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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 12,1.1898-1899

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Heft 10 (2. Februarheft 1899)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7957#0366

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sich auch die Sitie noch recht lange,
daß bei dcn Familienfesten der Wohl-
habenden alle Teilnehmer in Tracht
erscheinen, Daneöen drcingt sich die
Beobachtung auf, datz auch die Trach-
ten sich roohl am leichtesten erhalten
lassen, die mit dem Stande des Trä-
gers im Znsammenhange stehen —
z. B bei den Sennen. Solche Standes-
traÄten zu fördern, dürfte am chssten
auSsichtSrcich, daher von den Freunden
der Volkstracht besonders ins Auge
,zu fassen sein. Jedenfalls ist diesen
aber das prächtige Schweizer Werk,
das wir hicr besprochen haben, bestens
zu empfehlen; sie werden reichen Genuh
davon haben.

Gleichzcitig können wir daraus hin-
weisen, dah das Werk „Deutsche
Volkstrachten" von Albert
Kretschmar in zweiter wohlfeiler
Ausgabe in Lieserungen (zo u. 75 Pfg.s
zu erscheinen beginnt. Dieses bekannte
empfehlenswertc Hauptwerk auf dem
einschlägigen Gebiete cnthält y; treff-
lich ausgeführte Farbendrucktafeln mit
vielen hundert VolkStypen aus allen
-Gegenden Deutschlands nebst cinem
aussührlichen erläuternden Texte.

j)aul Schumaun.

vsxsnlscHtes.

* Wie's gemacht wird.

Das Anbiedern zu Ge-
schäftSzwecken, eine sür unsere
Zeit sehr bezeichnende Erscheinung, ge-
deiht ungewöhnlich schön bei „Arnold
Müllers Jugendzeitung", die sich be-
scheiden „Zentralblatt für die
Jugend" nennt. Hören wir, wie
sie 'spricht. Zu den „geehrten
Eltern", „denen der Kinder Wohl
und Wehe am Herzen liegt'', spricht
sie so: „Wir möchten durch Bild und
Wort veredelnd und geistig
fördernd wirken. Unser Grund-
satz, der leselustigen Jugend nur das

B e st e v 0 m Besten in einer an-
regenden, Geist und Gcmüt bildendcn
Lektüre zu bieten, wird treu einge-
halten werden, und wir bitten alle
diejenigen, dis sich geistesverwandt
mit uns fühlen in der Liebe zu den
Kleincn, in der unermüdlichen
Fürs 0 rge nicht nur für das leib-
liche, sondcrn auch für das geistige
Wachsen und Gedeihen unserer jugend-
lichen Schützlingc u. s. w." Dcn „lieben
Nichten und Neffen" sagt sie das:
„Seht nur, seht, wie lieb und sreund-
lich diesmal Eurc Zeitung ausschaut,
und froh überrascht werdet Jhr ge-
wih sein, wenn Jhr all' die schönen
Gaben näher betrachtet, die Euch der
Onkel hier bietet. Da er Euch alle,
Jhr lieben kleinen Lcutc, so sehr gern
hat, so soll auch jedes von Euch ctwas
besonderes Schönes haben u. s. w."
Unterzcichnet: Onkel Paul." Wer ist
nun diese Scele von eincm Onkel?
Sie ist die Firma Arnold Müller,
Warcnhaus für Kindergarderobe in
Berlin, und das ganze durch Bild
und Wort veredelnde und geistig för-
dernde Zentralblatt für die Jugend
hat weiter gar keincn Zweck, als: zu
Kindergarderobe-Einkäufen bei dieser
Firma Kunden zu fischen, von der es,
da noch kcin Fisch seinen Köder be-
zahlt hat, gratis verschickt wird. Die
zehn größten von den im ganzen
dreizehn Bildern der uns vortra-
genden Nummer zeigen, mit drunter
gesetztem Texte beschrieben, insgesamt
zo „Phantasie - Pelerinen - Mäntel",
„Original - Engl. Blousen - Anzüge",
„sehr eleg. Mäntel für Mädchen",
„Knaben-Pyjecs" u. s. w. — alles im
Texte, also abgesehen von den An-
noncenseiten. Nun, mit dem Wissen
vom wirklichen Zwcck lese man die
gefühlvollen Ansprachen noch einmal
— Bürgschaft vor dem Uebelwerden
leisten wir aber nicht.


Mnsre Weilugen.

Vor dem Durchspielen unserer Probe aus Siegfried Wagners „Bären-
häuter" (die dem bei Max Brockhaus in Leipzig crschienenen Klavierauszuge
von E. Reuh und I. Kniese entnommen ist, und zu der man natürlich noch die
Besprechung in der heutigen „Rundschau" nachlcsen wolle) zwei Worte Lber
die Handlung. Hans Kraft, ein junger Landsknecht, verdingt sich dem
Tcufel auf ein Jahr zum Höllenheizer. Er besorgt die Kessel, darin die armen
Seelen brennen, als ein Fremder, der verrappte hl. Petrus, kommt und ihn
zum Würfelspiel verleitet, wobei Kraft schliehlich alle Seelcn aus den Kesseln
verliert. Für diese Pslichtverletzung straft ihn der wütende Teufel. Er läßt
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