Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
144

SCHEDA.

seit 1622 dem Propst Caspar von Heese als
Coadjutor beigeordnet, 1628 Propst und zweiter
Reformator des Klosters, liess im Beisein des
Kölner Weihbischofs Johannes Gelenius, eines
begeisterten Geschichtsforschers, des Propstes
Leonhard Teveren von Knechtsteden und an-
derer Herren die Gräber des Priesters Ekhard
und des Propstes Herman öffnen und die Funde
durch Schriftstücke documentiren. Er verfasste
auch 1624, wahrscheinlich von demselben Weih-
bischof bewogen, die erste Klosterchronik, —
eine zweite schrieb jedenfalls der Propst Chri-
stoph Bernhard von Duithe um 1730, jedoch
so abweichend von jener, dass nur beide zusam-
men einen chronologischen Anschluss der Ereig-
nisse, und dies noch mangelhaft, bieten. In die-
sen Nachrichten sind auch die wichtigsten Bege-
benheiten der einst bedeutsamen Klosterstätte
und ein Ersatz für das Monumentale gebracht;
denn dessen ist wenig nach den Schriften, noch
weniger nach den Ueberbleibseln zu vermerken.
Gerühmt wurde die Tumba des Propstes Her-
man; in den Propsteifenstern erglänzten in Farbe
Stammbäume der Pröpste von Wilhelm von
Hemmerde 1400, bis zu jenen des vorigen Jahr-
hunderts. Der erwähnte Adolf Hake, heben
die Chroniken hervor, hat zugleich als unermüd-
licher Schreiber, fast alle Chorbücher, die
späterhin im Gebrauch waren, in schönster
Schrift (pulcherrimo charactere) angefertigt. Der
Propst Caspar von Plettenberg hat während sei-
ner Regierung 1506—1540 den Hochaltar mit
einem Tafelgemälde von lebhaften Farben
(vivis coloribus) geschmückt, Johann von Sun-
dag, als Pfarrer zu Hemmerde, die dortige
Kirche verschönert, nach 1559, wo er Propst
wurde, zu Scheda das Dormitorium, das Vieh-
haus und andere Gebäulichkeiten aufgeführt;
Jodocus Caspar von Aldenbruck, Propst von
1667 —1690, liess die ,äusseren Gebäude1 er-
richten. Manches wurde von den Bauten und
Kunstwerken durch Kriegerhände ruinirt, so
1622 von den Lippeschen das Kirchengeräth ver-
dorben, die Monstranz mit den Ornamenten ge-
raubt, Anderes im dreissigjährigen Kriege von
den Hessen zerstört oder beseitigt, in den Krie-
gen Ludwig’s XIV., 1673 in den letzten März-
tagen, jeder Klosterraum geplündert, die Orgel

zerstört, die Altäre umgeworfen, die Sakristei
ausgeleert, die heiligen Gefässe verschleppt, end-
lich 1726 vom Feuer die meisten Nebengebäude
verzehrt. Was der Krieg verschont oder kunst-
fertige Hände wieder hergestellt hatten, verfiel
der Aufhebung und der Missachtung, die der
Anfang unseres Jahrhunderts den alten Denk-
mälern auch hier entgegenbrachte.

Und zu spät kam Scheda mit Cappenberg,
nämlich 1816 21/6, als königliches Geschenk,
das mit Birnbaum in Westpreussen umgetauscht
war, an den Mann, dessen Thatkraft nicht nur
dem Vaterlande, sondern auch der Geschichts-
wissenschaft staunenswerthe Dienste leistete, an
den Minister Karl vom Stein. Die Kirche war
ursprünglich Mos Klosterkirche; seit der Refor-
mation, wo den Katholiken die meisten Kirchen
der Umgegend abhanden kamen, auch Volks-
küche, zumal für die Gläubigen zu Wickede
und Wiehagen, die allmälig zu Bausenhagen in
einen geregelten Pfarrverband traten, bis sie für
ihre Kapelle zu Wickede 1864 selbst Pfarrechte
erhielten. Die Klosterkirche lag im Osten
der weitläufigen Oekonomiegebäude, — ein ein-
schiffiges, doch geräumiges, echt romanisches
Bauwerk, im Westen mit zwei Thürmen, im
Innern mit drei Altären ausgestattet. Sie wurde
1173 vom Erzbischof Philipp eingeweiht, — bis
dahin also die alte Severinskapelle benutzt, —
1817 abgebrochen und das Geräte nach Werl,
Bausenhagen oder Hemmerde überführt.

Von den einstigen Schätzen, Bauten und
Anlagen dieses reichen Klosters ist Nichts ge-
blieben als der Rest einer ringförmigen Buchen-
allee im Süden des Gartens, sowie ein grosses
Oelbild, dessen Inhalt die Ueberschrift, dessen
Alter, — etwa das Ende des 17. Jahrhunderts
— die Schriftzüge bekunden:

Wiltrudis vidua divinitus illuminata
Destruxit castrum, condens venerabile claustnim.
Se, sua cum natis dedit ad cultum, Deitatis.

Den Klosterraum bedecken jetzt Oekonomie-
gebäude mit dem steinernen Herrenhause.

Anscheinend eine Filiale von Scheda und
stets enger mit ihm verbunden war das Prä-
monstratenserkloster Bentrop zu Werdohl an
der Lenne. Es begegnen uns dort 1220 ein
 
Annotationen