Der Beobachter vom Donnersberg (6.1798) [VD18 9037035X]

terer verwarf er die Resolution vom 4. Floreal über
die Umschmelzung d:r Münzen.
Vollziehende Gewalt.
Der Brigadechef Marmont, welcher bei der Bela-
Herung von Malta die Ordensfahne erbeutete, ist durch
einen Beschluß vom 14. Messidor zum Brigadegeneral
der Artillerie ernannt worden.
B. Belleville, Konsul in Livorno, kömmt an des
D. Sottin Stelle als Gesandter nach Genua.
S—r.
F r a n k e n r e p u b l i k.
Paris vom 27. Messidor. Nichts erfrischt so sehr,
sagt.ein berühmter Schriftsteller, das Blut eines redli-
chen Mannes, als die Erzählung einer schönen Hand-
lung. Auch wir haben dieses köstliche Gefühl, indem
wir unfern Lesern folgenden Zug mittheilen.
Dor das Friedensgericht der Abtheilung des Plaz-
zes Vendome wurde den 25. Messidor ein Schuster ge-
laden, welcher eine tugendhafte Gattin mit 2 leiblichen
Kindern verlassen hatte, und öffentlich mit liederlichen
Weibslcuten lebte. Die Richter hielten ihm mit Nach-
druk seine ärgerliche Aufführung vor und wollten ihn
wenigstens dahin bringen, eins der Kinder zu überneh-
men. Allein der Grausame versagte dies hartnäckig,
-lieb unbeweglich gegen die sanftesten Eindrücke der
Natur.
Seine Frau, die bei dieser Herz zerreissenden Szene
gegenwärtig war, zerfloß in Thränen, und alle Zuhö-
rer theilten den Schmerz der Tiefgebeugten, als einer
der Assessoren des Friedensrichters, der Bürger. Jo-
seph Pierre, dessen Name zur öffentlichen Verehrung
aufgestellt werden muß, sich erhob, die unglükliche
Mutter tröstete, und ihr sagte: Ich bin. nicht reich,
aber ick übernehme eins von euern Kindern.. Das
ganze Gericht wollte Theil an dieser menschenfreundli-
chen Handlung nehmen, und Thränen der Rührung l
stossen über die Wangen aller Zuschauer.
Man versichert, Francois de Neufschateauwürdeden
ersten künftigen Monats das Ministerium des Jnnern-
antreten.
Man schreibt aus Brest, die beiden Fregatten
la Fraternite und la Belgique seien bereit, auszulau-

ftn. Vier andere Fregatten werden ebenfalls bald be-
waffnet und bemannet sein. Dreisig Linienschiffe vom
ersten Range, wovon die meisten völlig zum Auslaufen
gerüstet sind, befinden sich gegenwärtig auf der Rhede
oder in dem Haven von Brest.
Lacombe-Saint-Michel macht sich fertig, um als
Ambassadeur nach Neapel zu gehen.
Alles sehnet sich bei uns nach Neuigkeiten vonBuo-
naparte. So sehr auch das Publikum von diesem aus-
serordentlichen Mann das Recht hat,! das Unmöglich-
scheinende zu erwarten, so muß man doch gestehen,
daß seine Ungedult nach Neuigkeiten von ihm es unge-
recht gegen denselben macht. Schon beschuldiget man
den, der wie im Vorbeigehen eine Feste wegnahm, die
man von jeher für unüberwindlich hielt, und vor wel-
cher die ganze Macht der Türken, als sie ihre höchste
Stufe erreicht hatte, zurükprallte, der Unthärigkeit.
Wir unserer Seits haben das Vertrauen, daß, je
länger wir nichts von ihm hören, desto staunenswür-
diger die Thaten unseres Helden sein werden.
Einige Bürger beschäftigten sich in der Rue Sainton-
ge einen Brunnen zu reinigen, und stürzten ins Wasser.
Der B. Bütron, ein Zimmergesell, hörte im Vorbei-
gehen um Hilfe schreien, stieg sogleich in den Brunnen
hinab, und zog seine beide Mitbürger heraus. Der
eine davon war schon in der Tiefe des Brunnens ge-
storben , den andern aber hat er das Glük gehabt zu
retten. Das Centralbüreau von Paris freut sich, diese
muthige und menschenfreundliche Handlung mit dem
verdienten Lobe der öffentlichen Erkenntlichkeit aufzu-
stellen.
Perpignan vom 17. Messidor. Verschiedene eng-
lische Schiffe schleichen um unsere Küste herum. Man
v.ermuthet ihre Absicht sei, dieBarken zu beunruhigen,
welche die spanischen- Kaufleute nach der Messe von
Beaukaire bringen , oder in .der.Eile einige Gemeinden
zu plündern..
Neulich zeigten sich auch 5 Schiffe mittlerer Größe
vor Kollioure::Eins derselben näherte sich, wurde be-
schossen, und gezwungen sich zu entfernen.. Sie zeigten
sich auch vor derjSalangue.
Mainz vom 4: Thermidor. Der Bürger Kastner,
bei dem Brücken-und? Wegbau angestellker Beamter,