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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1899)
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Batka, Richard: Zur Musikpflege, [2]: vom Volksliede
DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Kopie und Imitation
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0416

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ivinnen die Volksiveisen durch verfeinerte Harmonisierung und kunstreiche
Stimmenführung an Reiz, so daß sich unscrn Tonkünstlern nach dieser Richtung
noch cin fruchtbares Feld eröffnet. Dasselbe gilt von den in neuester Zeit
beliebt geroordenen Volksliedern mit Klavierbegleitung. Als Muster können,
mas echte volkstümliche, aber feinmusikalische Einfachheit anlangt, die Bear-
veitungen von Martin Plüddemann gelten. Dem spezifischen Musiker rnird der
Klaviersatz, den Brahms zu vielen schönen Volksweisen ersonnen hat, hohcn
Genuß bereiten. Diese Bearbeitungen bilden dann den natürlichen Uebergang
zu den Kunstlicdern, von denen ein nächstes Mal einläßlicher gehandclt
werden wird. Richard Batka.

Ikopie und Amitatioil.

Kopic und Jmitation bedeuten beide etwas ganz ähnliches, näm-
lich die täuschende Wiedergabe eines gegebenen Vorbildes in einer
neuen Arbeit. Und doch muß man beide Dinge grundverschieden be-
werten. Denn während die Kopie eines Werkes einfach den Versuch be-
deutet, durch Wiederholung dieselben üsthetischen Genüsse zu bereiten,
wie das Original, so haftet dem Bcgriff Jmitation der Makel des Un-
ehrlichen, der Sinn des „Täuschenwollens" an. Allerdings gehen beide
Begriffe ohne feste Grenze ineinander über, und es gibt viele Fälle, wo
man kaum noch sagen kann, ob man es mit einer Jmitation oder einer
Kopie zu thun hat-

Um sich den Unterschied klar zu machen, denke man sich folgendes
Beispiel: Wenn einer ins Museum geht und einen Tizian „abmalt", so
ergibt das klärlich eine Kopie. Hier kann sogar das Material genau
dasselbe sein, und je mustergültiger die Kopie ist, je mehr bereitet sie
uns einen Genuß wie das Originalwerk. Oder: es macht jemand einen
Abguß nach einer antiken Plastik. Die Plastik ist aus Bronze, der Ab-
guß aus Gips. Durch gceignetes Tönungsverfahren kann man diesen
jedoch dasselbe Aussehen verleihen wie der Bronze, so daß der Augen-
eindruck, um dcn es sich beim Kunstwerk handelt, auch hier, wo ein
anderes Material vorliegt, genau der gleiche bleibt, wie beim Original-
werk. Niemand wird in einem solchen Kopieren, so lange keine betrü-
gerischen Versuche, die Kopic als Originalwerk unterzuschieben, in Frage
kommen, etwas ästhetisch Anstößiges sehen können. Die Kopien sind
nicht so solid, wie das Material, allerdings, aber das ist ein Praktischer
Nachteil, der nnr bei einern Gebrauchsgegenstand auch ins ästhetische
hinüberspielte, bei reiner bildender Kunst kommt als ästhetischer Wert je
nur das Bild fürs Auge in Frage.

Und nun denke man sich ein Beispiel für Jmitation. Ein Mann
möchte reich geschnitzte Decken in seinem Zimmer haben. Seine Ver-
hältnisse erlauben ihm jcdoch solchen Luxus nicht. Da läßt er denn
reiche Holzdecken in Gips abgießen, holzfarben abstreichen und sie so

Zwci Hefte dcutsche Volkslieder f. gemischten Chor. (je 20 kr.)
Sechzig sränkische Volkslieder f. Männcrstimmen. Mk. 2.—.
222 echte Kärntnerlieder. 2 Bde. je sl. z.2S.

Aunstwart

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