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KIRCHLICHE DENKMÄLER.

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ausgehöhlten 1,06m hohen, im Durchmesser
0,97m starken Cylinder aus dunkelrothem, also
nicht heimischem, Sandsteine auf rundem Pfühle
rings von acht rundbogigen Arkaden, oben von
ex. einem Priese mit

Weinranken ver-
ziert; die charakte-
ristische Durchbil-
dung der letztem,
die Rosetten in den
Zwickeln, die schlanken Capitälchen mit den
abgeplatteten Ringen deuten mit den romani-
schen Bogenbildungen auf die Zeit des spätem
Uebergangs. Vielleicht ist er nach 1251, wo

der Ivirche vom Grafen die erwähnte Entschä-
digung wurde, beschafft und zwar zugleich mit
dem aus dem Triumphbogen genommenen lebens-
grossen altertümlichen Bilde des Crucifixes,

dessen Arme noch
gerade ausgestreckt,
dessen Füsse bereits
mit einem Nagel
durchbohrt sind.

Es erübrigen fer-
ner in der Südmauer des Chores eine Nische
oben mit einem Haken für das Mantte — an der
Nordseite zwei gothische Wandschränke, der
eine mit schlanker doch defecter Bekrönung
(Fig. 65), der andere ohne eine solche. In
einigen Fensterbekrönungen des Kreuzes und
Chores schillern noch rein gothische Reste orna-
mentaler und figuraler grau in Schwarz und
Roth ausgeführter Glasmalereien. Viele alte
Leichensteine dienen als Flurplatten und ein
Theil derselben, zumal die altern und schönem
wäre gewiss dei Freilegung und näheren Kunde
werth.

Die polygone Kanzel, anscheinend eine Ar-
beit aus der frühem Zeit des 17. Jahrhunderts
ist an drei Flächen bemalt mit den Bildern des

Moses, des Täufers Johannes und des Erlösers.
— So merkwürdig wie nur ein anderes Werk, er-
scheint ein bilderreicher Altaraufsatz. lieber
einem Steintisch, dessen Deckplatte blos eine
Hohlkehle und dessen Sockel eine Fase hat,
erhebt er sich auf hoher, zweitheiliger Predella;
die letztere zeigt mit Gebe- G5

ten oder Bibeltexten unten
zwei, oben in der Mitte eine
Inschrift und zur Seite der
letztem in Farbe links die
Verkündigung durch den
Engel, rechts die Geburt
des Herrn, darüber drei mit
reicher Schnitzerei einge-
rahmte Nischen, wovon die
höhere in der Mitte die
Kreuzigung, die beiden seit-
lichen die Geburt und die
Grablegung in nicht zu ho-
hem Relief und ziemlich
figurenreich enthalten. Die
Gruppirung ist im Mittel-
bilde lebendiger, als in den
seitlichen, der Ausdruck des
Antlitzes ist durchgehends
übertrieben, die Gewan-
dung der langen Gestalten
theilweise schön gelegt
die Technik
Nach

Stil und Costüm wird die
Arbeit mit den stilverwand-
ten Malereien der Predella
in das erste Drittel des
16. Jahrhunderts zu setzen
sein. Leider hat vor De-
cennien die polychrome Be-
malung einem völlig schwarzen Anstrich weichen
müssen, hat längst jede Seitennische ihren Blu-
menkamm, die Hauptnische ihre Fialenbekrö-
nung, der ganze Altar seine bemalten Flügel
verloren, doch bestehen auf der Rückseite in
handwerklicher Ausführung decorative Malereien:
Ornamente braun in Braun mit weiss aufge-
setzten Lichtstellen. Bescheiden leitet der Altar
über zu den gleichartigen Werken der Schnitzerei
und Malerei, die uns bald in so schneller Folge

und brüchig,
sehr durchgebildet.
 
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