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KIRCHLICHE DENKMÄLER,

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sehen den beiden Fusspunkten
der verschwundenen Schilcher-
kreuze die Kreuzigung des
Herrn, im Vordergründe davon
Maria, Johannes, die weinen-
den Frauen und die Pharisäer,
im Hintergründe die Entklei-
dung und zuschauenden Phari-
säer, darüber die Vorbereitung
zum Annageln, im rechten Sei-
tenfelde oben die Kreuzab-
nahme, unten vormals die
Pieta, jetzt die Ivreuzschlep-
pung. Die Nischen verschlies-
sen sich oben durch ein durch-
brochenes gothisches Blatt-
werk, und die seitlichen tru-
gen vielleicht ehedem raum-
füllende Figuren oder gleich-
falls ein Verschränk von Blatt-
werk und Architekturgerippe.
Die beiden Flügel mit Gemäl-
den sind bei der Auflösung
des Simultaneums an die ka-
tholische Gemeinde gekommen
und, wie es heisst, verloren.
Dieser gehören auch das Cruci-
fixbild des Hauptfeldes und
mehrere beschädigte Holzbil-
der, welche behufs der photo-
graphischen Aufnahme theils
in die drei untern Altarnischen,
theils vor die Predella gestellt
sind. Die drei Nischen umfass-
ten, wie die Anlage der sehr
verblassten Farbenornamente
des Hintergrundes beweisen,
vormals Figuren in der hier
beobachteten Anordnung, die
mittlere ohne Frage das dar-
gestellte Bild der Mutter Gottes

107.

I

(virgo Deipara), welches nach
der Haltung und Gewand-
lage frühgothischer Kunst ent-
stammt. Gleich alt erscheint
unten rechts die heil. Agnes,
etwas jünger die heil. Barbara
in der linken Nische, wieder
jünger, doch ganz verschie-
den, etwa um die Mitte des
15. Jahrhunderts ausgeführt,
das Bild der Heiligen mit dem
Buche in der Linken, und das
der Mutter Anna, neben wel-
cher die heil. Maria stehend
dem Jesukindchen eine Wein-
traube reicht; noch später,
weil bereits unter naturalisti-
schen Einflüssen entstanden,
die Heilige in der Nische rechts,
entweder Catharina oder Agnes
und wiederum etwas später die
danebenstehende Figur des
Evangelisten Johannes. — Das
Werk steht jetzt in Münster;
es belehrt uns, wie sehr derlei
Werke damals vom Keligions-
und Kunstbedürfnisse dictirt
wurden und wie sogar eine
kleine Gemeinde ihrer nicht
entrathen konnte.

Ein Chorstuhl mit spät-
gothischen Lambris in den Fül-
lungen entstammt dem Spät-
mittelalter; — mehrere vom
Kloster Scheda überkommene
Sitzbänke ziert in den Fron-
ten Barock - Ornament; —

Kanzel und Deckel sind po-
lygon, die Ecken der erstem
mit gewundenen Säulclien ver-
ziert.

Die katholische Ivirche.

Die katholische Gemeinde bezog 1875, nach-
dem seit 1864 die Gemeinde Wickede im Her-
zogtum Westfalen als eigene Pfarre abgelöst
war, eine eigene südlich vom Orte auf einsamer

Höhe von F. A. Fischer zu Barmen geplante
Kirche, welche die Länge dreier Gewölbefelder
mit Seitengängen, polygonen Chor, viereckigen
Westthurm mit langer Spitze, Dachreiter über

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