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METHLER,
r
W aivd^ernälde.
Das ganze Innere der Kirche prangte Jahr-
hunderte im hehrsten Farbensehmuck, der erst
in den letzten Decennien des vorigen Jahr-
hunderts durch Uebertünchung den Augen ent-
zogen wurde, bis W. Lübke, als er 1851 die
Kirche untersuchte und zeichnete, durch ein Ge-
meindemitglied aufmerksam gemacht dieselben
im Chore und in den Nebenapsiden meisten-
theils blosslegte, die erreichbaren zeichnete und
deren Kunstwerth in der Oeffentlichkeit hervor-
hob. Auf Veranlassung des Staatsministers a. D.
Freiherm E. von Bodelschwingh, der auf dem
benachbarten Hause Velmede wohnte, nahm
dann der Conservator F. von Quast aufs Ge-
naueste die ganze Kirche in Augenschein, legte
noch mehrere Wandgemälde offen und bewog
die Königl. Regierung zu Arnsberg, behufs voll-
ständiger Restauration Zeichnungen und Kosten-
anschläge ausarbeiten zu lassen. Auf Grund
derselben wurden die Restaurationsarbeiten (vgl.
die beiden Photo-Lithographien) unter seiner Auf-
sicht begonnen, die Kosten theils von der Ge-
meinde, grösstentheils aber durch die Muni-
ficenz des Königs Friedrich Wilhelm IV., der ein
Gnadengeschenk von 2000 Thlrn. gewährte, be-
stritten. In den Jahren 1858/59 frischte der
Maler Fischbach von Unna die Wandgemälde
des Chores und der Seitenapsiden getreu nach
den alten Spuren wieder auf, und sein Mitbürger
Decorationsmaler Mann erneuerte oder fertigte
die farbigen Ornamente im Langhause. Aus
Mangel an Mitteln blieben nämlich die Bilder-
cyclen des Langhauses, welche mit ihrer farbigen
Zierbasis noch spärlich durch die Tünche zu
erkennen waren, verdeckt; die Wände erhielten
daher einen neuen blassrüthlichen Anstrich, alle
Gewölbe einen himmelblauen mit Sternen be-
setzten Ton, die Ziersculpturen, feinem Gliede-
rungen, Gurten und Rippen eine verschieden-
farbige Decoration von allerhand Arabesken-
mustern nach den vorhandenen Spuren. Mit
Ausnahme der beiden westlichen Wandpilaster
haben che Pfeiler mit den Capitälen einen hell-
grauen, einfachen Ton, die kleinen Säulchen der
Chorarkaden gar Marmoranstrich erhalten, die
Gewölbekappen des Mittelschiffes sind durch
rothe Bänder mit gelben Mustern in Felder zer-
legt, die Rippen mit grünen Bändchen besäumt,
jene des Chores jedoch zunächst noch mit einem
hellen Zickzack besetzt. Vorwiegend kommen das
Blau, Goldgelb, Grün und Roth zur Verwendung,
das letztere von den dunkleren bis zu den hellem
Tönen, welche oft bis zur Unkenntlichkeit unter
dem Kalke gelitten hatten. Goldgelb zeichnet
die erhabenem Bildungen der Capitäle an den
Fenstern und den beiden Wandpfeilern im Westen
gegen die dunkleren Tiefen aus. Die Farben
sind an Gesimsen, Einfassungen überhaupt an
glatten Werkstücken auf den blossen Stein, an
den aus Füllwerk bestehenden Flächen wie an
den Wänden auf einen Verputz aufgetragen. Die
Westwand der Seitenschiffe unterbrach in den
Flächen von Stuck gebildet südlich eine präch-
tige Rose von Wandarkaden, im Norden ein
grosser Stern, jetzt beiderseits ein farbiges Rad-
fenster. Da die figuralen Malereien der Seiten-
apsiden nur sehr verstümmelt zu Tage getreten,
die Geldmittel beschränkt waren, so wurden
hier blos die Bildrahmen wieder hergestellt,
sonst an Figuren in der nördlichen nur die Ge-
stalt des h. Johannes des Täufers, in der süd-
lichen das Bild des Salvators und das eines
Bischofs, der die Kinder segnet, vielleicht der
h. Nikolaus. Der Täufer, welcher in der Rechten
die Palme, in der Linken zusammen mit dem
Mantel ein Medaillon und darin das Lamm
Gottes,'hält, zeigt bei edler Gewandung eine
gute Kopfcontour, ausdrucksvolle grosse Augen,
hagere Züge und eine etwas affectirte Haltung.
Betrachten wir nun die Wandgemälde, wie sie
heute und namentlich wie sie nach ihrer Bloss-
legung wirken und wirkten, so haben wir es
wesentlich nur mit jenen des Chores zu thun,
die auch als die Krone aller übrigen in Inhalt
und Ausdruck zu gelten haben. Sie bauen sich,
den Baugliederungen angepasst, bis zu den
Schlussteinen der Gewölbe gleichsam archi-
tektonisch, wenn man will in Gruppen, auf.
Während nämlich die Wandtheile unter dem
Gurtgesims Blendarkaden und ursprünglich wol
blos ornamentaler Farbenschmuck und Vorhänge,
die bei der Restauration in Farben hergestellt
METHLER,
r
W aivd^ernälde.
Das ganze Innere der Kirche prangte Jahr-
hunderte im hehrsten Farbensehmuck, der erst
in den letzten Decennien des vorigen Jahr-
hunderts durch Uebertünchung den Augen ent-
zogen wurde, bis W. Lübke, als er 1851 die
Kirche untersuchte und zeichnete, durch ein Ge-
meindemitglied aufmerksam gemacht dieselben
im Chore und in den Nebenapsiden meisten-
theils blosslegte, die erreichbaren zeichnete und
deren Kunstwerth in der Oeffentlichkeit hervor-
hob. Auf Veranlassung des Staatsministers a. D.
Freiherm E. von Bodelschwingh, der auf dem
benachbarten Hause Velmede wohnte, nahm
dann der Conservator F. von Quast aufs Ge-
naueste die ganze Kirche in Augenschein, legte
noch mehrere Wandgemälde offen und bewog
die Königl. Regierung zu Arnsberg, behufs voll-
ständiger Restauration Zeichnungen und Kosten-
anschläge ausarbeiten zu lassen. Auf Grund
derselben wurden die Restaurationsarbeiten (vgl.
die beiden Photo-Lithographien) unter seiner Auf-
sicht begonnen, die Kosten theils von der Ge-
meinde, grösstentheils aber durch die Muni-
ficenz des Königs Friedrich Wilhelm IV., der ein
Gnadengeschenk von 2000 Thlrn. gewährte, be-
stritten. In den Jahren 1858/59 frischte der
Maler Fischbach von Unna die Wandgemälde
des Chores und der Seitenapsiden getreu nach
den alten Spuren wieder auf, und sein Mitbürger
Decorationsmaler Mann erneuerte oder fertigte
die farbigen Ornamente im Langhause. Aus
Mangel an Mitteln blieben nämlich die Bilder-
cyclen des Langhauses, welche mit ihrer farbigen
Zierbasis noch spärlich durch die Tünche zu
erkennen waren, verdeckt; die Wände erhielten
daher einen neuen blassrüthlichen Anstrich, alle
Gewölbe einen himmelblauen mit Sternen be-
setzten Ton, die Ziersculpturen, feinem Gliede-
rungen, Gurten und Rippen eine verschieden-
farbige Decoration von allerhand Arabesken-
mustern nach den vorhandenen Spuren. Mit
Ausnahme der beiden westlichen Wandpilaster
haben che Pfeiler mit den Capitälen einen hell-
grauen, einfachen Ton, die kleinen Säulchen der
Chorarkaden gar Marmoranstrich erhalten, die
Gewölbekappen des Mittelschiffes sind durch
rothe Bänder mit gelben Mustern in Felder zer-
legt, die Rippen mit grünen Bändchen besäumt,
jene des Chores jedoch zunächst noch mit einem
hellen Zickzack besetzt. Vorwiegend kommen das
Blau, Goldgelb, Grün und Roth zur Verwendung,
das letztere von den dunkleren bis zu den hellem
Tönen, welche oft bis zur Unkenntlichkeit unter
dem Kalke gelitten hatten. Goldgelb zeichnet
die erhabenem Bildungen der Capitäle an den
Fenstern und den beiden Wandpfeilern im Westen
gegen die dunkleren Tiefen aus. Die Farben
sind an Gesimsen, Einfassungen überhaupt an
glatten Werkstücken auf den blossen Stein, an
den aus Füllwerk bestehenden Flächen wie an
den Wänden auf einen Verputz aufgetragen. Die
Westwand der Seitenschiffe unterbrach in den
Flächen von Stuck gebildet südlich eine präch-
tige Rose von Wandarkaden, im Norden ein
grosser Stern, jetzt beiderseits ein farbiges Rad-
fenster. Da die figuralen Malereien der Seiten-
apsiden nur sehr verstümmelt zu Tage getreten,
die Geldmittel beschränkt waren, so wurden
hier blos die Bildrahmen wieder hergestellt,
sonst an Figuren in der nördlichen nur die Ge-
stalt des h. Johannes des Täufers, in der süd-
lichen das Bild des Salvators und das eines
Bischofs, der die Kinder segnet, vielleicht der
h. Nikolaus. Der Täufer, welcher in der Rechten
die Palme, in der Linken zusammen mit dem
Mantel ein Medaillon und darin das Lamm
Gottes,'hält, zeigt bei edler Gewandung eine
gute Kopfcontour, ausdrucksvolle grosse Augen,
hagere Züge und eine etwas affectirte Haltung.
Betrachten wir nun die Wandgemälde, wie sie
heute und namentlich wie sie nach ihrer Bloss-
legung wirken und wirkten, so haben wir es
wesentlich nur mit jenen des Chores zu thun,
die auch als die Krone aller übrigen in Inhalt
und Ausdruck zu gelten haben. Sie bauen sich,
den Baugliederungen angepasst, bis zu den
Schlussteinen der Gewölbe gleichsam archi-
tektonisch, wenn man will in Gruppen, auf.
Während nämlich die Wandtheile unter dem
Gurtgesims Blendarkaden und ursprünglich wol
blos ornamentaler Farbenschmuck und Vorhänge,
die bei der Restauration in Farben hergestellt