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YEKSCHJEDEKE DEXKMÄLEE

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provisorisque temporanei, quorura noraina
in actis consistorialibus expressa, fusa 1768.
Soli Deo gloria. M(aurice) Mcibittot in
Coblenz fecit.

Die grösste: Daniel Loner von Nurenberg goss
mich 1631.

Die Uhrglocke: Jesus is dei name myn,

tho gades deinste ich bereit si(n).
Ao. XV(C)XXXVII.

Nachdem bereits der gelehrte und eifrige
Fürsprecher der Reformation in Westfalen, der
Humanist Herman Hamelmann am Trinitatis-
Sonntage 1552 gegen die alte Lehre aufgetreten,
aber dafür seines Amtes enthoben war, schloss
sich die Gemeinde seit 1567 auf die Predigten
des Johan Buxtorf dem reformirten Bekennt-
nisse an, das hier die grösste Seelenzahl in der
'Mark erreichte. Buxtorf, der hier noch 1576
lebte, arbeitete zwanzig Jahre lang an der ersten
Hälfte des clialdäischen, talmudischen und rab-
binischen Wörterbuches, — eine Arbeit, die sein
Sohn Johan weitere zehn Jahre fortsetzte. Dieser
gelehrte Orientalist ist zu Camen am 25. Decem-
ber 1564 geboren, 1629 13/9 zu Basel an der
Pest gestorben. Das Wohnhaus lag an der Ecke
der Kirch- und Weststrasse, wo noch jetzt eine
Thür den Namen Buxtorf trägt und die alte
Wetterfahne bis jüngsthin einen springenden
Bock zeigte.

In einem Pfarrhause haften noch zwei be-
helmte Wappen, das eine viergetlieilte mit dem
Namen Wetholz, das andere einfache mit Hasen-
bein unterschrieben.

Die Katholiken besuchten darauf den Got-
tesdienst einer dortigen Klosterkirche. Verschie-
dene hier längst in zwei Häusern angesiedelte
Beginnen, welche 1470 einen Orden annehmen
mussten, legten vor dem Guardian der Hammer
Observanten Reiner von Egmont die Gelübde
auf die dritte Regel des li. Franziskus ab und,
nachdem ein Jahr darauf Catharina, eine natür-
liche Tochter Adolfs I., Herzogs von Cleve-
Mark, in ihre Gemeinschaft getreten, nahm das
Kloster einen solchen Aufschwung, dass 1475 auf
derYlotowe eine neue Kloster-Kirche errichtet
wurde. Die Nonnen erhielten 1623 einen stän-
digen Beichtvater aus dem Kloster zu Hamm,

bauten 1684 einen neuen Klosterflügel, 1753 eine
grössere Orgel und erneueteu 1788 das Haupt-
gebäude des Convents — fast alles aus collectirten
Mitteln. Das Kloster, welches im Südwesten
der grossen Kirche lag, ward 1818 14/7 durch
Cabinetsordre aufgehoben, im nächsten Jahre
aber eine katholische Gemeinde, die seither an
dessen Cultus Theil genommen, legalisiert.' Diese
benutzte vorab auch die Klosterkirche, bis 1848
ein neues Gotteshaus errichtet ward. Es ist ein
einschiffiger Backsteinbau mit polygonem Chore,
einem Dachreiter und mit Fialen an den vier
Ecken. Von der alten Kirche erübrigt nur mehr
die Bodenfläche südlich neben dem Neubau und
in derselben liegt noch das Epitaph der Tochter
des Herzogs Adolfs f 1499 20/7: eine runde
Bronce-Platte von 0,82m Durchmesser, inner-
lich mit sechs in Blätter auslaufenden Nasen
besezt, äusserlich mit der Inschrift:

Biddet voer suster Katherinen.

Die kleinen Glocken, welche der Jahres-
zahlen und sonstiger Schrift entbehren, dürften
zunächst für den Privatgebrauch gegossen und
später der Kirche überlassen sein.

Eine lutherische Gemeinde, die heute noch
besteht, bildete sich im Anfänge des 17. Jahr-
hunderts, hielt ihren Gottesdienst erst auf dem
Rathhause oder heimlich in Privatgelassen, bis
sie 1699 Religionsfreiheit bekam, die sie jedoch
erst auf König! Rescript vom Jahre 1714 gel-
tend machen konnte. Im nächsten Jahre ward
für den Gottesdienst ein Haus gekauft und ein-
gerichtet, 1742/44 endlich eine Kirche erbaut:
einschiffig, polygon im Chore, rund mit Pliester-
werk eingedeckt, beleuchtet von rundbogigen Fen-
stern, im Westen 1869 mit einem schmächtigen
Thurme besetzt, der oben das Aussehen eines
Dachreiters annimmt. An einer Langseite steht
die Inschrift: Renovation 1862.

Früher haftete an der Chordecke ein in Holz
ausgeführtes Doppelwappen, wovon das eine drei
concentrisch gestellte Blätter, das andere ein fünf-
speichiges Rad darstellte.

Gewundene und verzierte Seitensäulen bilden
den Altaraufsatz und tragen auch die merkwürdige
Holzkanzel — eine spätgothische Arbeit. Sie
ist sechseckig, an den drei Vorderseiten mit Blend-
fenstern und unten mit Vierblattmustern, an den
 
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