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BÖNEN.
sind, ehemals aber die Communication des
Schiffes und der untern Thurmräume vermit-
telten. Den Stilcharakteren und der Behand-
lung zufolge möchte dieses Westwerk um die
Mitte des 12. Jahrhunderts er- s
baut sein etwa kurz nachdem das
Stift zu Deutz das Patronat er-
worben hatte.
An älteren Denkmälern finden
wir nur drei Glocken: Die ältere
enthält zwischen Reifen, die oben
und unten mit Arabesken besäumt
sind, folgende Inschrift in Minus-
keln mit mehreren Majuskel-Ini-
tialen und Lilien zwischen den
Worten:
Maria hete ick,
De levendigen rop ick,
De doden bescre ick.
Wolter Westerhues godt (mi) in den
jar mcccccxxm.
Die zweite mit allerhand Bild- und Blattzierden:
S. Agatha patrona . Iohan Wegner pastor . ..
Antonius Paris me fecit 1659 — nach an-
derem Berichte 1652.
Die dritte mit Reifen und Arabesken um-
zogen hat die Inschrift:
S. Catrina . . . Anno XXXI.; und wirk-
lich nahm nach einer Notiz des Pfarrarchivs
die Gemeinde 1631 ein Capital
auf, um damit den Glockengiessern
Peter und Niclaes Goemannen (?)
im Lothringerlande den Guss einer
Glocke zu bezahlen.
Fraglich bleibt, ob einer der
Glockenpatrone auch jenem der
Kirche entspricht. Der Meister
Westerhues war Bürger zu Mün-
ster und seiner Zeit einer der
bedeutendsten und gesuchtesten
Glockenkünstler; — Anton Paris,
ein Franciskaner, hat gleichfalls
viele Arbeiten im Norden wie im
Süden der Lippe hinterlassen, die sich indess
mehr durch Festigkeit, als durch Formenschön-
heit auszeichnen.
Die frühere Orgel ist 1687 von Conrad
Winbreucker für 407 Thlr. 47 Stüber, — die
gegenwärtige um 1846 von Bucholtz zu Berlin
gebaut.
Rittersitze.
Vom Orte Bönen, vielleicht vom Haupthofe,
führte den Namen das Rittergeschlecht von
Bönen, welches 1152 in der Nähe des Kölner
Erzbischofes durch einen Hennan bedeutsam
hervortritt und dann den Grafen von der Mark,
sobald diese am Hellwege die Anker ihrer
Herrschaft auswerfen, die wesentlichsten Dienste
leistet. Ludolf von Bönen, seit 1201 auch ur-
kundlich genannt, verwaltete damals das Amt
eines Drosten und vollführt für seinen Herrn
die verantwortlichsten Geschäfte. Auf einen
alten Rittersitz, der im Süden der Kirche,
etwa an Stelle des Schultenhöfes Haren lag,
deuten die Reste eines breiten Ringgrabens, die
im Boden entdeckten Holzpfosten eines Thores,
das von dort auf den Kirchhof führte, weiterhin
die Namen ,Witteburg1 und ,Village‘ für Grund-
stücke im Osten und Westen jenes Hofes.
Nicht minder, wie durch Alter und Verdienst,
hat sich die Familie auch durch ihre Ver-
zweigungen hervorgethan, die zwar besondere
Namen führten, jedoch mit dem gemeinsamen
Wappenzeichen einer hangenden Kette ihre alte
Stammverwandtschaft verkündeten. Als Stamm-
haus dürfte indess nicht Bönen, vielmehr, wenn
anders das Wappen ein sprechendes ist, Ketting-
hausen gelten. Das Geschlecht der von Kete-
cusen taucht 1152 durch einen Herman in
einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Arnold,
und zwar neben dem genannten Herman von
Bönen auf, um dann für immer zu verschwinden
und wahrscheinlich Wappen und Besitz auf die
von Bönen und deren Abzweige zu vererben.
Das Haus Kettinghausen liegt in nörd-
licher Nähe von Bönen, als Privateigentum seit
Jahrzehnten seiner alten Gebäulichkeiten und
burgartigen Anlagen bis auf Grabenreste haar,
obwol es als doppelter Rittersitz, als Alt- und
Neu-Kettinghausen, in unser Jahrhundert ange-
langt war.
BÖNEN.
sind, ehemals aber die Communication des
Schiffes und der untern Thurmräume vermit-
telten. Den Stilcharakteren und der Behand-
lung zufolge möchte dieses Westwerk um die
Mitte des 12. Jahrhunderts er- s
baut sein etwa kurz nachdem das
Stift zu Deutz das Patronat er-
worben hatte.
An älteren Denkmälern finden
wir nur drei Glocken: Die ältere
enthält zwischen Reifen, die oben
und unten mit Arabesken besäumt
sind, folgende Inschrift in Minus-
keln mit mehreren Majuskel-Ini-
tialen und Lilien zwischen den
Worten:
Maria hete ick,
De levendigen rop ick,
De doden bescre ick.
Wolter Westerhues godt (mi) in den
jar mcccccxxm.
Die zweite mit allerhand Bild- und Blattzierden:
S. Agatha patrona . Iohan Wegner pastor . ..
Antonius Paris me fecit 1659 — nach an-
derem Berichte 1652.
Die dritte mit Reifen und Arabesken um-
zogen hat die Inschrift:
S. Catrina . . . Anno XXXI.; und wirk-
lich nahm nach einer Notiz des Pfarrarchivs
die Gemeinde 1631 ein Capital
auf, um damit den Glockengiessern
Peter und Niclaes Goemannen (?)
im Lothringerlande den Guss einer
Glocke zu bezahlen.
Fraglich bleibt, ob einer der
Glockenpatrone auch jenem der
Kirche entspricht. Der Meister
Westerhues war Bürger zu Mün-
ster und seiner Zeit einer der
bedeutendsten und gesuchtesten
Glockenkünstler; — Anton Paris,
ein Franciskaner, hat gleichfalls
viele Arbeiten im Norden wie im
Süden der Lippe hinterlassen, die sich indess
mehr durch Festigkeit, als durch Formenschön-
heit auszeichnen.
Die frühere Orgel ist 1687 von Conrad
Winbreucker für 407 Thlr. 47 Stüber, — die
gegenwärtige um 1846 von Bucholtz zu Berlin
gebaut.
Rittersitze.
Vom Orte Bönen, vielleicht vom Haupthofe,
führte den Namen das Rittergeschlecht von
Bönen, welches 1152 in der Nähe des Kölner
Erzbischofes durch einen Hennan bedeutsam
hervortritt und dann den Grafen von der Mark,
sobald diese am Hellwege die Anker ihrer
Herrschaft auswerfen, die wesentlichsten Dienste
leistet. Ludolf von Bönen, seit 1201 auch ur-
kundlich genannt, verwaltete damals das Amt
eines Drosten und vollführt für seinen Herrn
die verantwortlichsten Geschäfte. Auf einen
alten Rittersitz, der im Süden der Kirche,
etwa an Stelle des Schultenhöfes Haren lag,
deuten die Reste eines breiten Ringgrabens, die
im Boden entdeckten Holzpfosten eines Thores,
das von dort auf den Kirchhof führte, weiterhin
die Namen ,Witteburg1 und ,Village‘ für Grund-
stücke im Osten und Westen jenes Hofes.
Nicht minder, wie durch Alter und Verdienst,
hat sich die Familie auch durch ihre Ver-
zweigungen hervorgethan, die zwar besondere
Namen führten, jedoch mit dem gemeinsamen
Wappenzeichen einer hangenden Kette ihre alte
Stammverwandtschaft verkündeten. Als Stamm-
haus dürfte indess nicht Bönen, vielmehr, wenn
anders das Wappen ein sprechendes ist, Ketting-
hausen gelten. Das Geschlecht der von Kete-
cusen taucht 1152 durch einen Herman in
einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Arnold,
und zwar neben dem genannten Herman von
Bönen auf, um dann für immer zu verschwinden
und wahrscheinlich Wappen und Besitz auf die
von Bönen und deren Abzweige zu vererben.
Das Haus Kettinghausen liegt in nörd-
licher Nähe von Bönen, als Privateigentum seit
Jahrzehnten seiner alten Gebäulichkeiten und
burgartigen Anlagen bis auf Grabenreste haar,
obwol es als doppelter Rittersitz, als Alt- und
Neu-Kettinghausen, in unser Jahrhundert ange-
langt war.