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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1898)
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Unsere Beilagen
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Unsern Lesern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0231

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der Gegenwart seinen gewaltigsten Ausdruck verschafft hat in Klingers „Vom-
Tode" bis zu seinem trotzigen „Und doch"'? Der Hieronymus — lätzt er nicht
die Meister ahnen, aus deren Rcihe dann Ludwig Richter, der Liebenswerte,
als der beste zu uns tritt? Vereinigt aber in ein und demselben Geiste hat
Jdylle und Tragik nie wieder gewaltet, wie in Dürcr.

Neben solchen Werken sich zu behaupten, fällt Ludwig Richters
„Sternennacht" zunächst wohl schwer. Es ist ja ein ganz anspruchsloses kleines
Bild. Aber es ist trotzdcnr ein Meisterwerk. „Die Himmelslichter sind doch
wirklich, wie die Augen am Menschen, ofinere oder zarter bedeckte Stellen der
Welt, wo die Seele hcller durchscheint" — dieses Claudiussche Wort hat Richter
darunter gesetzt. Dah wir die Beiden ansehen, die so empfinden, und zugleich
ihr inniges Ehcglück fühlen und an den Sternenhimmel denken, uns ganz in
eines setzend mit ihnen selbst, das zu bewirken vermochtc nur eines grohcn Mei-
sters Kunst: das Blatt hat eine ganz seltsame Gewalt über den Bcschauer,.
wenn er nur ehrlich bereit ist, sie auf sich üben zu lassen. Doch es ist auch
als Komposition für den Holzschnitt und schliehlich als Schnitt selber ein
Meisterwerk, weshalb denn Gaber stolz seine Initiale darunter gesetzt hat.
Unsre Leser soll es zugleich an „Fürs Haus" erinnern, wohl die allerschönste
untcr den schönen Richterschen Sarnmlungen, die bei Alphons Dürr in Leipzig
erschiencn sind und dcr es entnommen ist — das edelste Familienbilderbuch,
das wir haben. —

Eine äußerliche Neuerung ist diesmal die Einfügung der Beilagen an
den Schluh des Hauptblattes. Wir wollen dadurch einerseits bewirken, dah
die Bildcr gleich neben dem Tcxte stehen, der zu ihnen gehört, anderseits, dah
man sofort ein Merkmal für die Stelle habe, wo man den „Jnhalt" jeden
Heftcs vcrzeichnet sucht. Die Noten schliehen sich dann an die Bilder an.
Uebrigens sind sie absichtlich nur so locker eingeheftet, dah sie leicht an andere
Stelle versetzen kann, wem diese Einrichtung nicht gefällt. Wir werden für die
Noten und Bilder künftig auch besondere Mappen, die den Einbanddecken ent-
sprechen, zur Verfügung unsrer Leser halten.

Mnsern Lesern

dürfen wir zum Fest etwas Erfreuliches mitteilen. Auch unser neues
Wagnis ist geglückt: Die Zahl der Besteller des Kunstwarts ist über
unser Hoffen schnell, ist sogar noch schneller als im vorigen Herbste ge-
stiegen und steigt noch jetzt recht munter fort. Dadurch sehen wir uns
nicht nur im Stande dazu, trotz der Bilder- und Notenbeilagen unsern
alten und niedrigen Bestellpreis zu behalten, sondern auch dazu, wiederum
neue Verbesserungen ins Auge zu fassen.

Wir haben, ermutigt durch die guten Zeichen beim Jahrgangs-
wechsel, jedem Heft schon in diesem Quartal je zwei Bilder statt des
versprochenen einen mitgegeben. Fortan sollen sie auch noch auf besserem
Papiere gedruckt werdcn und dann und wann werden's ihrer auch noch
mehr werden. Aber diese kleine Aeußerlichkeit mögen unsere Abonnenten

2. Dezemberheft :8y8
 
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