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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1895

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Heft 2
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Jaffé, Franz: Die Innen-Ausstattung des Reichstagshauses, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6756#0025

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Ganz besonders prächtig mußte sich jedoch die Aus-
stattung desBundesraths-Sitzungssaales, gewisser-
maßen eines Eentralraumes, in welchem die oberste Aörper-
schaft des Parlaments ihre Heimstätte hat, gestalten. Wiederum
ist eine polzarchitektur hier zur Anwendung gelangt, um dem
Raume eine trauliche Behaglichkeit zu sichern; damit ver-
bunden ist eine außergewöhnliche Fracht in der Ausstattung
mit ornamentalem bildnerischen Schmuck. Es sind zunächst
die künstlerisch hochvollendeten k)olzpaneele (von E. Epple
und Ege in Stuttgart), welche ungefähr 4 in ksöhe erreichen,
den Raum rings umschließen und oben mit einer reizvoll
erfundenen Endigung abschließen. (Ein Bruchstück dieses
Getäfels geben wir in Abb. ich).) chn ebenbürtiger Weise sind
die Thüren in diesem Raume durchgebildet, welche, wie fast
alle Thüren der bsaupteingangsräume, nur zwei Füllungen
zeigen, eine untere in über Manneshöhe und eine obere
quadratische, deren Grund durch reiches figürliches und
Ranken Ornament geschmückt ist. Die Gberwand des Raumes
über den Paneelen soll später durch echte Gobelins geschmückt
werden; vorläufig dient eine Seidendamasttapete von dunkel-
grüner Färbung dazu. Die Decke besteht aus einem Rqhmen-
werk aus Aiefernholz mit interessanten in Lindenholz her-
gestellten Ornamenten; sic gliedert sich in ein Mittelfeld
und acht Nebenfelder, welche durch Malereien geschinückt
werden sollen, die abwechselnd Grau in Grau, resp. auf
blauem Grunde gedacht sind, in eben derselben Weise, wie
sie die berühmten Vorbilder im Dogenpalast zu Venedig
zeigen. Das gesainnrte Rahmenwerk wird eine Vergoldung
erfahren und so gewissermaßen Rahmen zu den Gemälden
bilden. Ein hervorragend schön modellirter Aamin von
Professor Vogel, welcher in istrischem Aalkstein zur Aus-
führung gelangt ist, ziert den Raum (Abb. 20). — Die
Ausstattung mit Teppichen, Portieren und Möbeln, die

hauptsächlich in Grau-grün mit Goldgrund gehalten sind,
vervollständigt das vornehm künstlerische Bild des Ganzen;
überhaupt nehmen Teppiche und Möbel im Reichstagsbau

22. Aus dem Reichstagshaus. (6) Füllung an den Thüren zum
Reichstagsvorstand.

eine besondere Stellung ein, indem sie in den meisten Fällen
besonders für diesen Zweck hergestellt und nur ausnahms-
weise in der üblichen Art beschafft worden sind. (Schluß folgt.)

23. Aus dem Reichstagshaus. (?) Emblem zwischen den Säule»
der Südeingangshalle.
 
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