser Blatt, und ihr Bemittelten,
laßt's Euch auch nicht gereuen, vielleicht für Unbemittelte, die ihr kennt,
den Kunstwart auf eure Kosten zu bestellen. Wir wiederholen euch:
wir dürfen bitten, denn wir bitten nicht für uns: „alles, was der
Kunstwart einbringt, wird in seinen eigencn Dienst gestellt" — dabei
bleibt's. Empfehlt und verschenkt ihn unter euren Freunden, verlangt,
daß die Wirte ihn halten, setzt in den Lesezirkeln allerorts seine Ein-
führnng durch, verbreitet seine Gedanken in der vornehmen Presse weiter
(er stellt euch ja, gebt ihr nur die Quelle an, den Nachdruck all seiner
Aufsätze ohne Entschädigung frei) — nicht uns persönlich nützt ihr viel
damit, nur unsrer gemeinsamen Sache. Die aber brau ch^t's. Aeußer-
lichkeit und Mache, Gigerlnarretei und Gesinnungslumpentum übexwuchern
nachgerade und ersticken, was von kernhaft deutschem Leben'in unsrer
Kunst zur Sonne möchte, um Frucht zu tragen für uns alle. Wem
nur immer es ernst ist, um ein höheres, reineres und feineres, kräftigeres
und freieres und froheres Geistesleben, den müssen wir gewinnen zum
Bundesgenossen. Wir haben einen Beruf zu erfüllen. A.

kilolKS- NNd GlpkLlKNNSt.

„Volkstümlich soll die Kunst sein", so rufen die einen aus, „Echte
Kunst ist nur für wenige da", die andern. Wollen wir uns klar dar-
über werden, so thun wir gut, zunächst die beiden Begriffe von Kunst
ins Auge zu fassen, die am weitesten von einander entfernt stehn. Was
ist Gipfel- und was ist Volkskunst?

Aunstwart ^ 1- Gktoberhcst ;8Z8
 
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