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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1895

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Heft 1
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Halm, Philipp Maria: Das Zinn im Kunsthandwerk
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6756#0018

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nung der Lauinger Fürstengruft zu Tage. Auf dem Deckel
ist gewöhnlich Christus am Kreuz dargestellt; darunter stehen
lange Gebete. In die Schrägseiten des Deckels sind Wappen,
von Kränzen umgeben, eingravirt.

Wohl wandte sich auch das \8. Jahrhundert noch der
Zinnindustrie zu, zumal die Zeit des reiferen Rokoko. Ts
sei nur an die gedrehten Leuchter, die Kannen und die zier
lichen Weihbrunnen erinnert. Tine Blüthezeit aber wie die,
Briots oder Tnderleins kain nicht wieder. Als siegreiche
Gegner traten das Glas, das Porzellan, das Steingut gegen
das Zinn auf. Spärlich noch findet es im Tinpire eine

selbständige Verwendung, bis es dann nur mehr der Ranne,
dein Krug oder Glas als Deckel oder Beschlag dienen darf.
Auch heutzutage ist dieses feine Hauptrolle, seine Verwendung
in, pausrathe ist auf das Mäßigste beschränkt. Dagegen
dient es in geätzten, gravirten oder mit Reliefs gezierten
Tellern und Schüsseln zuin Schmucke der Büffets und Schränke.
So reich und zierlich aber diese modernen Leistungen auch
sein mögen, wirklich hervorragende Arbeiten wie etwa die
Mars oder Temperantiaschüffel sind nicht mehr geschaffen
worden. Noch heute stehen Briot und Tnderlein als un-
erreichte Meister des Zinngusses da. Dr. Ph. M. Halm.

(o. Plattstickerei. Im Stile ungarischer Bauerustickereieii entworfen von Architekt Bela Benczur, Budapest.

Ungefähr '/« der wirklichen Größe.

ÖCtiJWi? kunstgewerblichen <I)ustenblMer.

Tas. Tafelaufsatz. Im Auftrag 2. A. Hoheit des prinz-
rezenten Luitpold, zur silbernen Hochzeit S. A. Hoheit des Prinzen
Ludwig von Bayern entworfen und ausgeführt von Hofsilberarbeiter
Ferd. Harrach 6c Lohn, München.

Ueber dem untern, dem wirklichen Gebrauch bei der Tafel dienen-
den Theil des Aufsatzes erhebt sich ein schlanker, luftiger Aufbau,
welcher die Hinweise aus das Jubelfest des hohen paares versinn-
bildlicht: in der Mitte unter einer Laube ein kosendes Taubenpaar,
oben die Alianzwappen (Bayern und Gestereich-Este), von der Aönigs-
krone überragt und von Amoretten umspielt, welche eben damit be-
schäftigt sind, die Wappen mit einem großen Aranz aus Myrthen-
und Grangenblüthen zu umwinden. Außer dem etwa io cm hohen
Sockel aus Serpentin besteht der ganze Aufsatz aus Silber mit theil-
weiser Vergoldung, die Fruchtschalen sind doppelseitig getrieben und
dann — was technisch mit ziemlichen Schwierigkeiten verbunden ist —
in die Gußtheile eingelöthet; die Grangen- und Myrthenzweige re. sind
aus freier Hand gearbeitet, die Wappen emaillirt.

Höhe ohne Sockel 70 cm; größte Breite 56 cm.

Taf. 2 & 3. Gothisches Zimmer. Unter Benützung einer
Decke im Schloß Wolkenstein-Trostburg bei Waidbruck (Süd-Tyrol)
entworfen von Herrn. Airchmayr, München.

Taf. q. Billard im japanischen Stil. Nach Angaben von
Professor Or. A. Schricker in Straßburg, ausgeführt in der F.
Schl eiffer'scheu Billardfabrik in Straßburg i. E. Aquarell von
A. Erd mann, Straßburg.

Dieses ebenso originelle wie prächtige, aus der Weltausstellung
zu Thirago prämiirte Billard verdankt seine Entstehung einer Anregung
des prof. Schricker. Die Schnitzereien daran sind entworfen und aus-
geführt von Bildhauer B o es h ens; die Füllungen wurden nach Ent-
würfen von A. Erdmann in Lackmalerei ausgeführt von der Gel-
xappwaarenfabrik von Gebr. Adt in Forbach.

Taf. 5. Flü g e l. Nach Entwurf von Architekt Bruno Schmitz,
Berlin; Ausführung von der Firma Rud. Ibach Sohn, Barmen.

Dieser Flügel, der die Nummer 25 000 trägt, ist ein neuer Beweis
dafür, welchen Werth die Firma Ibach, deren wiederholte preis-Aus-
schreiben bekannt sind, aus künstlerische Ausstattung ihrer Instrumente legt.

Hierzu „Kunstgewerbliche Rundschau" Nr. I.

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verantw. Red.: prof. L. Gmelin. — Herausgegeben vom Bayer. Lunstgewerbe-Verein. — Verlag von M. Schorß. - Druck von Lnorr ä Birth, München.
 
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