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BURG.

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Propst Ludolf von Bertelndorp oder Marienwald,
1231 ein Propst Volquin von ,Bertelintorp‘ in
einem zu -Cappenberg vollzogenen Gutsverkaufe
zwischen den Prämonstratenserklöstern Scheda
und Wedinghausen. Da das 1220 vom Kloster
Flechtorf erworbene Patronat der Kirche zu
Werdohl später Scheda zusteht, da schon
1254 Propst und Convent zu Bentrop das Sie-
gel des Propstes zu Scheda gebrauchen, so ist
Bentrop diesem Kloster immer nahe verbun-
den gewesen, später sogar zu einem Priorat

desselben herabgesunken. Die beiden Scliedaer
Pröpste Wilhelm von Galen und Johan von
Sundag waren, bevor sie, der eine 1540, der
andere 1559, zu ihrer Würde emporstiegen,
noch Prioren in Bentrop. Als im 16. Jahr-
hundert Werdohl die Reformation annahm, ging,
wie es scheint, mit dem Scliedaer Patronat der
Kirche auch das Priorat ein. — Die Scheda be-
nachbarte Bauerschaft Bentrop kommt 1036
wol schon unter dem Kamen ,Beringthorpa‘,
dann (1067) als ,Berenthraph‘ vor.


In südöstlicher Nähe der Klosterstätte gibt
es unter einem Nadelholzwalde noch klare und
verborgene Spuren einer einstmaligen Burg-
anlage: den ,Hünenknüfer‘, eine gen Süden in’s
Ruhrthal vorspringende Bergzunge, bewehren
nach Norden, nach dem beackerten Plateau, drei
concentrisch von dem einen Abhänge zum andern
in gewissen Abständen geführte Erdwerke, welche
je näher der Kuppe, um so stärker und mäch-
tiger werden. Das äusserste Werk ist ein etwa
3in tiefer und 6m breiter Graben, die beiden
andern bilden Wallgräben, und davon hat der
Innerste bei 70m Länge im Walle, 30m Weite,
im Graben 8m Tiefe und 12m Breite, der an-
dere bei ungefähr 80m Länge im Graben 6m
Tiefe und 8m Breite. Die steile mit einem
modernen Pavillon besetzte Kuppe birgt, wie
Ortskundige versichern, Grundmauern und unter-
irdische Bautheile einer Anlage, die jedenfalls
nach den steinernen Werken und dem unbe-
deutenden Durchmesser des Gipfels eine mittel-
alterliche Ritterburg war. Die Ringwerke schlies-
sen sich hier den steilen Seitenabhängen der
Höhe so natürlich an, und umfassen ein so ge-
räumiges Terrain, als ob der Bergvorsprung
zuerst als altdeutsche oder sächsische Wallburg
hergerichtet wäre, ganz so wie Ardei im We-
sten. Reiht sich das Erdwerk den Wallburgen
auf den nördlichen Höhen der Ruhr ein, so
stammen die Grundmauern in der Kuppe aus
der Ritterzeit, es fragt sich, von welchem Ge-
schlecht? Jedenfalls nicht von den Edelherren
von Ardei, weil sie auf Ardei wohnten, eher
von einem Ministerialengeschlecht, wovon 1289

ein Antonius von Scheda beurkundet wird, wahr-
scheinlich von den Edelherren, die mit ihrer
Mutter Wiltrud vor 1147 das Kloster Scheda
gegründet haben. Diese führen in den gleich-
zeitigen Quellen keinen Namen und zerstören
oder verlassen zum Behufe ihrer Klosterstif-
tung ihre Burg, wie spätere Angaben ver-
sichern. Wir vermuthen also hier das Stamm-
haus der ersten Edelherren der spätem Herr-
schaft Ardei, welches, wie ihre Besitzer, nach der
Lage und dem Namen des Klosters, Scheda
hiess, und schliessen nicht aus, dass es später
wieder von einem Ministerialengeschleclit be-
wohnt sein kann, zumal da die Stammburg zer-
stört und schon wegen ihrer Engräumigkeit
nicht selbst in ein Kloster verwandelt ist. Erst
Jahrzehnte nach dessen Stiftung taucht mit
Sicherheit ein Geschlecht der Edelherren von
Ardei als Erbe des weltlichen Nachlasses der
(ersten) Edelherren von Scheda auf, und seine da-
mals auf dem gleichnamigen Berge eingerichtete
Burg entspricht in der natürlichen und künst-
lichen Festigkeit so genau der Burg Scheda,
als ob die eine nach dem Yorbilde der andern
angelegt wäre, wie der Vergleich beider sofort
in die Augen springen liess. Die beiden Ge-
schlechter mochten auch schwer auseinander-
zuhalten sein, weil ihre Geschichte mancherlei
verwandte Züge zeigt: so das unscheinbare Ent-
stehen, das geräuschlose Verschwinden, das be-
scheidene Heraustreten in’s Ritterleben, die be-
schauliche Geistesrichtung, die Fürsorge für die
Klöster, für Fröndenberg dort, für Scheda hier,
die Nähe und Gleichförmigkeit ihrer Wohnsitze.


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