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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1898)
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Nochmals vom Urheberrecht
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0045

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12. 3a!x'g. Lvvcttes L>ktobcril>ctt kSSL. Dett 2.

Oocbmals vom Arbeberrecbt.

Urheberrecht, Urheberrecht — auf allen Straßen ist jetzt die Rede
davon, aber gar kein Streit darüber: wir sind endlich dabei, das Ur-
heberrecht aufs knifflichste zurechtzufalten. Das wollen wir auch, das
müssen wir auch, denn recht große Stände i:n deutschen Reich müssen
sich ganz oder zu sehr wesentlichem Teil von diesem Besigrecht nähren.
Aber wo man nur etwas Gedrucktes übers Autorrecht sieht, liest man
davou als von dem großen Talismane, der, wenn nur erst überall
angebracht, jeglichem Uebel den Eintritt wehrt. Nie, daß man hörte:
auch das Urheberrecht, lieben Leute, hat denn doch seine Häkchen und
Haken, nie, daß einer darauf hinwiese: es ist vorläufig etwas ganz
Gutes, aber das Endziel berechtigter Wünsche befriedigt es noch lange
nicht. Jch mcinerseits denke: hcißt die Wahl: unsre heutigen Zustände
mit oder ohne Urheüerrecht, dann wähl ich sie mit ihm, als dem klei-
neren Uebel, und thue vorläufig mein bischen dazu, dies kleinere Uebel
möglichst erträglich auszugestalten. Aber daneben haben wir, denk ich,
noch anderes anzustreben, denn das Urheberrecht alleine thuts freilich
n i ch t.

Na, denkt der Leser, jetzt wird uns wieder das alte Lied gesungen
von der besseren Verpflegung der geistigcn Arbeiter. Wäre dem so, so
ivürde das wenigstens nicht geschehen, um diesen Leuten ihres Privat-
vergnügens halber Extrawürste zu braten, sondern es geschähe aus nüch-
terner und praktischer Erwägung des nationalen Vorteils. Die geistigen
Arbeiter sollen für die Allgcmeinheit etwas leisten, man muß sie durch
ausreichende Nahrung bei Kräften halten — ganz abgesehen also davon, daß
sie sozusageu Menscheu sind, nicht Kühe oder Schafe, als welche sie ja selbst-
verstündlich durch ihre Leistungen auf genügenden Unterhalt bessere An-
sprüche haben. Aber es soll heute gar nicht von der Künstler-Ernährung
gesprochen werden. Jch will nur wieder fragen: ist das Urheberrecht
«n sich wirklich das wunderschöne Ding, das den Urhebern hier und
der Allgemeinheit dort ausschließlich Nutzen bringt? Denn darüber
sind wir ja alle einig: immer auch auf den Nutzen für diese Allgemein-

Runstwart

2. Gktobcrhest

— LZ —
 
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