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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

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Heft 7 (1. Januarheft 1899)
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Rundschau
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Unsre Beilagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0267

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vermrschtes.

* Was uns von solchen neuen
Kalendern bekannt geworden ist,
die sich vorzugsweise an ein Publikurn
wie das des Kunstwarts wenden,
können wir heuer nur ganz kurz auf-
zählen. Es tritt auch davon zum
ersten Male nur der „Oesterrei-
chische Kalendcr" von Artaria
L Co. in Wien auf, der 4 Gulden
kostet, aber auch ein kleines Pracht-
werk ist. Jedes Kalenderblatt wird
von einer formenreichen und sarbig
ausgeführten Tasel gebildet und hat
zur Seite eine Kompositiou ähnlicher
Art, in der an Stelle des Kalenda-
riums eiu Bild steht. Nennt man die
Nameu Heinrich Leffler und Joseph
Urban als die der Künstler, so wird
sich der Leser eine ungefähre Vorstel-
lung machen können vom Wie. Alles
Uebrige aus der Kalenderwelt zeigt
uns in neuem Ausgehrock gute Be-
kannte. So der namentlich für alle
Freunde künstlerisch gestalteter Hcral-
dik wirklich wertvolle „Mttnchner
5kalender" der dortigen „Nationalen
Verlagsanftalt" , so die verschicdenen
LauterburgschenAbreißkalen-
der „Schweizerbilder" und „Bilder
aus Deutschlands Gauen" mit ihren
nctten Ansichten auf jedem Blatt, so
der Langescheidtsche „Litera-
rische Abreißkalender" (75 Pf.).
Der„Deutsche Frauen-Kalend er"
(Mk- 2.) von Anna Bauer bringt auf
jedem Blatt ein Gedicht oder eine
Betrachtung, also eine Anthologie, die
entschieden nach ernsten Gesichtspunk-
ten sehr bedacht und init Geschmack
und Geschick zusammengestellt ist. Auf
den neuen Jahrgang von Kürsch-
ners „Jahrbuch" sei auch hier hin-
gewiesen. Von Kürschners Geheim-
kunst, Wissensextrakte abcrmals einzu-
kochen, zeugt auch die neuc „Jahr-
buchs"-Anflage wieder glänzend: man
kauft da für eine Mark ein dreitzig-
fach destilliertes Konversations-Lexikon
in der Rocktasche. Wir wünschten aber


doch, Kürschner bescheerte uns neben
diesem „Jahrbuch" noch eines von
minderer Knappheit, in größerem For-
mat, mit größerem Druck u. s. w.,
etwa zu z bis 5 Mark, wie früher
solche bei I. I. Weber in Leipzig er-
schienen. Denn etwas derartiges, ein
gutes illustriertes Nachschlagebuch
übers letzte Jahr, für die einzelnen
Gebiete von Sachverständigen ver-
faßt, fehlt leider unbegreiflicher Weise
jetzt auf dem deutschen Büchermarkt.

* „Geist" im Reichstage. Hast
du einmal als Schuljunge Räuber und
Jndianer gespielt, verehrter Leser?
Dann erinnerst du dich noch, wie ihr
lachtet, wenn der Klassenwitzbold bei
der Anführerwahl für den Feigstcn
stimmte. Nun siehst du, gerade so
macht man's im hohen deutschen
Reichstage! Bei der Präsidentenwahl
stimmt der Hauptspaßvogel für Ahl-
wardt — das ist doch zu komisch:
„große Heiterkeit" steht im Protokoll.
Als der erste Vizepräsident gewählt
wird, stimmt der Ungenannte mit dem
vielen Humor wieder für Ahlwardt —
nein, ist das ein Witz: „stürmische
Heiterkeit" steht im Bericht. Und so
weiter folgt derselbe Scherz sich
selber durch die ganze Bureauwahl,
und immer gibt's schallende Heiterkeit
darüber. Wenn wir Räuber und Sol-
daten spielten, durfte der Spaß nur
einmal gemacht werden, allerdings.

* Nein, ganz ist der Drucker-
teufel aus unsern Küsten und Re-
galen noch nicht ausgetrieben, wir
werden ihn weiter beschwören müssen.
Diesmal sei ihm zu Trutz erklärt, daß
der im letzten Hefte vorgestellte Lyriker
nicht Bergmann, sondern Benzmann
heißt, und daß Otto Erich Hartlebens
„Befreite" keine „Gefreiten", sondern
meistens ohne Charge, wenn mit wel-
cher, dann aber im Offiziersrange sind.
Und nun hoffen wir, daß der „innere
Krieg" in unsrer Druckerei enden und
auch an dieser Stelle verstummen kann.

"ülnsre Weilagen.

Als Musikbeilage bringen wir diesmal ein Licdchen „Lenzknospen" von
Engelbert Humperdinck, unter Genehmigung des Verlags, aus dem so-
eben bei Breiikopf L Härtel erschienenen Prachtwerk „Trifolium". Die Ten-
denz nach solchen „Gesamtkunslwerken", worin sich Poesie, Musik und dar-

t- Ianuarheft tögtz

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