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Beilage
zu Nro i? des Beobachters vom Donnersberg.


Feier deö Ackerbau - Festes m Mainz»

Das Fest des Ackerbaus wurde in dieser Gemeinde mit
rntsprechender Einfachheit und Würde gefeiert. Nach-
dem der Donner der Kanonen und das Geläute aller

Glocken am Abende des §>ten und am Morgen des loren
die Feier angekündigt hatte, versammelten sich Nach-
mittags um 2 Uhr auf dem Gemeindehaus alle gesezli-
chen Gewalten, und der Zug begann.—-Ein Reiterde-
tachement mit Trompeten eröffnete ihn. Darauf folg-
ten dieZöglinge der verschiedenen Primär-Schulen mit
ihren Lehrern. Nach ihnen wurde ein Schild empor-
getragen mit der Aufschrift: „Dank der Natur, der
„Mutter der Allheit. " Sechs junge Mädchen, mit
Blumen und Weinlaub bekränzt, trugen ihm kleine ge-
schmückte Garben nach. Ein andrer Schild zeigte die
Anschrift: „Dankdem Franz Drake, der dieKar-
^ftoffeln zum erstenmal nach Europa brachte im Jahre
„rz86." Er wurde von Mädchen begleitet , die dieses
nüzüche Gewächs in Körbchen trugen. Hierauf las
man auf einem Schilde die Worte: „Dank der De-
„meter der Erfinderin des Ackerbaus." Ihm folgten
Ackersleute mit ihrem Feldgerathe, mit Aehren und
Feldblumen geschmückt, und umgaben einen Pflug, der
von Pferden gezogen wurde. Vor dem Pfluge tmg
man einen Schild mit der Aufschrift: „ Dank dem
„Osyris, dem Erfinder des Pflugs. " Ein Knabe
trug die Saat nach. Ein anderer Schild mit» der Auf-
schrift: „Dank dem Dyonis, dem Erfinder des
„Weinbaus " wurde von Mädö en begleitet, die mit
Rebenlaub geschmückt waren , und von Knaben, die
Thirsos-Stäbe trugen. Die Winzer folgten mit ihren
Werkzeugen. Eine Gruppe freundlicher Kinder führ»
ten an dreifärbigen Bändern Lämmchen, andre trugen
Sicheln und Graßtuch, Krüge mit Milch, Melk-Kü-
he! und ähnliche Werkzeuge des Hirten - Geschäftes.
Darauf las man auf einem Schilde die Inschrift:

„Dank demErfinder des Baumpfropfens"
Mädchen trugen Körbchen voll Garten-Früchten und
Gemüsen, und ihnen folgten die Gärtner mit ihren
Arbeitszeugen , die mit Blumen bekränzt waren. Ei-
nem Schilde, der die Inschrift hatte: „ Dank dem
„Triptolem, dem Erfinder der Werkzeuge des Ak-
kerbaus" wurde ein Wagen nachgezogen, der 2 Oran-
zenbäume trug, woran als Trophäen diese Werkzeuge
befestigt, und mit Weinlaub, Aehren und Blumen um-
wunden waren. Die türkische Musik folgte, und nach
ihr der Obergeueral Hatry mit dem Generalstabe der
Armee und der Garnison zu Pferde. Hierauf die Mit-
glieder der Departements-Verwaltung, der Tribuna-
lien, der Friedensgerichte und der Munizipalität in ih-
> rer Amtskleidung. Eine Reihe von Bürgern schloß sich
an sie an, und der Zug wurde wieder von einem Rei-
terdetaschement geschloffen.—In dieserOrdnung erreichte
er die Höhe, wo zwischen dein ehmaligen Karthäuser-
kloster und der Favorite ein Rasenaltar in einem Kreise
von Bäumen erbaut war. Eine zahlreiche Versamm-
lung beiderlei Geschlechts erwartete ihn. Der mahle-
rische Anblick der Gegend, die Schönheit des Tags er-
höhte den Enthousiasm eines jeden, der noch fähig
war, den edlen Zweck des Festes zu fühlen. Dieses
herrliche Amphitheater im Sommerschmuck , in dessen
Mitte der Main mit dem majestätischen Rheine sich ver-
einigt, war es würdig, der Schauplaz einer Feyer zu
sein, die der Natur und ihren treuesten Söhnen ge-
weiht ist. Der Präsident der Munizipal-Verwaltung
B. Umpfenbach bestieg den Altar, und hielt eine
dem Fest angemessene Rede in deutscher, derB. Co so «r
Kommissar bei der Departements-Verwaltung eins
andre in französischer Sprache. Die Rede des
Lehne geben wir als Nachtrag zu diesem Blatte. M§rr
sang Hymnen zum Lobe des Ackerbaus. Der Präsident
legte die Blumen und Früchte auf den Vaterlandsaltar
und theilte Kränzt an die Ackersleute, Winzer und
 
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