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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 7.1882

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Brunn, Heinrich von: Marmorköpfchen aus Meligu
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https://doi.org/10.11588/diglit.35009#0137

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MARMORKOEPFCHEN AUS MELIGU

11b

der Natur des für den Tempelbau verfügbaren Materials be-
stimmend geworden. Das wichtigste Moment bleibt aber im-
mer die Sprache, welche die Bildwerke selbst reden. An den
ältesten selinuntischen Metopen ist das Charakteristische die
Modellirung der Form in ihrer Rundung, welche die Muskeln
an Armen, Schenkeln und Waden, dann auch die Gliederung
der Gelenke sogar bis zum Uebermaass hervortreten lässt. Im
Gegensätze hierzu bewahrt die spartanische Stele die obere
ebene Fläche ganz eben so, wie sie den andern spartanischen
Reliefs eigentümlich ist, und unterscheidet sich von diesen
nur dadurch, dass diese obere Fläche über die Grundfläche
des Reliefs sehr stark emporgehoben ist. Zwischen oberer und
unterer Fläche aber fehlt die Vermittelung durch eine durch-
gebildete runde Modellirung der einzelnen Formen. Zwar
sind die Seitenflächen nicht so scharf abgeschnitten, wie die
Schichten insbesondere des Reliefs von Chrysapha. Aber die
Kanten der oberen Fläche sind nur etwa in so weit abgerun-
det, wie es bei einem Flachrelief verlangt wird. Gerade da-
durch entsteht der Eindruck der Schwere, indem zu dem Um-
riss der eben und breit gehaltenen oberen Fläche die Dicke
der Reliefschicht gewissermassen hinzuwächst. In diesem
Mangel an Durchbildung der Seitenfläche ist es allerdings be-
gründet, dass die Köpfe des Reliefs sich zu einer Vergleichung
mit der Vorderansicht des Köpfchens von Meligu nicht eignen,
wohl aber für die Profilansicht. Hier tritt uns als ein äusseres
Zeichen der Verwandtschaft mit dem Kopfe der Vorderseite
des Reliefs der seltene Schnitt des Haares entgegen, das nach
hinten nicht in einen Schopf gesammelt, sondern halblang
in gerader, horizontaler Linie abgeschnitten um den Nacken
bis senkrecht unter die Ohren herumläuft. Gemeinsam ist
ferner das Kurze, Gedrungene der Gesammtanlage, und wenn
auch an dem Köpfchen aus Meligu von dem Halse nur wenig
erhalten ist, so werden wir uns doch nach diesen Ansätzen
das Verhältnis des Kopfes zum Körper in ähnlicher Weise
vorzustellen haben, wie in den Figuren des Reliefs. Umge-
kehrt werden wir aus der Behandlung des Bartes in dem
 
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