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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1895

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Heft 11
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Gmelin, L.: Die Ehrengaben zum 80.Geburtstage des Fürsten Bismarck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6756#0093

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U2- Embleme auf dem Deckel des Aastens für den kaiserlichen Lhrenpallasch.

Entwurf von Prost <£. Doepler-Berlin; ausgefüstrt von G. lfulbe-kfamburg. Maaßstab circa >/; der wirklichen Größe.

8ie Ehrengaben zum $o. Geburtstage des

i d m « r cf.


U3. Randleiste

an dem Glückwunsch der Nürnberger Bürger.

Gemalt von prqf. Lr. Wanderer-Nürnberg.

iemals find einem Sterblichen so zahlreiche Huldigungen zu Theil geworden,
wie dem ersten Kanzler des neuen Deutschen Reiches. Konnte man vor
zehn Jahren, als der mächtige Mann noch die Geschicke Deutschlands leitete,
manche Ehrung aus Rechnung seiner hohen Staatsstellung setzen, so nahmen
die Kundgebungen gelegentlich seines 80. Geburtstages die Gestalt eines freiwilligen
plebiscites an. Von überallher, wo inait diesen Mann als das Werkzeug anerkennt
und verehrt, welches die deutschen Staaten zusammengeschweißt, kamen die Gaben
und Glückwünsche, — bedeutsame Kunstwerke neben prunkvollen Nichtigkeiten, —
gedankenreiche, poetisch - malerische Ergüsse neben selbstgefälligen, kindlich-naiven
Aeußerungen, — Arbeiten, bei denen der Schalk den Pinsel geführt neben solchen,
bei denen die Etiquette und das Herkommen zu Gevatter gestanden u. s. w. —
bis zu den in kalter Kammer aber mit warmem Herzen gefertigten Liebesgaben
und den nichtssagenden Protzereien einer aufdringlichen Reklame.

Eine große Zahl dieser Geschenke war im Laufe des verflossenen Sommers in
Berlin zu einer Ausstellung vereinigt worden; dem Entgegenkommen des Grafen
Herbert Bismarck und des Leiters der Ausstellung, Direktor Eckhoff, verdankt es
die Zeitschrift, Einiges vom Besten in dieser Nummer publiziren zu können. Es
war eine bunte Gesellschaft, in welcher die künstlerisch zweifelhaften Elemente stellen-
weise so sehr überwogen, daß einige Ausdauer dazu gehörte, die Diamanten von den Auarz-
körnern zu sondern.

Auch in Bezug auf ihre Herkunft war diese Gesellschaft bunt zusammengewürfelt. Die
kaiserlichen Geschenke bildeten mit denen der staatlichen und städtischen Behörden den vor-
nehmen Theil der Gesellschaft, gewissermaßen den Adel, an welchen sich dann die Gaben
aller möglichen Vereine oder zufälliger Vereinigungen — Stammtische, Kegelklubs, Schul
klaffen rc. — und eines ganzen Heeres von Einzelpersonen anschloß. Daß unter der letzteren
Gattung von Geschenken der Kleinkram geradezu wucherte, liegt zuineist an dem hausbackenen
Sinne der Geber, welcher dem verehrten Mann feine alten Tage durch schöne warme Haus-
schuhe und andere Kleidungsstücke, einen bequemen Lehnstuhl, Teppiche rc. möglichst behag-
lich gestalten möchte; und doch sind diese oft wahrhaft rührenden Zeichen der Verehrung —
solange sie anspruchslos auftreten — noch nicht so schlimm, als wenn gute Zdeen trotz
mangelhafter Ausführung dennoch sich den Rang von Kunstleistungen anmaßen —
ein Fall, der leider gar nicht selten ist. Sehen wir von all den Dingen ab, die von
vornherein auf kunstreiche Bearbeitung verzichteten, so vertheilen sich die Geschenke
in zwei großen Gruppen: die der Gegenstände und die der schriftlichen Kundgebungen.


Zeitschrift des bayer. Kunstgewerbe-vereins München.

1895. ßeft \\. (Bg. 1.)
 
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